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Gegen den Wind

Was ist der Windchill-Effekt?

5 Minuten Lesezeit
Im Zusammenhang mit Outdoor-Bekleidung liest man immer wieder vom sogenannten Windchill-Effekt. Doch was ist das eigentlich, und in wie fern hat der Wind Einfluss auf die Auswahl Deiner Outdoor- und Sportklamotten? Bergzeit Autor Arnold hat die Antworten.

Outdoorfans, Bergfexe und Dauerradler kennen das Phänomen: Weht der Wind, wird es einem schneller kalt als bei kühlen Temperaturen und Windstille. Das wäre, in Kürze erklärt, der Windchill-Effekt. Damit beschreibt der Effekt den Unterschied zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Temperatur, die durch die Kühlung des Windes beeinflusst wird. Diese gefühlte Temperaturdifferenz wird manchmal auch als Windchill-Faktor bezeichnet.

Was steckt hinter dem Windchill-Effekt?

Der Wind sorgt dafür, dass die warme Luftschicht an der Hautoberfläche durch den Luftzug gestört bzw. weggeblasen wird. Gleichzeitig erhöht sich dadurch die Verdunstungsrate. Die für die Verdunstung notwendige Energie wird wiederum vom Körper abgezogen und die Oberflächentemperatur des Körpers nimmt ab.

Weil der Wind die schützende Wärme von der Haut wegträgt, nehmen wir Temperaturen bei Wind deutlich kälter wahr, als sie tatsächlich sind. Bei anhaltendem Wind führt dies zu einem kontinuierlichen Auskühlen der Haut, was bei ungünstigen Bedingungen sogar zu Erfrierungen führen kann. Der Effekt verstärkt sich mit zunehmendem Tempo bzw. steigender Windgeschwindigkeit und lässt sich in der Theorie sogar berechnen.

Eine Hardshelljacke kann durch ihre winddichten Eigenschaften bei einem Wetterumschwung vor dem Windchill-Effekt schützen.

Bergzeit

Eine Hardshelljacke kann durch ihre winddichten Eigenschaften bei einem Wetterumschwung vor dem Windchill-Effekt schützen.


Welche Faktoren wirken sich auf den Windchill-Effekt aus?

Lufttemperatur unter 10 Grad

Die Lufttemperatur an sich ist maßgeblich dafür verantwortlich, inwiefern sich der Windchill-Effekt negativ auf das Wohlgefühl während einer Outdoor-Tour auswirken kann. Im allgemeinen ist der Effekt erst ab Temperaturen unter zehn Grad Celsius definiert. Soll bedeuten: Bei Temperaturen über diesem Wert kühlst Du durch den Luftzug nicht so weit aus, dass es sich gleich unangenehm anfühlt. Vorausgesetzt Du trägst die für den jeweiligen Temperaturbereich adäquate, isolierende Bekleidung.

Merke: Ist es kälter als zehn Grad, windig oder mit Fahrtwind zu rechnen, dann solltest Du den Windchill-Effekt bei der Auswahl Deiner Bekleidung berücksichtigen.

Windgeschwindigkeit

Die Windgeschwindigkeit ist der zweite maßgebliche Faktor für den Windchill-Effekt. Die Aussage „Je höher die Windgeschwindigkeit, desto kälter wird es“ stimmt aber nicht pauschal. Immerhin kann es durchaus auch warme Winde geben. In Bezug auf den Windchill-Effekt lässt sich sagen: Je höher die Windgeschwindigkeit und desto niedriger die Temperatur, desto größer ist auch der Windchill-Effekt.

Windchill-Effekt berechnen

Die Windchill-Temperatur ist ein berechnetes Maß, das den windbedingten Wärmeverlust und damit den Windchill-Effekt als Wert ausdrückt. Hinter dieser Berechnung steckt eine empirische Formel, welche die Lufttemperatur (in Grad Celsius) sowie die Windgeschwindigkeit (in km/h) berücksichtigt. Der Einfachheit halber wird das Ergebnis dieser Berechnung als Temperaturangabe wiedergegeben, die die „gefühlte Temperatur“ ausdrücken soll.

Tatsächlich kann der Windchill-Faktor aber erst bei absoluten Lufttemperaturen im Minusbereich zu Erfrierungen führen – dann aber umso schneller, je heftiger der Wind bläst.

Tabelle zur Windchill-Temperatur

In der folgenden Tabelle ist anhand einiger Temperaturwerte aufgelistet, wie weit die Windchill-Temperatur bei einzelnen Windgeschwindigkeiten unter der tatsächlichen Temperatur liegt.

