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Im türkisen Vlies

Norrøna falketind Alpha60 Jacke im Test

6 Minuten Lesezeit
Mit der falketind Alpha60 konstruiert Norrøna eine Isolationsjacke, die einen optimalen Kompromiss aus Leistungsfähigkeit und Gewicht bietet. Ob das dem norwegischen Unternehmen gelungen ist, hat Bergzeit-Autor Arnold Zimprich getestet.

Premiere! Es ist das erste Mal, dass ich ein Produkt von Norrona testen darf und überhaupt mit der norwegischen Marke in Kontakt trete. Spannend, ist doch Norrona eine der traditionsreichsten Outdoor-Marken überhaupt, führte auf dem europäischen Markt erstmals Gore-Tex ein und fertigt bereits seit 1929 Produkte für den harten Einsatz im Freien.

Norrona setzt auf brandneues Isolationsmaterial

Was zeichnet Norrona aus? Schon seit 2002 lautet das Norrona-Motto „Loaded Minimalism“. Umständlich übersetzt bedeutet das in etwa „so leicht und minimalistisch wie nötig, so funktional wie möglich“. Das merkt man der falketind Alpha60 Jacke auch sofort an. Den erfahrenen Outdoorer verwirrt zunächst, dass die Jacke für ihre immerhin fast 200 Euro Verkaufspreis erstaunlich wenig „Gegengewicht“ bietet. Daher die Frage: Was kann dieses federleichte Jackerl?

Polartec® Alpha® aus der Nähe: Das brandneu entwickelte Material nimmt Feuchtigkeit sehr schnell auf und trocknet ebenso schnell. | Foto: Arnold Zimprich
Polartec® Alpha® aus der Nähe: Das brandneu entwickelte Material nimmt Feuchtigkeit sehr schnell auf und trocknet ebenso schnell. | Foto: Arnold Zimprich

Zugegeben: Vor dem Test beschränkte sich mein Wissen über das brandneue Polartec® Alpha® Isolationsmaterial auf eine recht rudimentäre ISPO-Messeinfo. Leicht, schnell trocknend, besseres Wärme-Gewichts-Verhältnis als Fleece, schnelle Feuchtigkeitsaufnahme. Genauso preist Norrona das falketind Alpha60 Jacket auch an. Mal sehen, ob die winzig klein verpackbare Jacke auch halten kann, was der Produkttext verspricht!

Falketind Alpha60 – reduziert auf das Wesentliche

Schnell wird klar, dass „Loaded Minimalism“ keine hohle Phrase ist, sondern Programm. Mal angenommen, man wünscht sich eine Bergsportjacke, die auf das Wesentliche reduziert ist. Kein Schnickschnack, kein verwirrendes Überangebot an Taschen, Kordeln und Reißverschlüssen, nichts. Also quasi einen für den Bergsport gepimpten Windbreaker.

Norrona zeigt mit der falketind Alpha60, wie eine solche Jacke auszusehen hat. Die Norweger legen zwar Wert auf sinnvolle Details wie Fingerschlaufen, einen eng abschließenden Kragen und zwei geräumige Einschubtaschen, in der sich auch topographische Karte und größere Dinge unterbringen lassen. Daneben findet sich aber nichts, was nicht unbedingt nötig wäre. „Loaded Minimalism“ eben.

Die falketind Alpha60 als Reisejacke

Eine Radreise im Februar durch Israel stellt einen ersten Härtetest für die Jacke dar. Die Ausrüstung ist auf ein Minimum reduziert. Eine Fahrrad-Überjacke habe ich gar nicht erst dabei, und so muss die Falketind nicht nur als Begleiterin bei Sightseeing-Ausflügen in Jerusalem herhalten, sondern auch als Überjacke bei eisigen Temperaturen in der Negev-Wüste. Denn in der Nacht purzelt das Thermometer immerhin bis auf null Grad.

Speziell an kalten Morgen in der Wüste zeigt sich, dass sich die falketind Alpha60 ideal als winzig klein verpackbare Wärmejacke eignet. Sie lässt sich auch in kleinen Rucksack-Seitentaschen unterbringen und liefert schnell ein Plus an Komfort. Das ein- oder andere Mal ziehe ich sie sogar zum Radfahren selbst an und bin von der Funktion verblüfft. An der Vorderseite – also dort, wo der Wind auftrifft – lässt die Jacke auch stärkere Böen abprallen. An der Seite hingegen kann Feuchtigkeit entweichen. Doch natürlich hat Norrøna die Jacke nicht primär als Windbreaker konstruiert. Von daher bin ich schwer gespannt, was sie bei einem intensiven „Alpintest“ leisten kann.

