• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Technische Wolle

X-Bionic Apani Merino Fastflow: Funktionsunterwäsche im Test

7 Minuten Lesezeit
Wenn es um Funktionswäsche geht, lohnt es sich für Tourengeher und Bergfexe etwas genauer hinzuschauen. Andreas Lindebner hat die Apani Merino Serie von X- Bionic ausführlich getestet - hier sollen klassische Wollfasern und moderne Fertigungstechnologien für eine herausragende Leistung sorgen.

Apani Merino X-Bionic – macht Schweiß zu Energie!

X-Bionic ist in den letzten 15 Jahren zu einem starken Namen bei Sportbekleidung, insbesondere Funktionsunterwäsche, geworden. Der Fokus liegt dabei vor allem bei der Kombination innovativer Materialien und Technologien. X-Bionic sagt von sich selbst, technologisch gesehen eher in der Luftfahrtindustrie als in der Sportbekleidung zuhause zu sein. Was das Aussehen der neuen Apani Merino Fastflow-Serie angeht, mag das Unternehmen recht haben. Ob die Funktionsunterwäsche auch all das leistet, was die Werbetexte versprechen, wird dieser Test zeigen.

Nachhaltige Funktionsunterwäsche

Auf zum Test! Die Apani Merino by X-Bionic-Unterwäscheserie kombiniert klassische Merinowolle mit pfiffigen technischen Details.

Andreas Lindebner

Auf zum Test! Die Apani Merino by X-Bionic-Unterwäscheserie kombiniert klassische Merinowolle mit pfiffigen technischen Details.


X-Bionic geht mit der Entwicklung der Apani-Serie einen sehr zeitgemäßen Weg. Der Fokus liegt nicht nur auf maximaler Funktion, sondern auch auf nachhaltiger Produktion, Regionalität und Ökologie. Die Herstellung und Entwicklung findet in Europa statt, das Garn wird in Deutschland gesponnen.

Merinowolle schützt Schafe perfekt vor Hitze und Kälte. Dieses Prinzip funktioniert bei uns Menschen jedoch leider nicht in seiner „natürlichen“ Form, da wir schwitzen. X-Bionic hat daher verschiedene Technologien in seine Unterwäsche eingearbeitet. So wird die körpereigene Kühlfunktion durch das sogenannte 3D Bionic Sphere System mit Sweat Traps am Rücken und an der Brust genutzt. Dabei verbleibt lediglich ein leichter, kaum spürbarer Schweißfilm an ausgewählten Stellen auf der Haut, der Körper kühlt automatisch, Restfeuchtigkeit wird nach außen abtransportiert. In den Abkühlungs- oder Pausephasen, in denen man nicht so sehr schwitzt, findet folglich auch keine Kühlung statt.

Durch ISO-Zonen an kälteempfindlichen Stellen – wie dem seitlichen Rücken oder den Schultern – wird für ausreichend Isolation gesorgt. Speziell genähte bzw. konstruierte Zonen an Ellenbogen und Knien, die sogenannten Expansion Ribs, ermöglichen dabei absolute Bewegungsfreiheit. Hier könnte ich nun noch eine ganze Menge mehr an Technologien und Konstruktionen aufzählen, aber das würde sicherlich den Rahmen sprengen …

X-Bionic lässt den Besitzer einer Hose oder eines Hemdes mit Informationen zu den verwendeten Technologien übrigens nicht im Stich. Die Wäsche wird in einem mehrfach aufklappbaren Karton mit umfangreichen Beschreibungen geliefert. Wer will – und das empfiehlt sich durchaus – kann auf diese Weise tiefer in den Funktionsumfang einsteigen.

Das klasse Produktdesign, die große Anzahl an Patenten, einfallsreiche Namen und die propagierten Wundereigenschaften wecken natürlich entsprechend hohe Erwartungen. Die Preise für die Fastflow Pants long und das Fastflow Shirt sind sicherlich auch im oberen Bereich von Funktionswäsche anzusiedeln. Entsprechend steigert sich meine Vorfreude auf den Praxiseinsatz!

Aussehen und Design

Auch bei Unterwäsche ist Aussehen und Design ein entscheidendes Kriterium. Das hat der Hersteller bei der prominenten Aufteilung in einzelne Funktionszonen und der Farbauswahl sicherlich auch im Kopf gehabt. Das Design hebt die Funktion der Unterwäsche hervor und lenkt das Auge auf die verschiedenen Technologien. Ob man sich nun an den (inoffiziellen) Hüttenknigge hält und sich in der Gaststube nicht bis auf die Unterwäsche auszieht oder die farbenfrohe X-Bionic-Unterwäsche vor dem Hüttenpublikum zum besten gibt, bleibt allerdings jedem selbst überlassen…

Tragekomfort und Schnitt

Apani – unter diesem Name versammelt X-Bionic innovative Sportunterwäsche.

Andreas Lindebner

Apani – unter diesem Name versammelt X-Bionic innovative Sportunterwäsche.


