• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Die Karte am Handy

Wanderapps: Navigation und Tourenplanung mit Komoot, OsmAnd & Co

6 Minuten Lesezeit
Outdooractive, Komoot, Gaia GPS & Osmand: Was leisten Navigations-Apps im Outdoor-Einsatz? Was sind die Stärken, wo gibt es Schwächen? Hendrik Morkel hat den Überblick.

Wer heute zum Wandern geht, greift selten zu Karte und Kompass, um unterwegs zu navigieren. Unserem Smartphone sei Dank, können wir in Sekunden sehen wo wir sind und wo wir hin wollen, denn Karten- und GPS-Apps gehören für viele bereits zum festen Bestandteil der Wanderausrüstung.

Moderne Smartphones sind nicht nur wasserfest und zuverlässig, sondern haben mit ein paar einfachen Tricks (wie das Aktivieren des Flugmodus und das Mitführen einer Powerbank) auch eine Akkulaufzeit, die mittlerweile mehr als gut genug ist, um mit einem GPS Gerät mitzuhalten.

Karten-Apps am Smartphone machen die Navigation unterwegs einfacher. Mit einer Papierkarte solltest Du trotzdem klarkommen.

Patrick Schöpflin/Unsplash

Karten-Apps am Smartphone machen die Navigation unterwegs einfacher. Mit einer Papierkarte solltest Du trotzdem klarkommen.


Alles Google? Die besten Navigations-Apps fürs Gelände

Im Alltag „navigieren“ viele mit Google Maps oder Mapy.cz, wenn Sie in einer fremden Stadt unterwegs sind oder die schnellste Verbindung zum Ziel XY suchen. In den Bergen schaut das allerdings anders aus: Auch wenn man Google Maps bedingt auch in den Bergen und Wäldern zum Wandern einsetzen kann – es sind überraschend viele Wanderwege eingezeichnet – gibt es eine Vielzahl an Navigations-Apps die den „Outdoor-Job“ noch deutlich besser machen. Vier davon stelle ich Dir nachfolgend genauer vor.

⚠️ Apps sind gut, Wissen ist besser

Vor allem in den Bergen solltest Du Dich bei der Navigation nicht nur auf  die Technik setzen. Solide Grundkenntnisse in Sachen Orientierung und Tourenplanung sind essenziell. Nur so kannst Du Dich auf Dein eigenes Urteilsvermögen verlassen und behältst die Kontrolle über die Navigation.

Der Autor selbst hat immer eine Papierkarte und einen Kompass mit dabei und weiß auch, wie man diese benutzt!

Was muss eine Navigations-App können?

Eine gute Navigations-App zum Wandern bietet nicht „nur eine Karte“. Sie macht die Tourenplanung einfach und erleichtert auch den Einstieg ins Wandern bzw. den Outdoor-Sport generell. Einsteiger finden passende Touren, ohne sich zu allererst über Kompass und Karte auch Gedanken machen zu müssen.

In der App ist fast alles da, was für die Tourenplanung nötig ist: Höhenprofil, die Streckenlänge, Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten entlang der Route.

Zu den wichtigsten Funktionen einer guten Wanderapp gehört folgendes:

Gute Karten

Detaillierte topografische Karten des Landes, in dem gewandert wird, sollten verfügbar sein. Das bedeutet: Höhenlinien, markanten Höhepunkte (Gipfel, Sättel) und der Verlauf von Gewässern, Straßen etc. sind aus den Karten ersichtlich.

Gute Karten sind die Basis jeder Navigations-App. Bei Outdooractive, Komoot und Gaia-GPS stimmt die Qualität. Die Darstellung unterscheidet sich.

Screensho-Montage/Hendrik Morkel

Gute Karten sind die Basis jeder Navigations-App. Bei Outdooractive, Komoot und Gaia-GPS stimmt die Qualität. Die Darstellung unterscheidet sich.


Offline-Nutzung

Die App muss es erlauben geplante Routen und die dafür nötigen Karten für die Offline-Nutzung herunterzuladen.

Tracking

Mit den meisten Apps kann man seine Wanderungen aufzeichnen (“tracken”) oder als Route speichern, um sie später erneut zu gehen.

Kompass

Die App sollte einen Kompass haben. Allerdings kann ein Telefonkompass manchmal nicht ganz so genau wie ein Magnetkompass sein, daher sollte man das, was man auf der digitalen Karte sieht, mit den Begebenheiten vor Ort vergleichen.

GPX-Import und -Export

Die Navigations-App das importieren und exportieren von GPX Dateien einfach ermöglichen. So kann man seine Routen mit anderen Menschen teilen, die sie wiederum auch mit anderen Apps nutzen können.