Windgeschwindigkeit-5 °C Lufttemperatur-10 °C Lufttemperatur-15 °C Lufttemperatur
20 km/h-12 °C Windchill-Temperatur-18 °C Windchill-Temperatur-24 °C Windchill-Temperatur
30 km/h-13 °C Windchill-Temperatur-20 °C Windchill-Temperatur-26 °C Windchill-Temperatur
50 km/h-15 °C Windchill-Temperatur-22 °C Windchill-Temperatur-29 °C Windchill-Temperatur

*Achtung: Windchill-Temperaturen unter -28 Grad Celsius können bereits innerhalb von 30 Minuten zu Erfrierungen führen!

Wichtig dabei ist, dass beim Windchill-Effekt immer eine individuelle und persönliche Note mitschwingt. Körperbehaarung, das Temperaturmanagement des eigenen Körpers und auch die Seehöhe sind im Berechungsmodell nicht berücksichtigt. Die berechneten Werte können Dir also nur als grober Richtwert helfen, um den Effekt des Windes einzuschätzen.

Wie kann ich auf den Windchill-Effekt reagieren?

Das entscheidende Mittel, um dem Windchill-Effekt möglichst effizient zu begegnen, ist die richtige, angemessene Bekleidung. Das bedeutet, dass Du Dich vor einer Tour über die vor Ort erwarteten Wetterverhältnisse informieren und die Kleidung passend dazu auswählen solltest. Besonders bei sehr kalten Bedingungen und im Hochgebirge solltest Du immer Reserven dabei haben.

  • Sommer: Steht beispielsweise eine Tour im Hochgebirge auf dem Programm, gehört auf jeden Fall eine Hardshelljacke in den Rucksack. Wenn es nicht ganz bewusst auf jedes einzelne Gramm ankommt, dann passt die winddichte Jacke immer ins Gepäck und schützt im Zweifelsfall bei einem Wetterumschwung vor Unterkühlung.
  • Winter: In der kalten Jahreszeit macht es grundsätzlich Sinn, den Windchill-Effekt zu beachten. Wenn Du funktionale Bekleidung nach dem Zwiebelprinzip kombinierst, bist Du auch für wechselnde Bedingungen gut gerüstet. Grundsätzlich sollte sich die Kleidung immer nach den „schlechtesten“ erwarteten Bedingungen richten. Wenn Du beispielsweise an windigen Tagen zum Skifahren gehst, solltest Du damit rechnen, dass es „oben“ mehr bläst und daher aufgrund des Windchill-Faktors unter Umständen eine zusätzliche Isolationsschicht sinnvoll ist.

Tipp: Für schnelle, intensive Sportarten wie Langlaufen oder Trailrunning gibt es spezialisierte Kleidungsstücke die zum Beispiel eine winddichte Front mit einer atmungsaktiven Rückseite kombinieren.

Der Windchill-Effekt beim Radfahren

Besonders beim Radfahren sollte man den Windchill-Effekt berücksichtigen und Kleidung auswählen, die möglichst gut vor Wind schützt.

Bergzeit

Besonders beim Radfahren sollte man den Windchill-Effekt berücksichtigen und Kleidung auswählen, die möglichst gut vor Wind schützt.


Speziell Radfahrer können vom Windchill-Effekt ein Liedchen singen. Wie kaum andere Sportler sind sie allein durch ihre Fortbewegungsgeschwindigkeit dem Effekt ausgeliefert. Das bedeutet, dass für Radfahrer in den Übergangszeiten und generell an kühleren Tagen winddichte Bekleidung zur Standardausstattung gehört. Die Bekleidungshersteller haben entsprechend darauf reagiert und bieten Überschuhe, Radhosen, Radjacken und -Trikots sowie Handschuhe und Mützen mit Windstopper-Technologie oder aus anderen winddichten Materialien an.

Fazit

Wohl dem, der sich optimal auf den Windchill-Effekt vorbereitet und seine Bekleidung entsprechend winddicht ausgewählt hat! Im Sommer ist eine klein verpackbare, winddichte Jacke schnell im Gepäck verstaut, in den Übergangszeiten und im Winter gehört eine vollausgestattete Hardshell stets ins Gepäck. Speziell in der kalten Jahreszeit, wenn der Windchill-Effekt besonders gnadenlose Auswirkungen haben kann, solltest Du diesen bei der Auswahl Deiner Kleidung immer mit in Betracht ziehen.

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