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Die Familienwohnung im Gepäck

Hilleberg Kaitum 4 GT Tunnelzelt im Test

10 Minuten Lesezeit
Das Kaitum 4 GT von Hilleberg bietet insbesondere Familien sehr viel Platz und Komfort. Als Vierjahreszeiten-Zelt lässt es sich auf vielfältige Wetterbedingungen einstellen. Wie es sich sonst noch auf einer mehrwöchigen Familientour schlägt, erfährst Du hier im Testbericht.

Mit „großen“ Kindern sechs Wochen auf Zelturlaub – kann das gutgehen? Wir finden, mit einem geräumigen, komfortablen Zelt kann diese Frage schon viel eher mit „ja“ beantwortet werden. Denn Stress durch Enge ist dann kein Thema mehr. Mit dem Hilleberg Kaitum 4 GT hatten wir unsere Familienwohnung im Gepäck. Doch lest selbst …

Das waren die Auswahlkriterien

Unsere Kinder (zehn und vier Jahre) werden immer größer und brauchen von Jahr zu Jahr mehr eigenen Platz. So kamen wir im letzten Jahr an Regentagen mit dem kompakt geschnittenen Nallo 4 GT (3,6 Kilogramm) von Hilleberg schnell an unsere Grenzen. Daher war klar, dass wir für die diesjährige sechswöchige Fahrradreise von Spanien entlang der Atlantikküste bis nach Amsterdam ein geräumigeres Zelt benötigen würden.

Da es keine hohen Gebirge zu überwinden gab, spielte das Zeltgewicht auf dieser Radtour eher eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger waren uns der Raumkomfort und wegen der Küstennähe eine gewisse Sturmstabilität. Daher fiel unsere Wahl auf das Kaitum 4 GT (4,6 Kilogramm), den „kleinen“ Bruder des expeditionstauglichen Keron 4 GT (5,5 Kilogramm).

Eine Frau und zwei kleine Kinder auf einer Decke vor einem grünen Zelt.
Familie Blume hat das Hilleberg Kaitum 4 GT auf einer sechswöchigen Radreise entlang der europäischen Atlantikküste getestet. | Foto: Jens Blume

Einsatzbereich des Hilleberg Kaitum

Ein Zelt und Fahrräder auf einer Wiese an der Küste.
Wichtig war beim Zelten an der Küste auch eine gewisse Sturmfestigkeit des Zeltes. | Foto: Jens Blume

Beim Kaitum 4 GT handelt es sich um ein gewichtsoptimiertes Tunnelzelt für alle vier Jahreszeiten. Der Hersteller Hilleberg ordnet es seiner Kategorie „Red Label“ zu und empfiehlt den Einsatz unterhalb der Baumgrenze, wenngleich das Zelt wesentlich sturmstabiler als viele seiner Konkurrenten sein dürfte. Wer sehr extreme Bedingungen erwartet oder Touren von mehreren Monaten plant, sollte eher zu der Kategorie „Black Label“ greifen und den großen Bruder, das Keron 4 GT, wählen. „GT“ steht bei Hilleberg übrigens für das erweiterte, besonders große Vorzelt, welches beim Kaitum durch ein kleines Vorzelt am anderen Zeltende ergänzt wird.

Wie viel Platz bietet das Zelt?

Insgesamt vier Gestängebögen spannen einen Tunnel mit einer Gesamtlänge von 5,05 Metern auf. Wer quadratische „Iglu“-Zelte gewöhnt ist, wird zunächst einmal erstaunt sein über den großen Platzbedarf. Wir können allerdings beruhigen – der Blick für entsprechend geeignete Plätze im Gelände ist schnell geschult.

„Belohnt“ wird man mit einem fantastischen Raumangebot im Inneren: Im Innenzelt wird eine Sitzhöhe von 95 bis 110 Zentimetern erreicht. Der Unterschied von 15 Zentimetern ist uns dabei kaum aufgefallen – im Gegenteil: In allen Innenzeltbereichen des Kaitum kann man entspannt sitzen, lesen, spielen oder auch essen, während hingegen im Nallo 4 GT, das wir früher getestet haben, das eine Ende des Innenzelts stark abfällt und damit eigentlich nur noch zum Schlafen genutzt werden kann. Sehr praktisch fanden wir auch die Tatsache, dass vier Isomatten sowohl längs als auch quer in das Innenzelt passen. Gerade in unebenem Gelände erreicht man so bei der Zeltplatzwahl eine größere Flexibilität.

