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Was tun, damit die Haut nicht rot wird?

Sonnenbrand vorbeugen – so geht’s!

7 Minuten Lesezeit
Der Vorbeugung vor Sonnenbrand sollte im Idealfall besonders viel Achtung geschenkt werden. Besser vorbeugen als nachsorgen - das gilt speziell hier, wie der Mediziner und Bergzeit Magazin-Autor Basti Fiedler im folgenden Artikel erklärt.

Im Rahmen mehrerer Artikel haben wir uns bereits mit verschiedenen Fragen rund um das Thema „Sonne“ und „Sonnenbrand“ beschäftigt. Zum einen mit der Behandlung von Sonnenbrand, zum anderen aber auch mit dem Thema Schneeblindheit und der Frage, warum Sonnenschutz in den Bergen überhaupt so wichtig ist.

Dieser Artikel handelt vom wichtigsten Punkt in Zusammenhang mit Sonnenbrand: Der Vorbeugung. Denn so wichtig die oben stehenden Themen auch sind – am wichtigsten ist und bleibt die Prophylaxe. Denn wer gar nicht erst Sonnenbrand bekommt, braucht sich mit den Folgen oder der Behandlung auch nicht groß auseinanderzusetzen!

Man sollte sich zu keinem Zeitpunkt schutzlos der Sonne aussetzen! | Foto: Pixabay
Man sollte sich zu keinem Zeitpunkt schutzlos der Sonne aussetzen! | Foto: Pixabay

Grundlagen: Eigenschutz der Haut

Die Haut bildet eine natürliche Schutzbarriere. Zum einen gegen Schmutz oder äußere Einflüsse, zum anderen aber auch vor der Sonne. Je nach Hauttyp ist die Schutzbarriere dabei stärker oder schwächer. Das hängt v.a. mit dem sog. Melanin zusammen, das auch die Farbe der Haut mitbestimmt. Die Melaninbildung ist wiederum von der Sonnenmenge abhängig, der man ausgesetzt ist. Andererseits hat man von Geburt an eine Grundausstattung an Melanin vorgegeben.

Folgende Hauttypen werden nach Fitzpatrick (1) dabei unterschieden:

Typ Hauttyp Haarfarbe Eigenschutzzeit
1 Keltisch Sehr hell, oft Sommersprossen Rotblond, rot < 10min
2 Germanisch Hell Blond 10-20min
3 Mitteleuropäisch Mittelstark pigmentiert Dunkelblond, braun 20-30min
4 Mediterran dunkelhäutig Dunkel > 30min
5 Indisch braun Dunkel > 90min
6 Afrikanisch schwarz Dunkel > 90min

Die Eigenschutzzeit gibt dabei den Zeitraum an, über den sich die Haut selbst vor Sonneneinstrahlung schützen kann, wenn man sich komplett der prallen Sonne aussetzt.

Beispiel: In Deutschland gehören die meisten Menschen der Gruppe 2 oder 3 an, sprich die Eigenschutzzeit liegt irgendwo zwischen 10 und 30 Minuten. Das bedeutet, man kann sich 10-30 Minuten ungeschützt der Sonne aussetzen, bis erste Zeichen für Hautschäden (leichte Rötung) auftreten.

Die Funktion von Sonnencreme

Doch wozu dient nun Sonnencreme? Sonnencreme bewirkt eine Verlängerung der Eigenschutzzeit. Dies wird dadurch erreicht, dass in Sonnencreme entweder chemische oder mineralische Substanzen enthalten sind, die die Sonnenstrahlen reflektieren respektive absorbieren und so ein Eindringen in die Haut verhindern. Der sog. Lichtschutzfaktor (LSF) gibt dabei an, um welchen Faktor die Eigenschutzzeit verlängert wird. Klingt erstmal kompliziert, ist aber ganz simpel.

