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Leichtes Familienhotel

Hilleberg Nallo 4 GT Familienzelt im Test

9 Minuten Lesezeit
Hilleberg-Zelte gelten als die sturmstabilsten und robustesten der Welt. Doch kann Hilleberg auch Ultraleichtbau? Jens Blume fuhr sechs Wochen per Fahrrad mit seiner 4-Köpfigen Familie durch Weißrussland, Litauen und Lettland – im Gepäck das Nallo 4 GT Zelt

Weißrussland – wie mag es da wohl aussehen? Um dieser Frage nachzugehen, packten wir Anfang Juli unsere Radtaschen, kauften ein Zugticket nach Warschau, sprachen bei der Botschaft vor und machten uns am ersten Sommerferientag auf den Weg – vier Wochen Zeit räumte uns die weißrussische Botschaft ein, die verbleibenden zwei Ferienwochen wollten wir entlang der baltischen Ostseeküste radeln.

Im Rahmen einer Radreise durch Weißrussland und das Baltikum musste das Hilleberg Nallo 4 GT beweisen, was es kann. | Foto: Jens Blume
Im Rahmen einer Radreise durch Weißrussland und das Baltikum musste das Hilleberg Nallo 4 GT beweisen, was es kann. | Foto: Jens Blume

Bei vier Personen kommt so einiges an Reisegepäck zusammen – vor allem wenn man vor hat, viel zu zelten und selbst zu kochen. Wichtig war also, dass die gesamte Ausrüstung möglichst wenig ins Gewicht fällt. Bei der Suche nach dem passenden Zelt fiel daher unsere Wahl schnell auf das Nallo 4 GT des schwedischen Herstellers Hilleberg. Mit 3,6 Kilogramm ist es über 1 Kilo leichter als das Keron 4, das uns in Südamerika begleitet hatte. Und bei Regen bietet das Vorzelt gigantisch viel Platz – doch der Reihe nach!

Das Hilleberg Nallo 4 GT: Überblick und Aufbau

Das Hilleberg Nallo 4 GT ist ein auf Leichtbau optimiertes Vier-Jahreszeiten-Tunnelzelt mit einem Bruttogewicht von nur 3,6 Kilogramm (Herstellerangabe). Der Zusatz „GT“ weist auf ein verlängertes Vorzelt mit einem zusätzlichen Gestängebogen hin. So entsteht besonders viel Stauraum bzw. Aufenthaltsfläche. Wie bei allen Zelten von Hilleberg lässt sich das Innenzelt zusammen mit dem Außenzelt aufbauen. Das spart Zeit – und bei Regen bleibt innen alles trocken. Diesen Vorteil wissen wir seit unserer Reise durch Bolivien und Peru sehr zu schätzen. Das Zelt lässt sich von einer einzigen Person auf- und abbauen.

Getragen wird es von drei Gestängebögen, die von Stangenkanälen im Außenzelt aufgenommen werden. Dabei ist die mittlere Stange etwas länger als die äußeren Stangen. Damit das Zelt steht, sind zwingend vier Heringe notwendig. Zwei davon müssen ganz zu Beginn des Aufbaus eingeschlagen werden, die anderen zwei, nachdem die drei Gestängebögen eingebaut sind. Daneben gibt es sieben weitere Befestigungspunkte am Zeltboden und insgesamt acht Abspannleinen. Bei voller Sturmabsicherung sind das in Summe 19 Befestigungspunkte – deren Verwendung ist allerdings nur bei stärkerem Wind oder Regen notwendig. Bei „gutem“ Wetter reichen vier Heringe völlig aus. Beide Seiten der Apside lassen sich als Eingang öffnen, darüber hinaus ist es auch möglich, den vorderen Teil der Apside teilweise oder komplett aufzurollen, sodass ein Panoramafenster entsteht.

Die Apside des Nallo 4 GT lässt sich komplett aufrollen - perfekt, um bei schönem Wetter etwas mehr Platz und Belüftung zu haben. | Foto: Jens Blume
Die Apside des Nallo 4 GT lässt sich komplett aufrollen – perfekt, um bei schönem Wetter etwas mehr Platz und Belüftung zu haben. | Foto: Jens Blume

Geräumiges Vorzelt und kompakte Schlafkabine

Das durch einen weiteren Gestängebogen verlängerte Vorzelt ist überaus geräumig und bietet Platz für alle Packtaschen – oder zum gemeinsamen Essen mit der gesamten Familie. Mit größter Vorsicht und Sorgfalt kann man auch im Vorzelt kochen. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt es sich jedoch, falls möglich, dies vor dem Zelt zu tun. Die Grundfläche der Apside beträgt 3,2 Quadratmeter, wobei der Bereich, in dem man noch sitzen kann, durch die abfallenden Wände deutlich kleiner ist. Praktisch bei Schnee: Die Eingänge besitzen zwei Zipper und lassen sich sowohl von unten als auch von oben öffnen.