Geräumiges Vorzelt bei der GT-Variante

Das Vorzelt, das bei der GT-Variante erweitert und somit besonders groß ist, punktet mit viel Platz für Ausrüstung. Wanderer werden es lieben, dass dort alle großen Rucksäcke und die Wanderstiefel regenfest abgelegt werden können. Und nicht nur bei Diebstahlgefahr ist es praktisch, alle Fahrradpacktaschen mit ins Innere nehmen zu können. Sollte die Ausrüstung doch draußen bleiben, hat man ein wunderbar praktisches zweites „Zimmer“, in welches wir uns bei Regen oder kaltem Wind gern für das Abendessen oder Frühstück zurückgezogen haben.

Der Stoff, aus dem die Hilleberg-Zelte sind: robustes Ripstop Nylon, doppelseitig mit drei Lagen Silikon beschichtet. | Foto: Jens Blume
  • Tipp: Das Vorzelt schützt zwar vor Wind und Wetter, nicht jedoch vor Moskitos! Diese finden trotz geschlossenen Lüftern ihren Weg hinein – wirklich sicher ist man vor diesen Plagegeistern daher ausschließlich im Innenzelt.

Material und Eigenschaften

Um bei nahezu gleichem Raumangebot 900 Gramm leichter als das Keron zu sein, muss das Kaitum natürlich ein paar Abstriche, unter anderem hinsichtlich der Stabilität und Robustheit, machen. Worin die Unterschiede im Detail liegen, kannst Du nachfolgender Tabelle entnehmen:

Vergleich Materialeigenschaften Kaitum 4 GT mit Keron 4 GT

Eigenschaft   Kaitum 4 GT Keron 4 GT
Außenzelt Basisgewebe 30 Denier Ripstop Nylon 40 Denier Ripstop Nylon
Beschichtung doppelseitig beschichtet mit insgesamt drei Lagen aus 100-prozentigem Silikon
Gewicht 49 g/m² 55 g/m²
Weiterreißfestigkeit mind. 12 kg mind. 18 kg
Wassersäule 5.000 mm 5.500 mm
Innenzelt Basisgewebe 30 Denier Ripstop Nylon 40 Denier Ripstop Nylon
Gewicht 35 g/m² 43 g/m²
Zeltboden Basisgewebe 70 Denier Nylon 100 Denier Nylon
Beschichtung Dreifache Polyurethanbeschichtung
Gewicht 90 g/m² 110 g/m²
Wassersäule 15.000 mm 20.000 mm
Gestänge Durchmesser 9 mm 10 mm
Länge 2 x 328, 2 x 368 cm 4 x 368 cm
Innenzeltfläche   4,8 m² 4,4 m²
Apsisfläche   3,4 und 1,6 m²

Wie baue ich das Kaitum 4 GT auf?

Eine Frau faltet ein grünes Zelt auf.
Der Aufbau nach dem Hilleberg-Prinzip ist einfach: Das Innenzelt ist mit dem Außenzelt verbunden und kann in vier einfachen Schritten von einer Person aufgebaut werden. | Foto: Jens Blume

Der Aufbau des Zeltes ist denkbar einfach und kann von einer einzigen Person durchgeführt werden. Hat man sich einmal an das Hilleberg-System gewöhnt, braucht es praktisch kein Training. Wie üblich ist das Innenzelt mit dem Außenzelt verbunden und kann gemeinsam aufgestellt werden. Auch die optional erhältliche Zeltunterlage (Groundsheet) lässt sich wie gewohnt fest mit dem restlichen Zelt verbinden, so dass lediglich folgende Arbeitsschritte zum Aufbau notwendig sind:

  1. Zelt ausbreiten, an einem Ende mit zwei Heringen im Boden verankern
  2. Stangen zusammensetzen, in die Kanäle schieben und fixieren
  3. Das verbleibende Zeltende mit weiteren zwei Heringen im Boden fixieren
  4. Die Zeltspannung ggf. einstellen und evtl. mit weiteren Heringen eine größere Sturmstabilität schaffen

Auf- und Abbau bei Regen

Sollte es einmal besonders stark regnen, ist es theoretisch auch möglich, beim Abbau zunächst das Innenzelt auszuknüpfen, trocken zu verstauen und im Anschluss den Rest abzubauen. Am nächsten Ort erfolgt dann der Aufbau in umgekehrter Reihenfolge. Allerdings haben wir von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, denn man kann auch einfach den Innenzeltboden mit einem Tuch trocken wischen, wenn er mal nass wird.

