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Hart Bouldern, weich fallen!

Moon Warrior: Crashpad Test

6 Minuten Lesezeit
Moon Warrior - ein Crashpad benannt nach dem Krieger-Planet Mars. Wie es sich auf diese Bouldermatte springt und fällt, hat Bene Hirschmann ausprobiert. Ein Testbericht aus dem Oberland.

Ein Crashpad von Ben Moon teste ich gerne – schließlich war der coole englische Kletterer mit seinen damals schulterlangen Dreads eines meiner Jugendidole. Zusammen mit Jerry Moffat waren die beiden damals die jungen Starken. Damals gab es für die Felskrieger allerdings nicht die heutigen Crashpads – die beiden wären sicher froh über ein Pad wie dieses hier gewesen. Moon jedenfalls steht für das Credo „Von Kletterer für Kletterer“ – und das merkt man auch. Das Modell Warrior (benannt nach dem Krieger-Planeten Mars) reiht sich von der Größe und Ausstattung zwischen dem kleineren, dünneren Pad Pluto und dem größeren, dickeren Saturn ein.

Moon Warrior Crashpad: Geländegängiges Leichtgewicht

Moon Warrior Crashpad Test: Foto Bene Hirschmann
Moon Warrior Crashpad im Test: Die Größe und die Ausstattung geben einem auch in etwas höheren Gefilden ein gutes Gefühl! | Foto: Bene Hirschmann

Kompakt, handlich und leicht – das war der erste, positive Eindruck des grünen Moon Crashpads mit dem typischen, roten Logo. Mit 130 auf 100 Zentimetern im aufgeklappten Zustand liegt es hinsichtlich der Größe im Mittelfeld, mit dem schmalen Packmaß von 60 auf 100 Zentimeter bleibt man im Anstieg nicht so leicht im Gestrüpp oder im Felslabyrinth hängen wie mit anderen, sperrigeren Ungetümen. Das Gewicht von nur sechs Kilogramm ließe sich auch über längere Strecken gut tragen, wäre da nicht ein kleines Problem.

Bewährte zweilagige Sandwichkonstruktion für weiche Landungen

Das Innenleben der Matte besteht aus zwei Schaumstoffschichten, die zum Schutz vor Nässe in eine wasserdichte, durchsichtige Folie gehüllt sind – beim Bouldern im Schnee oder in Bachnähe eine sinnvolle Idee, denn ein im Inneren feucht gewordenes Crashpad trocknet schwer und kann unangenehme Gerüche entwickeln. Wenn das leichte Knistern der Folie stört, kann sie nach Angaben des Herstellers entfernt werden. Ansonsten ist die Sandwichkonstruktion recht konventionell: unten eine 10 cm dicke, weiche, offenzellige Schaumstofflage, darüber eine zwei Zentimeter dünne, harte, geschlossenzellige Matte, die die Aufprallenergie großflächig verteilt. Der Gesamtaufbau von zwölf Zentimetern ist vollkommen ausreichend und bietet auch bei großen Absprunghöhen genug Reserven gegen das Durchschlagen auf den Boden. Die Stöße werden gut absorbiert und abgefedert.
Das Außenmaterial aus Ballistic Nylon ist extrem widerstandsfähig, wasserabweisend und robust, die häufig strapazierten Ecken sind mit einer doppelten Stofflage verstärkt. Auf der Unterseite verhindern zwei breite Streifen einer rutschfesten, genoppten Beschichtung das Wegrutschen der Matte auf dem Boden.

Saubere Sache: „Reverse fold“

Zum Transport wird das Pad zusammengeklappt, es gibt – wie bei allen Taco-Modellen – keinen Falz in der Mitte. Dies schützt zwar vor Verletzungen durch Umknicken, macht aber das Prozedere des Zusammenlegens normalerweise zu einem kleinen Kraftakt. Hier kommt der Clou der Matte ins Spiel, die innovative „reverse fold“-Funktion: Die Unterseite, nicht wie üblich die Oberseite, wird nach innen gefaltet, d.h. die obere, harte Schicht befindet sich beim Zusammenlegen außen. Sie bietet hier weniger Widerstand beim Falten, der Kraftaufwand ist viel geringer als bei Matten, die mit der Oberseite nach innen zusammengerollt werden. Der harte Schaumstoff wird geschont, weil er nicht so stark geknickt wird – ein Vorteil für die Langlebigkeit des Pads.