Der große Belüfter sorgt dafür, dass in der Apside des Hilleberg 4 GT immer prima Klima herrscht. | Foto: Jens Blume
Der große Belüfter sorgt dafür, dass in der Apside des Hilleberg 4 GT immer prima Klima herrscht. | Foto: Jens Blume

In der Innenzeltkabine ist deutlich zu spüren, dass es sich beim Hilleberg Nallo 4 GT um ein Ultraleichtzelt und nicht um einen komfortablen Bunker für viele Monate handelt. Der Bereich, in dem das Sitzen möglich ist, ist eher klein und in der Fläche unterhalb des mittleren Gestängebogens begrenzt. Somit ist auch die „Liegerichtung“ vorgegeben, was insbesondere beim Aufbau auf abschüssigem Gelände beachtet werden sollte!

Vier Therm-A-Rest Isomatten passen genau nebeneinander, am Fußende ist das Innenzelt 1,77 Meter breit, am Kopfende 2,10 Meter. Es gibt zwei kleine, praktische Innenzelttaschen für Kleinigkeiten wie E-Reader, Telefon oder Isomattenbeutel. Stirnlampen können an einer Kordel unter der Innenzeltdecke befestigt werden. Der gesamte Eingang des Innenzelts lässt sich vollständig öffnen, schließen oder auch mit einem Moskitonetz insektensicher machen.

Familienzelt mit durchdachter Belüftung

Die Belüftung ist für jedes Zelt enorm wichtig. Morgens in Kondenswasser gebadet aufzuwachen, ist kein Spaß. Wir konnten ausgiebig testen, wie durchdacht das Nallo in dieser Hinsicht ist und können guten Gewissens ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Zunächst gibt es einen riesigen Belüfter im Vorzelt (siehe Foto). Dieser lässt sich mittels Reißverschluss ganz oder teilweise schließen. Am Fußende wurde die Belüftung in das Außenzelt integriert. Hier können wahlweise gar kein, ein oder zwei Teile des Außenzelts hochgerollt werden (siehe Foto) so dass, je nach Windstärke oder Schneemenge, eine ausreichende Belüftung sichergestellt wird.

Um hier nachzujustieren, muss man das Zelt allerdings (leider) verlassen. Natürlich kann man auch – je nach Witterung – die Eingänge ein wenig geöffnet lassen. Zudem ist optional ein Innenzelt erhältlich, das komplett aus Meshgewebe besteht – besonders für heiße Regionen interessant!

Regen im Anmarsch: Durch seine Standfestigkeit steht das Hilleberg Nallo 4 GT Weitradlern und -wanderern bei jedem Wetter klaglos zur Seite. | Foto: Jens Blume
Regen im Anmarsch: Durch seine Standfestigkeit steht das Hilleberg Nallo 4 GT Weitradlern und -wanderern bei jedem Wetter klaglos zur Seite. | Foto: Jens Blume

Das Material von Hilleberg-Ultraleichtzelten

Potentiellen Käufern sollte klar sein: Um ein niedriges Gewicht zu erreichen, muss in Sachen Widerstandsfähigkeit ein Kompromiss eingegangen werden. Doch worin besteht dieser? Ich vergleiche hier mal die Daten des Hilleberg Keron Zeltes („Black Label“, das sind robuste Hilleberg-Ganzjahreszelte), das wir im rauen Patagonien verwendeten, mit den Daten des Nallo 4 GT („Red Label“, also leichtere Hilleberg-Ganzjahreszelte).

  • Material: Beim Nallo wird 30 Denier Ripstop Nylon als Basisgewebe für das Außenzelt verwendet, das dreilagig silikonisiert wurde. Damit wird eine Weiterreißfestigkeit von 12 Kilogramm erreicht, während es beim Keron stolze 18 Kilogramm sind.
  • Wassersäule: Die Wassersäule unterscheidet sich kaum – 5.000 bzw. 5.500 Millimeter
  • Gestänge: Der Unterschied beim Gestängedurchmesser beträgt genau einen Millimeter. Die mit Polyurethan beschichtete Bodenwanne hält beim Nallo mit 70 Denier einer 15.000 Millimeter Wassersäule stand, beim Keron mit 100 Denier sind es 20.000 Millimeter.
  • Heringe: Die beim Nallo mitgelieferten Zelt-Heringe sind deutlich kleiner. Es empfiehlt sich, das Heringssortiment auf das Zielgelände anzupassen. Bei nicht freistehenden Zelten würden wir immer empfehlen, vier stabile Stahlnägel mitzunehmen, die man zur Not mit einem großen Stein auch in harten Schotterboden rammen kann. Das schont die verbleibenden Aluheringe!