Sturmfest fixieren

Bei Sturm können bis zu 22 Heringe im Boden verankert werden, um das Zelt sicher zu fixieren. Spätestens seit unserer Tour durch Patagonien wissen wir, wie wichtig ein sturmstabiles Zelt sein kann. Entgegen unseren Erwartungen waren die Winde in diesem Sommer am Atlantik jedoch eher moderat. Nur selten haben wir von der vollen Sturmabspannung Gebrauch gemacht.

Auf jeden Fall sollte man nicht einfach die 22 Hilleberg Standard Mini-V-Pegs mit auf Tour nehmen, sondern sich ein kleines Sortiment für vielfältige Einsatzmöglichkeiten zusammenstellen. Bei uns gehören dazu auch immer vier große Stahlnägel, die sich selbst auf verdichteten Schotterböden mit einem Felsbrocken in den Boden rammen lassen. Stahlnägel brechen aufgrund ihrer höheren Duktilität viel seltener als Aluminium und sind zudem kostengünstig ersetzbar. Gerade weil das Kaitum kein selbsttragendes Zelt ist, ist es wichtig, wenigstens die vier obligatorischen Befestigungspunkte im Boden zu verankern.

  • Tipp: Wie bei vielen anderen Hilleberg-Zelten auch, lassen sich auch zwei Stangen pro Gestängekanal einführen, so dass eine noch größere Zeltstabilität erreicht wird – besonders bei viel Schneefall könnte diese Option interessant sein!

Und noch ein Pro-Tipp:

Eure Kinder wollen mal ein wenig Abwechslung, noch mehr Platz und ihr erwartet keine Mücken? Dann knüpft doch einfach mal das Innenzelt aus und macht es euch auf der riesigen, nun entstandenen Fläche zwischen Außenzelt und Bodenplane gemütlich!

Ein Zelt vor Felsen an der Küste.
Bei Wind und Wetter war Familie Blume mit dem Hilleberg Kaitum Campingzelt an der Atlantikküste unterwegs. | Foto: Jens Blume

Bequemes Verstauen im Packsack

Der Zeltsack zum Verstauen und Aufbewahren des Kaitum 4 GT ist angenehm großzügig geschnitten. Die optional erhältliche Bodenplane kann hier bequem mit verstaut werden. Auch steht es einem frei, das Zelt zu falten und zu rollen oder es stattdessen einfach zu stopfen, es wird auf jeden Fall in den Sack passen. Besonders bei widrigen Bedingungen wie heftigem Wind ist das praktisch, da ein passgenaues Zusammenlegen ab einer gewissen Windstärke durch eine Person nicht mehr möglich ist.

Eingänge und Belüftung

Beim Thema Eingänge und Belüftung kann das Kaitum 4 GT so richtig punkten: Auf sehr vielfältige Weise kann das Außenzelt geöffnet werden und so an verschiedenste Wetterbedingungen angepasst werden. Grundsätzlich existieren drei Eingänge – rechts und links im großen Vorzelt, und ein weiterer seitlicher Eingang am kleinen Vorzelt. So kann jederzeit ein dem Wind abgewandter Eingang genutzt werden. An den Eingängen sind jeweils Doppelreißverschlüsse angebracht, die besonders bei Schneefall von Vorteil sind.

Eine Frau sitzt vor dem Hilleberg Kaitum 4 GT Zelt mit großer Öffnung über die gesamte Breite.
Wenn es zu heiß wird: das Vorzelt aufrollen und Panoramaausblick genießen. | Foto: Jens Blume

Bei Hitze können die Eingänge zusätzlich zu den großen Belüftern an den Zeltenden geöffnet werden, um für angenehme Temperaturen zu sorgen.