Community-Funktionen

Eine Community ist zwar kein Muss für die Tourenplanung aber dennoch ganz praktisch: Manche Apps fungieren wie ein soziales Netzwerk und ermöglichen es, Routen zu teilen, zu sehen, wo andere gelaufen sind, und neue Routen zu finden. Letzteres ist besonders dann nützlich, wenn das Wetter nicht mitspielt. Beispielsweise wenn aufgrund eines Wetterumschwungs anstatt einer hochalpinen Wanderung besser eine mildere Tour gefragt ist.

Kosten

Die meisten Apps haben eine kostenlose Version. Um den vollen Umfang aller Funktionen zu erhalten, muss man normalerweise bezahlen. Ein monatliches oder jährliches Abonnement ist derzeit Standard. Manche Apps bieten auch einzelne Kartenpakete per Einmalzahlung an.

Welche Navigations-Apps gibt es?

Wir haben uns vier beliebte Navigations-Apps angesehen und ausprobiert: Outdooractive, Komoot, Gaia GPS und OsmAnd. Daneben gibt es eine Vielzahl anderer Navigations- und Karten-Apps, die ihr Fachgebiet mehr oder weniger gut können.

Besonders hervorheben ich an dieser Stelle nationale Angebote für Karten-Apps. Die Swisstopo App bietet zum Beispiel fantastische topografische Karten mit GPS-Navigation für die Schweiz.

Outdooractive

 🌍 Prädikat: Die besten Karten für Deutschland, den Alpenraum und darüber hinaus.

Bewertung: Android: 4,5 ⭐ || iOS: 4,1⭐

Logo Outdooractive

Outdooractive bietet eine große Auswahl an weltweiten Karten, einfache und schnelle Routenplanung mit “Snap-to-grid”-Funktion, Community-Routen und Website-Planer. Topografische Karten und Offline-Nutzung kosten extra.

  • Kosten: Die grundlegende Nutzung ist kostenlos (keine Topo-Karten, Werbung); Die Pro-Version kostet 2,50 Euro pro Monat oder 29,99 Euro pro Jahr. Die Version Pro+ kostet 5,00 Euro pro Monat oder 59,99 Euro jährlich.
  • Plattformen: iPhone, Android, Webplaner
  • Karten: exzellente Auswahl an internationalen Topo-Karten, zum Beispiel Swisstopo und OS-Maps
  • Features: Routenplanung, Track-Aufzeichnung, GPX-Import/Export, Community, Augmented Reality, 3D-Routenvorschau
  • Offline: Nur in der kostenpflichtigen Version

Download: Android: Outdooractive Wandern und Fahrrad || iOS: Outdooractive: Hiking Trails

Komoot

🌍 Prädikat: Großartige Navigations-App für Social-Network-Freunde.

Bewertung: Android: 4,5⭐ || iOS: 4,8⭐

Logo Komoot App

Komoot ist großartig für die Routenfindung und die soziale Gemeinschaft. Die App bietet einen Multi-Tag-Planer und kann einfach mit einer Smartwatch von Suunto oder Garmin verbunden werden. Ein Nachteil ist die eingeschränkte manuelle Kontrolle über die Routenplanung.

  • Kosten: kostenlos (Basisnutzung, keine Offline-Karten); komoot Premium kostet 59,99 Euro pro Jahr sowie verschiedene Kartenpakete ab 3,99 Euro
  • Plattformen: iPhone, Android, Webplaner
  • Karten: Weltweite komoot-Karte basierend auf OpenStreetMap-Daten mit Wander- und Fahrrad-Layern
  • Features: Routenplanung, Trackaufzeichnung, GPX-Import/ Export, Community
  • Offline: Ja, Regionen für die Offline-Nutzung herunterladen

Download: Android: komoot – Wandern und Radfahren || iOS: komoot – hike, bike & run

Gaia GPS

🌍 Prädikat: Topografische Karten und Tourenplanung weltweit und kinderleicht.

Bewertung: Android: 4,1 || iOS: 4,8

Logo Gaia GPS

Gaia GPS eignet sich großartig für die Planung internationaler Touren und die Navigation vor Ort. Die App überzeugt mit einem leistungsstarken Routenplaner. Die offline Nutzung kostet extra.

  • Kosten: kostenlos (Basisnutzung, keine Offline-Karten); Premium kostet 39,99 Euro pro Jahr
  • Plattformen: iPhone, Android, Webplaner
  • Karten: Gaia Topo (weltweit), viele internationale Topo-Karten mit Premium-Abonnement
  • Features: Routenplanung, Trackaufzeichnung, GPX-Import/Export, Community, Fotos mit Geotags, Flächenrechner
  • Offline? Ja, Kartenbereiche auf das Gerät herunterladen

Download: Android: Gaia GPS: Topografische Karten || iOS: Gaia GPS: Mobile Trail Maps

OsmAnd

🌍 Prädikat: Datenschutzfreundliche und für den Offline-Betrieb ausgelegte App.