Als unterste Schicht muss Funktionsunterwäsche über einen hohen Tragekomfort verfügen. Die Hose in diesem Test ist das Long-Modell und reicht bei mir bis zu den Knöcheln. Das Shirt fällt etwas länger aus als der Oberkörper – und überschneidet sich somit mit der Hose. Dadurch entsteht ein fließender Übergang. Ein Verrutschen und eine störende Lücke beim Bücken wird somit vermieden.

Die „Fastflow“-Konstruktion ist enganliegend und fühlt sich an manchen Stellen unterstützend an. Es entsteht jedoch nie ein Druckgefühl – die jeweiligen Zonen sind angenehm vorgeformt, fühlen sich gut platziert und richtig dimensioniert an. Trotz zahlreichen unterstützenden Partien ist man von einengender Kompressionsunterwäsche noch weit entfernt. Die bereits erwähnten Bewegungszonen und der feine Stoff lassen viel Bewegungsfreiheit zu. Trotzdem rutscht nichts und wirft auch keine Falten. Die Wolle trägt sich auch nach mehreren Stunden intensiver Aktivität noch sehr angenehm.

Die vielen Nähte bleiben dabei nahezu unbemerkt. Im Layer-Prinzip folgt auf die Unterwäsche keine weitere enge Schicht, weshalb die Nähte kaum auffallen. Aber auch der enge Rückenprotektor beim Skifahren oder die verschiedenen Schützer beim Eishockey verursachen keine zusätzlichen Druckstellen. Bei allen (teilweise sehr bewegungsintensiven) Tests sitzen sowohl Hose als auch Longsleeve perfekt!

X- Bionic Apani Merino: das Multisport- Talent

Eines vorab: Schlechtes Sommertraining kann diese (Ski-)Unterwäsche nicht ausgleichen – diese Erwartung muss ich leider gleich im Vorhinein enttäuschen. Dafür punktet sie in wirklich vielen anderen, durchaus ernst gemeinten Bereichen!

Primär ist die Kombination aus Hose und Hemd für den Einsatz als Skiunterwäsche gedacht. Doch die Materialeigenschaften prädestinieren sie natürlich auch für andere Sportarten. Ich habe daher – auch bedingt durch den Testzeitraum im Spätherbst – die Sportartenpalette etwas erweitert und die Unterwäsche auch beim Schlittschuhtraining, Eishockeytraining, Trailrunning und beim Skifahren getestet. Zusätzlich war ich bei Minustemperaturen auf dem örtlichen Christkindlmarkt. Auch wenn Glühweintrinken sicherlich kein Sport ist – die wärmenden Eigenschaften kann man dabei durchaus testen!

Ein echtes Multitalent – Andreas Lindebner hat die Funktionsunterwäsche von X-Bionic einem vielseitigen Test unterzogen.

Andreas Lindebner

Ein echtes Multitalent – Andreas Lindebner hat die Funktionsunterwäsche von X-Bionic einem vielseitigen Test unterzogen.


Stets steht der Hauptfokus der Apani Merino Fastflow-Kollektion im Vordergrund: der Erhalt der idealen Körpertemperatur von 37 Grad Celsius. Verschiedene Zonen und Bewegungselemente unterstützen die Bewegungsabläufe und sorgen für einen perfekten Sitz. Das 3D Bionic Sphere System soll wärmen, wenn man friert, und kühlen, wenn man schwitzt.

Praxistest: Eishockey, Laufen, Skifahren

Den ersten Test mache ich bereits im Spätsommer auf Schlittschuhen. Der Winter ist noch weit weg, daher ist Eishockey als schweißtreibende Aktivität in kalter Umgebung ein nahezu perfekter Auftakt für den ersten Härtetest. Die Funktionalität zeigt sich von Beginn an als sehr eindrucksvoll. Auch bei intensiven und entsprechend anstrengenden Bewegungen funktioniert der Feuchtigkeitstransport hervorragend – übermäßige Feuchtigkeit wird schnell nach außen abgeleitet. Es verbleibt – wie durch die Sweat Traps gewollt – ein kaum spürbarer Feuchtigkeitsfilm auf der Haut. Dadurch bleibt die Körpertemperatur erstaunlich konstant. Nach Aktivitätsende wird dieser Feuchtigkeitsfilm schnell nach außen transportiert und ein Auskühlen verhindert.

Zu Beginn des Winters stehen dann Lauf- und Trailrunningeinheiten auf dem Programm. Gerade in den ersten Minuten einer Laufeinheit machen mir kalte Temperaturen – teilweise hat es um die Null Grad –  zu schaffen. Normalerweise, denn das Garn der Apani Merino sorgt dafür, dass ich auch zu Beginn nicht frieren muss. Den Wechsel zwischen wärmender und kühlender Funktion der Unterwäsche kann ich im Laufe der Trainingseinheiten tatsächlich spüren. Sobald kein Wärmen mehr nötig ist wird die entstehende Feuchtigkeit schnell abtransportiert und so eine konstante Körpertemperatur ermöglicht. Gerade für Läufe in der kalten Jahreszeit eignet sich das Set demnach perfekt: Es sorgt zu Beginn für Wärme – und kühlt bei maximaler Anstrengung.