Merke: natürliche Eigenschutzzeit x Lichtschutzfaktor = erzielte Eigenschutzzeit

Beispiel: Wer eine Eigenschutzzeit von 20 Minuten hat und sich mit einer Sonnencreme mit dem Faktor 10 eincremt, verlängert seine Eigenschutzzeit auf 20 x 10 = 200 Minuten.

Sonnencreme mit dem richtigen Lichtschutzfaktor immer ausreichend auftragen
Sonnencreme mit dem richtigen Lichtschutzfaktor immer ausreichend auftragen| Foto: Pixabay

Die volle Wirkung wird aber nur erzielt, wenn die Sonnencreme bzw. das Sonnenspray unter bestimmten Regeln verwendet wird:

  1. Rechtzeitig Auftragen: Es wird i.d.R. empfohlen, sich rund 30 Minuten vor Exposition einzucremen. So hat die Sonnencreme Zeit, um in die Haut einzuziehen.
  2. Eine ausreichende Menge benutzen: Eine der Hauptfehlerquellen ist, zu wenig Creme zu verwenden. Hier also lieber großzügig sein!
  3. Nachcremen! Nachcremen ist wichtig, um die gewünschte reale Eigenschutzzeit auch tatsächlich zu erreichen. Durch Schwitzen oder mechanischen Abrieb geht ein Teil der Creme „verloren“ und kann nicht wirken.
    Wichtig: Durch erneutes Nachcremen wird nur die anfängliche Eigenschutzzeit erreicht und diese nicht unendlich lang erneuert! 
  4. Auf exponierte Stellen achten: Es gibt am Körper einige besonders exponierte Stellen (Nase, Ohren, Nacken, Schultern), die ohne Schutz der Sonne extrem ausgeliefert sind. An diesen Stellen besonders auf gutes Eincremen achten.
  5. Auf wasserfeste Produkte achten: Gerade im Strandurlaub und auch beim Bergsport wird die Sonnencreme durch das Schwitzen abgewaschen. Wasserfeste Produkte schützen hier zusätzlich. Dennoch ist bei starkem Schwitzen auf das Nachcremen zu achten!
  6. Auch im Schatten eincremen: Häufig wird unterschätzt, dass auch im Schatten noch genügend Strahlung vorhanden ist um Hautschäden zu generieren. Gerade im hochalpinen Gelände (durch Schnee) aber auch am Strand (durch das Wasser) entstehen genügend Reflexionen, die auch im Schatten schädliche Strahlung ankommen lassen.

Tipps zur richtigen Lippenpflege

Wie oben erwähnt gibt es besonders gefährdete Stellen am Körper. Neben Nacken, Ohren und Nase gehören auch die Lippen dazu. Das liegt zum einen daran, dass die Lippen (bzw. das Lippenrot) anders aufgebaut sind als die normale Haut und dass v.a. die Unterlippe quasi nach oben ausgerichtet ist und die Sonne so in einem direkteren Winkel auftreffen kann. Zusätzlich trocknen die Lippen unter körperlicher Belastung häufig schnell aus, was die körpereigene Schutzbarriere weiter schwächt.

Daher gilt es, die Lippen entsprechend zu schützen. Hier gibt es spezielle Lippenstifte mit integriertem LSF. Häufig wird hier ein hoher LSF wie 30 oder 50 gewählt. Gerade hier ist es auch wichtig, den Schutz regelmäßig zu erneuern.

Sonnenschutz durch UV-dichte Kleidung

Es ist sehr wichtig, den Kopf zu schützen. Egal ob mit einem Tuch, Hut oder einer Kappe. | Foto: Bergzeit
Es ist sehr wichtig, den Kopf zu schützen. Egal ob mit einem Tuch, Hut oder einer Kappe. | Foto: Bergzeit

Gerade im Outdoorsport gibt es verschiedene Hersteller, die UV-dichte Kleidung anbieten. Hier wird der Schutzfaktor nicht als LSF, sondern als UPF (ultraviolet protection factor) angegeben. Dieser wird etwas anders berechnet als der LSF und orientiert sich an einem australischen Standard, da dort das Problem der UV-Strahlung besonders akut ist. Auch normale Kleidung bietet bereits einen gewissen Schutz vor UV-Strahlung, die spezielle Kleidung soll diesen Schutz jedoch erhöhen, wenn man sich besonders exponiert (z.B. im Hochgebirge, am Strand oder eben z.B. in Australien).