Bewertung: Android 4,4⭐ || iOS: 4,6⭐

Osmand App Logo

Die einfachen Aufgaben – Routen erstellen und folgen – sind bei Osmand einfach zu nutzen, allerdings ohne topografische Karten. Diese kosten extra, die Menüführung ist unübersichtlich, auch gibt es nicht für alle Länder topografische Karten mit Höhenlinien.

  • Kosten: Die grundlegende Nutzung ist kostenlos (keine Topo-Karten); das All-Inclusive Abo-kostet 2,99 Euro pro Monat oder 29,99 Euro pro Jahr, verschiedene Kartenpakete kosten zwischen 2,49 und 24,99 Euro
  • Plattformen: iPhone, Android
  • Karten: brauchbare Auswahl an internationalen Topo-Karten
  • Features: Routenplanung, Trackaufzeichnung, GPX-Import/Export
  • Offline: Ja, auch in der kostenlosen Version

Download: Android: OsmAnd – Karten & GPS Offline || iOS: OsmAnd Maps Travel & Navigate

GPS vs. Smartphone: Braucht man heutzutage noch ein GPS-Gerät?

Kurzum: Nein. Die Kosten für ein gutes GPS sind sehr hoch, hinzu kommen Kosten für Karten und Abos. Im Gegenzug erhält man ein Gerät, das eventuell etwas robuster ist, und dessen Batterien etwas länger halten.

Die meisten Apps bieten hingegen eine kostenlose Version, die oft die grundlegenden Funktionen abdeckt. Die für den vollen Umfang notwendigen Abos sind im Vergleich zu GPS-Geräten noch immer erheblich günstiger.

Und was ist mit der Akku-Laufzeit? Die vorgestellten Navigations-Apps wurden auf verschiedenen Apple iPhones, zuletzt mit dem iPhone 12 Pro Max getestet. Dieses hat im Flugmodus eine sehr gute Akkulaufzeit und man kann ruhigen Gewissens einige Tage damit navigieren ohne in der Nähe einer Steckdose zu sein – mit einer Powerbank umso länger.

Wer eine Powerbank dabei hat kann auch ohne Probleme für bis zu zwei Wochen mit dem Smartphone unterwegs sein.

Der einzige Nachteil von Smartphones ist die Bedienung des Touchscreens bei nassen Bedingungen. Da dies mitunter schwierig werden kann, empfiehlt es sich etwas dabei zu haben mit dem man den Screen trocknen kann – zum Beispiel ein kleines Mikrofaser-Handtuch. Dann kann man wieder ohne Probleme auf der Karte scrollen.

Klar, für Expeditionen in den Dschungel von Mittelamerika oder die höchsten Berge unserer Welt lohnt sich die Anschaffung durchaus. Für alltägliche Touren, wie sie die meisten Berg- und Outdoorsportler in Europa unternehmen, sind die vorgestellten Apps am Smartphone aber die bessere Wahl. Zum einen ist das Handy ohnehin schon mit dabei, zum anderen liefern die Navigations-Apps zuverlässige Daten und Funktionalität und schneiden so im Preis-Leistungs-Verhältnis einfach besser ab.

Fazit: Welche App zur Outdoor-Navigation?

Alle getesteten Apps haben Ihre Vor- und Nachteile, insgesamt war es aber eine gute Erfahrung mit den verschiedenen Apps zu navigieren.

Wer totale Kontrolle über die Routenplanung haben möchte sollte einen Blick auf Gaia GPS und Outdooractive werfen. Beide Apps machen das Erstellen von eigenen Routen zum Kinderspiel und bieten eine sehr gute Auswahl an topografischen Karten, wobei Gaia GPS international die Nase vorne hat.

Wenn man den sozialen Aspekt von Wanderapps sehr schätzt ist Komoot eine hervorragende Wahl. Komoot ist die mit Abstand beste App, um seine Abenteuer mit anderen zu teilen und sich auch von anderen inspirieren zu lassen. Auch Outdooractive eignet sich sehr gut, um neue Routen in der Nähe zu finden.

Alle Apps entfalten Ihr volles Potenzial mit einem Abo, mit dem man weitere Features freischalten kann. Je nach Häufigkeit der Nutzung können sich diese auch sehr schnell lohnen.

Am besten ist es die Apps in Ihren kostenlosen Versionen auszuprobieren, um zu sehen welche Dir persönlich gefällt und welche Features gebraucht werden. Nur so kannst Du die für Dich passende App für Dich und Deine Touren finden.

Hast Du einen Tipp für weitere, lohnende Wander- und Navigations-Apps? Verrate ihn uns gerne in Deinem Kommentar zu diesem Beitrag.

Mehr zum Thema Apps und Orientierung

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
19 Comments
beste Bewertung
neueste älteste
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.