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Achtsam waschen

Mikroplastik vermeiden: 10 Tipps rund ums Waschen

5 Minuten Lesezeit
Rund 35 Prozent vom Mikroplastik in den Weltmeeren gehen zu Lasten des Faserabriebes bei der Textilwäsche. Mit jedem Waschgang blasen wir mehr fasriges Mikroplastik ins Wasser. Beate Hitzler hat 10 Tipps, wie Du den Ausstoß reduzieren kannst und erklärt was der Guppyfriend damit zu tun hat.

Laut einer Studie der britischen Plymouth Universität können bei einer durchschnittlichen Wäsche mit synthetischen Textilien bei 30 bzw. 40 Grad rund 138.000 Fasern aus Polyester-Baumwoll-Mischgeweben ans Wasser abgegeben werden. Bei einer Wäsche mit Textilien aus reinem Polyester können es schon rund 496.000 Fasern sein und beim Waschen von Acryl-Geweben lösen sich sogar bis zu 730.000 Fasern. Bei der Zugabe von Weichspülern kommt es tendenziell zu mehr gelösten Fasern.

Von der Waschmaschine in die Kläranlage – und weiter: Mikroplastik im Abwasser kann nur zum Teil ausgefiltert und verbrannt werden.

Patrick Federi on Unsplash

Von der Waschmaschine in die Kläranlage – und weiter: Mikroplastik im Abwasser kann nur zum Teil ausgefiltert und verbrannt werden.


Von den 300 Tonnen Mikroplastik, die 2018 alleine durch Wäsche und Reinigung im Abwasser gelandet sind, gelangen etwa 4,5 Tonnen nach der Abwasserbehandlung in der Umwelt.

Die tägliche durch Waschen verursachte Umweltverschmutzung einer Stadt wie Berlin entspricht etwa 500.000 Plastiktüten im Meer – jeden Tag.

Stop! Micro Waste

Bisher wird davon ausgegangen, dass über 95 Prozent des Mikroplastiks in Deutschland in den Kläranlagen im Klärschlamm gebunden und der Klärschlamm anschließend zu etwa 70 Prozent verbrannt wird. Der Rest des Klärschlamms wird landwirtschaftlich genutzt oder anderweitig verwertet. (Quelle: Statistisches Bundesamt). Möglich, das sich zumindest ein Teil davon wieder in der Umwelt verbreitet.

Die winzigen Mikroplastikpartikel sind in unzähligen Lebewesen nachweisbar – darunter in Plankton, einem Eckpfeiler der marinen Ökosysteme. Auch im menschlichen Organismus ist Mikroplastik längst nachgewiesen.

Podcast-Tipp: Nachhaltig waschen

In dieser Folge erfährst Du, wie Du Deine Outdoor-Kleidung richtig wäscht:

Was kann ich gegen Mikroplastik tun?

Um gegen das komplexe Mikroplastik-Problem anzutreten, braucht es den Blick aufs Ganze und große Veränderungen – bei Konsumverhalten, Rohstoffen, Verarbeitung, Waschmaschinen, Kläranlagen und weit darüber hinaus. Bis dies gefunden ist, und bis der große Plan letztlich greift, kann jeder einzelne mit kleinen Maßnahmen mithelfen. Neben einer bewussten Produktauswahl ist auch der achtsame Umgang mit den eigenen Textilien ein guter Anfang.

1. Weniger und dafür bewusster kaufen

Was braucht man wirklich? Etiketten checken und synthetische Textilien vermeiden, nach Alternativen fragen, Recyclingprodukte nutzen und gezielt auf Naturfasern wie Baumwolle, Wolle, Hanf, Algen, Kokos, Tencel usw. setzen.

2. Weniger waschen ist mehr

Was nicht verschmutzt ist, nicht waschen, sondern lüften und Flecken lieber einzeln auswaschen. So kannst Du unnötigen Faserabrieb vermeiden. Synthetikfaser-Outfits, die Du bereits besitzt, solltest Du möglichst selten waschen. Wenn, dann lade die Waschmaschine voll und wasche mit dem Eco-Programm.

Laut einer Studie der britischen Plymouth Universität werden bei einer durchschnittlichen Wäsche mit synthetischen Textilien bei 30 bzw. 40°C rund 138.000 Fasern ans Wasser abgegeben.

Laut einer Studie der britischen Plymouth Universität werden bei einer durchschnittlichen Wäsche mit synthetischen Textilien bei 30 bzw. 40°C rund 138.000 Fasern ans Wasser abgegeben.


3. Trenne Textilien mit harter und weicher Oberfläche

Damit verhinderst Du unnötige Reibung und schonst die Umwelt. Alle harten Gegenstände, die Du mit Deiner Kleidung wäschst, führen zu signifikant höherem Faseraustrag. So führen etwa harte Textilien wie Jeans, feste Outdoorjacken, Laufschuhe, Schienbeinschoner und ähnliches, aber auch Waschbälle oder Waschnüsse  – wenn auch mit guter Absicht genutzt – beispielsweise in Kombination mit Fleece zu erhöhter Reibung und setzen so Mikroplastik frei.