Anmerkung: Als Referenz kann man sich merken, dass ein weißes T-Shirt ca. einen LPF von 10 aufweist. Ein LPF von 10 bedeutet, dass 1/10 der UV-Strahlung durch den Stoff dringen kann. Bei einem LPF von 50 dringt nur 1/50 der UV-Strahlung durch das Material.

Bei der Wahl der Kleidung gilt es zudem, auf die zu erwartende Exposition zu achten. Gerade im Hochgebirge kann es trotz warmen Temperaturen sinnvoll sein, langärmlige Kleidung zu tragen. Gleiches gilt für andere Regionen wie Australien oder Wüstenregionen, da nur durch eine Bedeckung des Körpers ein adäquater Schutz zu erreichen ist. Nur mittels Sonnencreme wäre dieser Schutz nicht zu erreichen!

Ebenso sollte darauf geachtet werden, besonders exponierte Stellen bedeckt zu halten. Ein „Klassiker“ sind hier z.B. die Schultern, die durch das Tragen von ärmellosen Oberteilen besonders exponiert sind.

Zusammenfassend sollte man also darauf achten, den Stoff und die Kleidung an die zu erwartende Exposition anzupassen. So wird das Risiko für Schäden minimiert!

Die richtige Kopfbedeckung: Sonnenstich vermeiden!

Neben der normalen Kleidung ist bei hoher Sonnenexposition auch auf eine adäquate Kopfbedeckung zu achten (z.B. von der Marke Buff) – nicht zuletzt um einem Sonnenstich vorzubeugen.

Bei Kopfbedeckungen gibt es ein breites Spektrum – beginnend mit Kappen mit einem Schirm, der das Gesicht schützt, bis hin zu speziellen Hüten mit mehr Fläche. Für extreme Gegenden kann auch ein zusätzlicher Nackenschutz notwendig sein. Auch wenn die Kopfbedeckungen modisch nicht immer den eigenen Ansprüchen genügen – die Gesundheit sollte im Zweifel vorgehen!

Last but not least – das Thema Sonnenbrille

Der Schutz für die Augen wird häufig unterschätzt. Eine Sonnenbrille ist ein Muss
Der Schutz für die Augen wird häufig unterschätzt. Eine Sonnenbrille ist ein Muss| Foto: Shred

Das Thema Schneeblindheit bzw. Schäden an den Augen durch Sonne war uns so wichtig, dass wir dazu einen eigenen Artikel verfasst haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Augen zu den ausgesprochen empfindlichen Organen gehören und der Schutz trotzdem manchmal vernachlässigt wird. Dabei ist ein konsequenter Schutz hier nicht nur ausgesprochen wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden. Sondern auch besonders einfach: Durch eine Sonnenbrille der Kategorie 4 mit entsprechenden Seitenelementen lässt sich z.B. auf dem Gletscher ein Schutz vor direkter Strahlung ebenso wie vor Reflexionen sicherstellen.

Fazit zum Thema Sonnenbrand vorbeugen

Sich vor der Sonne effektiv zu schützen ist im Grunde nicht schwer. Beachtet man die Eigenschutzzeit der Haut und benützt die entsprechende Sonnencreme zusammen mit anderen Hilfsmitteln, ist man auf der sicheren Seite. Dennoch ist ein Sonnenbrand bei Extrembelastung manchmal nicht zu verhindern. In diesem Fall hilft unser Artikel zum Thema Sonnenbrand behandeln weiter.

Nachweise

(1): Dermatologie Basics, Dorothea Terhorst, Elsevier Verlag

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