Insgesamt lässt sich sagen: Wer monatelang in hartem, rauen Gelände unterwegs ist, sollte zum „Black Label“ und damit z.B. dem Keron greifen. Wer hingegen ein wenig moderater unterwegs ist und mehr auf das Gesamtgewicht achten muss, ist mit „Red Label“-Zelten und damit z.B. dem Nallo 4 GT gut beraten. Auch mit diesen Zelten können brenzlige Situationen – gerade von erfahrenen Anwendern – gut gemeistert werden!

In unserem Falle – einer „harmlosen“ Tour durch Osteuropa – war ein „Red Label“-Zelt natürlich völlig ausreichend und hat uns geholfen, trotz Kindern und dem damit verbundenen Zusatzgepäck leicht und unbeschwert unterwegs zu sein. Wasser- und mückendicht sind natürlich beide Kategorien!

Empfehlenswertes Zubehör: Hilleberg Nallo 4 GT Zeltunterlage

Das Hilleberg Nallo 4 GT wusste vor allem durch das leichte Gewicht und sein Raumangebot zu überzeugen. Es bietet auch Familien mit bis zu zwei Kindern ausreichend Platz. | Foto: Jens Blume
Das Hilleberg Nallo 4 GT wusste vor allem durch das leichte Gewicht und sein Raumangebot zu überzeugen. Es bietet auch Familien mit bis zu zwei Kindern ausreichend Platz. | Foto: Jens Blume

Sehr durchdacht – wie beim Keron auch – ist die optional erhältliche Zeltunterlage, das sogenannte Groundsheet. Wir können jedenfalls sehr empfehlen, es zu verwenden. Super praktisch ist hier, dass es über intelligent angebrachte Ösen direkt am Zeltboden befestigt werden kann und dort verbleibt – auch beim Auf- und Abbau. Der sonst übliche Arbeitsschritt – Groundsheet auspacken und ausbreiten – entfällt also. Wir lieben diese Einfachheit, die den Zeltaufbau erheblich beschleunigt!

Außerdem ist die Unterlage perfekt zugeschnitten. Dass sie das vom Außenzelt ablaufende Wasser „einsammelt“, ist ausgeschlossen. Zudem wird auch der gesamte GT-Vorzeltbereich abgedeckt, was den Schmutzeintrag in das Innenzelt und die Bildung von Kondenswasser verringert. Falls man im Vorzelt kochen möchte, kann man ein Stück der Unterlage problemlos lösen und unterschlagen.

Fazit zum Hilleberg Nallo 4GT

Das Nallo 4 GT entspricht – in gewohnter Hilleberg-Qualität – den höchsten Anforderungen an ein Ultraleichtzelt. Es eignet sich hervorragend für alle, bei denen ein niedriges Gesamtgewicht ausschlaggebend ist und bietet Platz für vier Personen inklusive Gepäck. Gerade für Rucksack-Wanderer, deren Gepäck bei Nässe zwingend ins Vorzelt muss, ist die Version mit der extralangen Apside besonders empfehlenswert.

Auch alle Trekkingbegeisterten mit Hund werden die GT-Version schätzen. Und auch ohne Hund bietet sich diese Version an, wenn die Tour in regenreiche Gebiete gehen soll. Die Schlafkabine ist allerdings eher kompakt gehalten und lädt nicht gerade zu monatelangen Touren ein. Dies – und eine etwas reduzierte Widerstandsfähigkeit – ist der Kompromiss, den man für das niedrige Gewicht eingehen muss.

Kleines Packmaß, tiefer Schlaf: Mit nur 3,6 KiIogramm Gewicht ist das Nallo 4 GT für ein Zelt dieser Größe geradezu sagenhaft leicht. | Foto: Jens Blume
Kleines Packmaß, tiefer Schlaf: Mit nur 3,6 KiIogramm Gewicht ist das Nallo 4 GT für ein Zelt dieser Größe geradezu sagenhaft leicht. | Foto: Jens Blume

Wenn wir die drei wichtigsten Merkmale des Nallo 4 GT nennen sollten, so wären das:

  • das extrem geringe Gewicht
  • das bis ins letzte Detail durchdachte Design
  • das enorm vielseitige Einsatzgebiet von Sommer- bis Wintertour

Hinzu kommen viele raffinierte Details, die Hilleberg-Veteranen nicht missen möchten und die alle anderen immer wieder entzücken:

  • verschließbare Reißverschlüsse
  • mit Handschuh bedienbare Schnallen und Spanner
  • geniale Aufbewahrung des Stangen-Ersatzsegments
  • Abspannleinen, die kein Wasser aufsaugen
  • Vorab-Testaufbau eines jeden verkauften Zeltes und und….

Klar hat all dies auch seinen Preis, man wird jedoch mit Langlebigkeit, Verlässlichkeit und Robustheit belohnt. Wir sind jedenfalls gespannt, wohin uns die nächste größere Reise mit Zelt und Kindern führen wird und werden berichten!

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