Darüber hinaus gibt es ein tolles zusätzliches Feature, welches wir sehr häufig genutzt haben: Das gesamte Vorderteil des Vorzelts lässt sich beiseite rollen, so dass ein fantastisches Panorama-Fenster entsteht.

Auch wenn man gezwungen ist, bei Hitze auf einem schattenarmen Platz zu zelten, ist dies eine prima Möglichkeit, für angenehme Belüftung zu sorgen und sich unter dem verbleibenden Vorzelt im Schatten zu versammeln. So haben wir uns oft  – zum Beispiel beim Frühstück – vor der intensiven Sonne geschützt, ohne uns übermäßig starken Temperaturen auszusetzen.

Bei kalten Temperaturen klingt es zunächst verführerisch, das Zelt inklusive der Belüfter vollständig schließen zu können und den kalten Wind draußen zu lassen. Doch insbesondere beim Gebrauch von Kochern sollte man stets für Frischluftzufuhr sorgen, da sonst Erstickungsgefahr droht.

Auch um übermäßige Kondenswasserbildung zu vermeiden, ist es ratsam, für ausreichend Luftaustausch zu sorgen. Dazu lassen sich die beiden Lüfter an den Zeltenden durch einen Reißverschluss stufenlos einstellen und so an die Wetterbedingungen optimal anpassen.

Ein grünes Zelt auf einer Wiese, daneben ein Kind und ein Fahrrad.
Die Außenhülle reicht bis ganz auf den Boden – für besseren Luftaustausch ist es daher wichtig, die beiden Lüftungsöffnungen am Zeltende nicht komplett zu verschließen, sondern je nach Wetterlage stufenlos anzupassen. | Foto: Jens Blume

Gerade Menschen, die bisher nur Erfahrung mit Drei-Jahreszeiten-Zelten gesammelt haben (wo Luft per se ins Innere einströmt) müssen sich hier durch die bis auf den Boden reichende Zeltaußenhülle ein wenig umgewöhnen.

  • Tipp: Die optional erhältliche Bodenplane reduziert übrigens die Kondenswasserbildung, da der Vorzeltbereich von der Plane vollständig bedeckt wird. Daher können wir die Verwendung der Plane sehr empfehlen, die zudem noch die Lebensdauer des Zeltbodens verlängert und den Schmutzeintrag ins Innenzelt (gerade mit Kindern!) reduziert.

Testfazit zum Kaitum 4 GT

Ein Zelt im Wald mit bepackten Fahrrädern daneben.
Das Hilleberg Kaitum 4 GT bietet viel Platz und Komfort für Familien mit Kindern auf längeren Trips. | Foto: Jens Blume

Das Kaitum 4 GT ist ideal für Touren zu jeder Jahreszeit, bei denen man ein relativ leichtes Zelt mit besonders großem Raumangebot und hoher Stabilität benötigt. Besonders bei nassen und kalten Wetterbedingungen zahlt sich das Extragewicht für das verlängerte Vorzelt durch den enormen Komfortgewinn aus.

Dadurch, dass das Zelt eine große Standfläche benötigt und nicht frei stehen kann, ist es allerdings weniger gut für Touren in felsigem, unebenem Gelände geeignet. Auch wer extreme Wetterlagen erwartet, sollte lieber zum „Black Label“ (z.B. das Keron 4 GT) greifen.

Die drei wichtigsten Merkmale des Kaitum 4 GT waren für uns:

  • das enorme Raumangebot
  • die vielseitigen Eingangs- und Belüftungsmöglichkeiten
  • das durchdachte Design

Hinzu kommen die vielen raffinierten Details, die Hilleberg-Zelte standardmäßig mitbringen. Dazu zählen verschließbare Reißverschlüsse, mit Handschuhen bedienbare Schnallen und Spanner, Abspannleinen, die kein Wasser aufsaugen oder ein individueller Vorab-Testaufbau eines jeden produzierten Zeltes und noch vieles mehr!

Dies hat natürlich seinen Preis – in diesem Fall etwa 1.400 Euro – jedoch wird man belohnt mit Langlebigkeit, Robustheit, höchster Qualität und nicht zuletzt einer Fertigung in der EU unter menschenwürdigen Bedingungen.

Das Kaitum 4 GT ist voraussichtlich Ende des Jahres wieder im Bergzeit Shop verfügbar.

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Zelte bei Bergzeit

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