Funktionsfasern in der Nahaufnahme – das Gewebe der Funktionsunterhose besteht zu 87% aus Merinowolle.

Andreas Lindebner

Funktionsfasern in der Nahaufnahme – das Gewebe der Funktionsunterhose besteht zu 87% aus Merinowolle.


Die Tests beim Skifahren bestätigen die eingangs gesammelten Erfahrungen: Am Anfang, wenn man noch nicht so richtig warm ist, sorgt die Unterwäsche für mollige Wärme. Nach den ersten Schwüngen schafft sie durch eine optimale Temperaturregulierung den Wechsel zur Unterstützung der Muskeln problemlos.

Eine schweißtreibende Pistenfahrt stellt Sportler immer wieder vor das Problem, dass man früher oder später wieder in den kalten Lift muss. Verbleibt die Feuchtigkeit dabei am Körper – oder gar in der Kleidung – droht schnelles Auskühlen. Mit Apani Merino lässt sich dieser Effekt minimieren. Die Restfeuchtigkeit ist schnell weg – und das wärmende Merino schützt vor weiterem Auskühlen. So können die Oberschenkel nach einer anstrengenden Fahrt über die Kandahar in Ruhe „brennen“, ohne dass ich mir Sorgen wegen niedriger Temperaturen im Lift machen muss. Oben angekommen, sind die Muskeln noch warm. Das hilft auch das Verletzungsrisiko zu reduzieren.

Haltbarkeit und Pflege

Bei etwa der Hälfte der Testeinheiten trage ich entweder ein Ski-Rückenprotektor oder Eishockeyschutzausrüstung, die direkt auf dem Material reiben. Spuren hinterlassen sie indes keine. Wie sich das über längere Zeit entwickelt, lässt sich nach ein paar Monaten natürlich schwer vorhersagen.

Die tollen Eigenschaften von Merinowolle – kaum schmutzanfällig und nahezu geruchsneutral – werden durch den Einsatz des Mythlan-Garns nochmals verbessert. Da sich Bakterien und Keime nicht festsetzen können, wird Schweißgeruch stärker vorgebeugt. Gerochen haben beide getesteten Teile auch nach mehrfacher Benutzung nicht. Gewaschen habe ich sie dennoch immer mal wieder bei 30 Grad, zusammen mit anderen Wollsachen. In den Trockner darf die Hightech-Unterwäsche allerdings nicht – muss sie aber auch gar nicht, da die Teile schnell trocknen.

Mein Test-Fazit zur Apani Merino X-Bionic Fastflow

Die Verpackung von X-Bionic ist außergewöhnlich – hier findet man Informationen satt.

Andreas Lindebner

Die Verpackung von X-Bionic ist außergewöhnlich – hier findet man Informationen satt.


Im Laufe der Jahre haben sich in meinem Schrank unterschiedliche Arten von Sportunterwäsche angesammelt. Von reinen Synthetikprodukten, teilweise mit Kompressionsfunktion, über Mischgewebe (zum Beispiel von Ortovox) bis hin zu reinem Merino (zum Beispiel von Icebreaker). Bisher war es oftmals eine Entscheidung zwischen wärmend oder feuchtigkeitsregulierend. Mit der Apani Merino by X-Bionic Fastflow-Kollektion entfällt die Qual der Wahl. Natürlich muss man sich, was die weitere Bekleidung angeht, der jeweiligen Temperatur und Aktivität anpassen. Diese Anpassung kann aber getrost über die zweite und dritte Schicht erfolgen. Die Unterwäsche leistet stets den perfekten Beitrag dazu!

Meiner Meinung nach spielt ein gutes Tragegefühl bei Funktionsunterwäsche eine große Rolle und trägt zu Erhöhung der Leistungsfähigkeit bei. Wenn nichts drückt und nichts übermäßig feucht wird, kann man sich schlichtweg besser auf die sportliche Leistung konzentrieren. In diesem Punkt überzeugen beide Teile auf ganzer Linie. Egal bei welcher Aktivität, egal in welcher Umgebung und egal was man darüber trägt: das gute Gefühl bleibt.

Das Material fühlt sich einfach klasse an und die Passform ist perfekt. Die Verpackungsaufschrift „turn sweat into energy – mach aus Schweiß Energie“ trifft es in meinen Augen also sehr gut. Zwar bewegt man sich auch in dieser Unterwäsche nicht von alleine, die Unterstützung durch optimalen Feuchtigkeitstransport oder wärmende Funktion helfen dabei jedoch ungemein.

Wer also nach einer Funktionsunterwäsche sucht, die für so ziemlich jede Aktivität bei kälteren Temperaturen flexibel einsetzbar ist – hier ist sie! Mit Apani Merino by X-Bionic kann man verschiedene Arten von Unterwäsche durch eine einzige Kollektion ersetzen, was den relativ hohen Preis durchaus relativiert.

Mehr zum Thema Merino und Funktionsunterwäsche

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.