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Bandschlinge: alles über Länge, Einsatzbereich & Material

5 Minuten Lesezeit
Bandschlingen gehören zur Grundausstattung jedes Kletterers. Doch welches Material sollte ich am besten verwenden? Welche Länge brauche ich? Und auf was muss ich sonst achten? Dieser Artikel klärt die häufigsten Fragen zum Thema Bandschlingen.

Welche Bandschlinge brauche ich für was?

Verschiedene Klettersituationen erfordern unterschiedliche Materialien. Welche Bandschlinge wann gebraucht wird, lässt sich so nicht ganz einfach sagen, aber es gibt doch einige Anhaltspunkte:

Allround-Schlinge: 60 Zentimeter Schlinge zur Selbstsicherung (etwa beim Umbauen im Klettergarten oder am Klettersteig). Ebenso kannst Du diese für Sanduhren oder kleine Köpferl verwenden. In einem eigenen Beitrag erklären wir, wie Du diese Schlinge richtig am Gurt befestigst. Achtung: Bei Mehrseillängentouren empfiehlt sich die Selbstsicherung mittels Mastwurf und Schraubkarabiner.

Standplatzschlinge: Hier ist vielfach eine 120 Zentimeter-Schlinge im Einsatz. Diese ist flexibel, funktioniert in vielen Konstellationen, sogar auch dann, wenn die Schlinge einfach abgebunden wird. Verbreitet sind diese entweder in der Selfmade-Plaisier-Variante mit bereits vorbereitetem Bulinauge mit Schraubkarabiner und Normalkarabiner am langen Ende der Bandschlinge – oder als Standplatzschlinge in der vernähten Variante mit einstellbarer Länge.

Daisy Chain: Die Daisy Chain ist für das technische Klettern ausgelegt, um sich stückweise den Fels hochzuarbeiten. Sie ist also keine „normale“ Selbstsicherungsschlinge, denn dafür sind die Nähte zwischen den Segmenten nicht stark genug.

Standplatzkrake für schlechte Standplätze beim Alpinklettern: Hier hilft entweder ein umfangreiches Sortiment an Bandschlingen oder eine spezielle Kevlar- oder Dyneema-Reepschnur, wie etwa die Dyna.Mit Reepschnur von AustriAlpin.

Sanduhrenschlingen: Hier haben sich Aramid-Schlingen bewährt. Sie lassen sich dank einer gewissen Materialsteiffigkeit gut fädeln. Es schadet sicher nicht, eine Variante in 60 Zentimeter Länge zu haben, eventuell auch in 120 Millimeter.

Eine Alpin-Expresschlinge für einen reibungsfreieren Seilverlauf kannst Du Dir ganz einfach selbst bauen. Normalerweise wählst Du Dir dafür eine Bandschlinge mit 60 oder 90 Zentimeter.

Solltest Du Dir nicht ganz sicher sein, wann Du welches Material verwendest, oder Du noch andere Fragen hast, empfehlen wir einen Alpinkletterkurs zu machen.

Material für Bandschlingen: Polyamid, Dyneema oder Kevlar?

Grundsätzlich werden bei Bandschlingen drei Materialien verwendet, die es aber auch in Kombination miteinander gibt:

  • Bandschlingen aus Polyamid sind in der Regel etwas breiter als andere Schlingen, meist um 16 bis 25 Millimeter. Sie begleiten Kletterer und Bergsteiger schon seit vielen Jahrzehnten.
  • Bandschlingen aus Polyethylen/Dyneema sind leichter als jene aus Polyamid und schmaler (6 bis 10 Millimeter). Seit Ende der 1990er-Jahre sind diese Schlingen auf dem Markt. Die Oberfläche ist sehr reibungsarm, Knoten sind daher mit Vorsicht (und Hintersicherung) zu genießen, da sie ab 2 kN zu rutschen beginnen.
  • Bandschlingen aus Aramid /Kevlar weisen bei sehr geringem Gewicht eine enorme Bruchlast auf. Sie ähneln in vielerlei Hinsicht Dyneema-Schlingen. Aramid ist allerdings hitzebeständiger.
  • Hybridschlingen werden aus Polyamid-Dyneema Mischgewebe gefertigt. Sie sind gewissermaßen ein Kompromiss – und kombinieren die Eigenschaften von Polyamid und Dyneema.