Mit der falketind Alpha60 auf Ski- und Radtour(en)

An zwei schönen Märztagen habe ich die Gelegenheit, die Jacke mit auf zwei rassige Skitouren zu nehmen. Zunächst steht die Überschreitung des Kamms vom Brauneck bis zur Benediktenwand über Latschenkopf und Probstensattel mit dem Splitboard auf dem Plan. Eine optimale Tour, um die Jacke zu testen. Ständige Tempowechsel, mehrmaliges Ab- und Anschnallen, kurze Abfahrten, Gegenanstiege und schweißtreibende Traversen. Dazu Föhnsturm an der Südseite und gelegentlicher Hitzestau an der Nordseite. Einfach optimale Testbedingungen, wird doch die Jacke von Norrona selbst als schnelltrocknend und vor allem „extrem atmungsaktiv“ angepriesen.

Die beiden Einschubtaschen der Norrona falketind Alpha60 sind recht geräumig und bieten auch einer Landkarte Platz. | Foto: Arnold Zimprich
Die beiden Einschubtaschen der Norrona falketind Alpha60 sind recht geräumig und bieten auch einer Landkarte Platz. | Foto: Arnold Zimprich

Um es kurz zu machen: Die Norrøna falketind Alpha60 beweist, dass sie wirklich was auf dem Kasten hat. Ich zähle mich zu den „Schnellschwitzern“, trotzdem ließ die Jacke Feuchtigkeit schnell und zuverlässig entweichen und sorgte rasch wieder für ein gutes Tragegefühl. Auch die Bewegungsfreiheit ist als ausgezeichnet einzustufen, die stretchigen Fingerschlaufen sorgen zudem für mehr Wärme an den Händen.

Wird es von einem Moment auf den anderen so richtig kalt und zugig (Stichwort: Föhnsturm) ist die Jacke allerdings überfordert. Das extrem luftige Polartec® Power  Stretch®-Material an der Seite und an den Armabschlüssen lässt stärkeren Luftzug fast ungehindert durch. Daneben merkt man der Jacke den „Leichtbau“ auch beim Außenmaterial an. Man sollte stärkeren Felskontakt vermeiden, das Außenmaterial reibt sich relativ schnell auf. Beides jedoch nicht wirklich stichhaltige Kritikpunkte, denn die Jacke ist ja keine ultra-robuste Hardshell, sondern eher ein Midlayer oder eben eine leichte, filigrane Außenschicht für Gewichtsoptimierer.

Testabschluss auf dem Schafreuter

Bei einer Sonnenaufgangstour auf meinen Haus-Zweitausender, den Schafreuter, gebe ich nochmal richtig Gas. Mal ausprobieren, was die Jacke zu leisten im Stande ist! Am windumtosten Gipfel ziehe ich die Jacke über einen Merino-Baselayer und einen dünnen Fleecepulli und bin auch hier von der Funktion angetan.

Als ich schließlich meine Hardshell drüberziehe, wird es richtig mollig warm. Die falketind Alpha60 ist ganz einfach ein ausgezeichneter „Baustein“ für das Zwiebelprinzip! Ich beschließe, dass sie ab sofort zur Touren-Standardausrüstung gehören wird – durch das winzige Packmaß findet sie auch in den kleinsten Rucksackwinkeln noch Platz.

Fazit zur Norrona falketind Alpha 60

Bereits im ersten Testmonat hat sich die falketind Alpha60 zu einem gern getragenen Dauerbegleiter entwickelt. Der Einsatzbereich ist ganz klar „fast&light“ und nicht zwangsläufig „warm&light“ – wer also eine schnell wärmende Isolationsjacke für eiskalte Verhältnisse sucht, sollte ein anderes, stärker gefüttertes Modell auswählen.

Bergsportler, die einfach nur schnell und unkompliziert unterwegs sind und eine winzig klein verpackbare und schnell trocknende Isolationsjacke suchen, werden von den Trageeigenschaften hingegen schnell überzeugt sein. Norrøna empfiehlt die Jacke neben Bergsport und Trailrunning übrigens explizit für den Einsatz im Trekkingbereich. Hierzu steht eine Bewertung noch aus und ich bin mehr als gespannt, was die Jacke im Sommer zu leisten im Stande ist!

Geeignet für:

Die nur 260 g schwere Jacke kommt auch in kleinen Rucksackwinkeln problemlos unter. | Foto: Arnold Zimprich
Die nur 260 Gramm schwere Jacke kommt auch in kleinen Rucksackwinkeln problemlos unter. | Foto: Arnold Zimprich
  • schnelle Skitouren und Speedhikes
  • als Außenschicht bei Bergaktiväten über ca. 10°C
  • als atmungsaktive Zwischenschicht bei kälteren Temperaturen

Nicht geeignet als:

  • extrawarme Zwischenschicht für eiskalte Verhältnisse
  • robustes Bekleidungsstück für „berührungsintensive“ Touren in hochalpinem Gelände
  • Ersatz für Daunen- oder Isolationsjacken

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