4. Waschbeutel benützen

Waschbeutel wie der Guppybag schützen die Kleidung, vermeiden Pilling und reduzieren laut einem Test des Fraunhofer Insituts Faserverlust bis zu 86 Prozent im Vergleich zum Waschen ohne. Gut aufgehoben sind im Beutel Kleidungsstücke aus Polyester, Nylon, rPET, Polyamid, Acryl und alle Hybrid-Materialien. Kunststofffasern verstecken sich auch dort, wo angeblich zu 100 Prozent natürliche Materialien enthalten sind.

5. Nicht zu heiß waschen!

Vergiss den alten Glaubenssatz „Buntwäsche bei 40 Grad, Bettwäsche bei 60 Grad“. Hohe Waschtemperaturen können dazu führen, dass Kunstfasern schneller abbrechen. Bei normal verschmutzten Textilien sind 30 Grad meist völlig ausreichend – vor allem für Kleidung aus Kunstfasern.

6. Schonwaschgang meiden!

Eine Studie der Universität Plymouth (Environmental Science and Technology, 2019) zeigt: Im Schonwaschgang löst sich etwa aus Polyesterbekleidung deutlich mehr Mikroplastik, im Schnitt bis zu 800.000 zusätzliche Mikrofasern pro Wäsche. Der Grund: Die bei diesem Waschgang übliche, wesentlich größere Wassermenge spült mehr Fasern aus dem Material heraus. Schon das große Wasservolumen allein, macht diesen Waschgang zu einem Programm, das die Umwelt unnötig belastet. Laut Forschern ist es sehr wahrscheinlich, dass sich auch andere synthetische Textilien ähnlich verhalten.

7. Weichspüler weglassen

Weichspüler kann laut Plymouth-Studie ebenfalls „tendenziell“ mehr Fasern lösen.

8. Benutze weniger, dafür bessere Waschmittel

Pulver enthalten oft Schleifpartikel und Bleichmittel und sorgen damit für mehr Faser- und Plastikabbruch. Generell beeinträchtigen Bleiche und der ph-Wert in Pulver und Flüssigwaschmitteln den Mikrofaseraustrag. Achte auf die richtige Dosierung!

Verwende Waschmittel ohne umstrittene Kunststoffverbindungen wie synthetische Polymere. Der Shoppingberater Codecheck.info hilft Dir beim Verstehen der Inhaltsstoffe.

9. Reduziere beim Schleudern die Anzahl der Umdrehungen

Während des Schleudergangs kommt es zu erheblicher Reibung. Synthetische Textilien trocknen ohnehin sehr schnell von selbst – auch ganz ohne schleudern.

10. Benutze keinen Wäschetrockner

Der Trockner lässt noch mehr Fasern von der Kleidung abbrechen. Die meisten Trocknermodelle entziehen der Wäsche die Feuchtigkeit im Kondensationsverfahren und sammeln das Wasser in einem Behälter. Wird er ausgeleert, gelangen die mikroskopisch kleinen Synthetikfasern ins Abwasser.

35 Prozent der prognostizierten 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik, die sich in den Weltmeeren befinden, stammen von Textilien aus synthetischen Fasern.

Lisa Amenda

35 Prozent der prognostizierten 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik, die sich in den Weltmeeren befinden, stammen von Textilien aus synthetischen Fasern.


Was ist der Guppyfriend?

Kurz gesagt ist der Guppyfreind ein Waschbeutel für die Maschinenwäsche. Durch ihn wird weniger Abrieb und Faserbruch beim Waschen von Kunstfaserbekleidung generiert, denn der Guppyfriend verhindert, dass Deine Kleidung im Beutel zu viel Reibung abbekommt.

Der Guppyfriend Waschbeutel ist der erste Schritt für eine ganzheitliche Lösung des Mikrofaser-Problems. Nicht mehr und nicht weniger.

Alexander Nolte und Oliver Spies, Erfinder des Guppyfriend

Dazu packst Du einfach Deine Wäsche in den Beutel, schließt den Reißverschluss und gibst ihn in die Waschmaschine. Die Wäsche einfach so wie immer waschen und nach dem Waschen die Wäsche entnehmen.

Allerdings ist der Guppyfriend leider auch nicht das Allheilmittel gegen Mikroplastik, wie seine Erfinder Alexander Nolte und Oliver Spies bestätigen: „Unser Überkonsum muss sich radikal ändern. Neue Materialien, neue Herstellungsprozesse, sauberere Waschmaschinen und effektivere Kläranlagen müssen entwickelt werden. Bis dahin ist der Guppyfriend Waschbeutel eine praktische und effektive Möglichkeit Plastikverschmutzung in Flüssen und Meeren zu reduzieren und auf die Problematik hinzuweisen.“

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