Konstruktionsweisen bei Bandschlingen

Es gibt verschiedene Konstruktionsweisen bei Bandschlingen:

  • Flaches Schlauchband: Vernähtes Schlauchband bzw. Aramid-Schlingen. Üblicherweise wird bei Bandschlingen ein Schlauchband mehrfach vernäht.
  • Kern-Mantel-Konstruktion: Gerade bei Aramid- und Hybrid-Schlingen wird vielfach auf eine Kern-Mantel-Konstruktion zurückgegriffen. Diese Konstruktion bietet besseren Schutz gegen Abrieb und UV-Strahlung.
  • Nahtlos: Eine Besonderheit sind Bandschlingen ohne Naht – und damit ohne Schwachstelle. Bandschlingen wie die Skylotec cipE oder die Magic Sling von Mammut haben einen rundgewobenen Kern aus Dyneema und einen Mantel aus Polyamid. Die Besonderheit dieser Schlingen ist, dass bei ihnen ein Knoten (oder das Einbinden) die Festigkeit weniger reduziert.

Welche Länge brauche ich bei meiner Bandschlinge?

Je nach Einsatz-Szenario empfiehlt es sich, unterschiedlich lange Bandschlingen zu verwenden:

  • 60 Zentimeter: Sie kommen bei der Selbstsicherung, beim Fädeln von Sanduhren und bei Alpinexen zum Einsatz.
  • 90 Zentimeter: Können für Alpinexen noch angenehm sein. Als Selbstsicherungsschlinge sind sie eher problematisch.
  • 120 Zentimeter: Ist eine sehr häufige Länge für Standplatzbau, Kopfschlingen oder ähnliches.
  • Länger als 120 Zentimeter: Hier kommt man in den Bereich des Standplatzbaus für Fortgeschrittene oder der Spaltenbergung.

Welche Knoten kann ich bei Bandschlingen verwenden?

Knoten in Bandschlingen sollte man in der Regel so gut es geht vermeiden. Denn dabei lauern mehrere Tücken, die die Funktion des Materials stark einschränken können.

So haben Schlingen aus Dyneema beispielsweise eine sehr glatte Oberfläche und sind so nur bedingt für Knoten geeignet. Ab einer Belastung von 2 kN beginnt Dynema zu rutschen. Auch bei selbstgeknoteten Polyamid-Bandschlingen ist höchste Vorsicht geboten.

Generell gilt: Durch Knoten reduziert sich die Festigkeit bei Nylon-Schlingen um etwa 50 Prozent, bei Dyneema und Kevlar um bis zu 75 Prozent (vgl. Panorama 4/2007). Genauere Hinweise finden sich in der Fachliteratur, etwa im Band 5 des Alpin-Lehrplans.

Welche Haltbarkeit haben Bandschlingen?

Das ist eine schwierige Frage, die vom Material und der Nutzungsintensität abhängt. Soweit keine sichtbaren Beschädigungen am Material vorliegen, schwankt die Benutzungsdauer zwischen drei und zehn Jahren. Die Alterung hängt hierbei von Faktoren wie UV-Strahlung, Material oder Abrieb ab.

Wichtig: Das gilt für alle Bandmaterialien, also auch Expresschlingen, Bandschlinge, Gurte etc.

Sonstige wichtige Hinweise zu Bandschlingen

Natürlich gibt es auch hier einige Hinweise, die man gar nicht oft genug wiederholen kann:

  • Keine Stürze in Bandschlingen: Schlingenmaterial wie Dyneema oder Aramid dehnen sich kaum. Deshalb sollte man am Standplatz nie in eine Bandschlinge stürzen, etwa wenn man mit einer Bandschlinge als Selbstsicherung über dem Haken steht. Diese Problematik entfällt, wenn man mit Seil und Mastwurf „Stand macht“. Wer sehen will, was dann passiert, schaut sich das Video von DMM in unserem Dyneema & Co. Materialbeitrag an.
  • Vorsicht bei fixem Schlingenmaterial: Bei gefädelten Sanduhren oder alten Köpferlschlingen sollte man ebenso skeptisch sein wie bei Fix-Exen. Feuchtigkeit, Sonne und mechanische Belastung lassen das Material altern und reduzieren die Festigkeit.
  • Vorsicht mit Chemikalien: Wie alle Teile der persönlichen Schutzausrüstung beim Klettern – also etwa Kletterseile oder Klettergurt – vertragen sich auch Bandschlingen und Reepschnüre nicht mit Säuren, Lösungsmitteln oder anderen Chemikalien. Auch wenn ihnen äußerlich nichts anzusehen ist, können sie nach dem Kontakt mit diesen Substanzen schon bei geringster Belastung reißen.
  • Schmelzverbrennung: Wie bei allen Seilen ist unbedingt auf die Gefahr von Schmelzverbrennungen zu achten. Man sollte wirklich nie (nie, nie!) direkt in einer Bandschlinge abseilen oder eine Bandschlinge zu einem laufenden Seil in einen Karabiner hängen. Unbedingt auf Seile achten, die die Bandschlinge durch Reibung beschädigen könnten!

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