Moon Warrior Crashpad Test: Foto Bene Hirschmann
Moon Warrior Pad und Bergzeit Chalkbag am Start: Alles für einen gelungenen Bouldertag. | Foto: Bene Hirschmann

Die „reverse fold“-Methode hat noch einen zweiten Vorteil: Bouldern am Fels hinterlässt meistens deutliche Spuren auf dem Crasphad. Die Unterseite der Matte liegt oft im Schneematsch, auf lehmigem Boden oder im Sand. Später findet sich dann der ganze Schmutz auf der Kleidung, im Kofferraum und zuletzt dem Teppich daheim. Da aber das Warrior-Pad mit der Bodenseite nach innen gefaltet wird, bleibt auch der Dreck schön im Inneren verborgen. Eine super Idee, die viel Arbeit und Ärger daheim erspart! Vorbei die Zeiten, in denen nach der Bouldersession im Zillertal oder in Kochel der Lehm an den Autopolstern klebt!
Zum Falten kniet man sich am besten auf die Matte. Zusammengehalten wird das Ganze durch drei leichte, aber sehr stabile Aluminiumschnallen. Am Ende der Zurrgurte befinden sich Fingerschlaufen, die das Ziehen erleichtern. Die Bänder sind ebenso wie die drei Tragegriffe direkt in den Nähten befestigt und im Inneren der Matte doppelt vernäht. Alles wirkt sehr stabil, aber es wird sich erst im Laufe der Jahre zeigen, ob die Nähte den Belastungen standhalten. Die Positionierung der Griffe auf drei Seiten ist optimal zum schnellen Tragen und Verrücken der Matte während der Session.

Durchdachte Einheit: Flap und Tragesystem

Ebenfalls im Sinne von Saubermännern und -frauen: das Tragesystem, das ja auf der Oberseite der Matte liegt, wird beim Bouldern von einem Flap verdeckt, das gleichzeitig als Fußmatte dient. Befestigt wird der filzartige Teppichstoff mit Klettstreifen, die zuverlässig halten. Dadurch bleiben nicht nur die Gurte sauber, sondern es wird auch vermieden, dass man sich beim Landen in ihnen verheddert und stürzt. Ihre harten Schnallen verstaut man am besten im kleinen Täschchen unterhalb des Tragesystems. Dort sind sie vor Trittbelastung geschützt und man läuft nicht Gefahr, schmerzhaft auf ihnen  zu landen. Am Fußabstreifer können die Schuhe vor dem Einstieg gesäubert werden, groben Schmutz sollte man aber hier trotzdem nicht loszuwerden versuchen, dafür ist der Stoff zu weich und zu glatt. Fichtennadeln, Gras und Moos bleiben sehr leicht hängen, so dass das edle Aussehen des Teppichs bald leidet. Also lieber einen zweiten, leichter sauberzuhaltenden Fußabstreifer mitnehmen!

Das Tragesystem selbst ist, wie bei vielen Crashpads, einfach gehalten. Die Schulterträger sind dünn gepolstert, der Hüftgurt ohne Polster, aber breit. Die Schnallen sind zwar aus Kunststoff, wirken jedoch robust und halten gut, ohne nachzugeben. Ein kleines Manko: Die Schultergurte sind oben so eng nebeneinander angenäht, dass sie bei mir ziemlich unangenehm am Hals einschneiden. Zur Abhilfe habe ich das Gewicht vorwiegend auf den Beckengurt verlagert und so die Schultern entlastet. Das Flap, das sonst das Tragesystem schützt, wird beim Transport am unteren Ende umgeschlagen, so dass man im Inneren der Matte einiges an Material verstauen kann. Mit einem langen Klettstreifen ist der Stoff ruckzuck auf der Rückseite des Pads fixiert (am besten schräg ankletten).

Fazit und Details zum Moon Warrior Crashpad: Klapp den Dreck einfach weg!

Das Warrior von Moon ist ein einfaches, aber sehr effektives Crashpad für alle Tage. Absolut überzeugt hat mich die Idee des „reverse fold“: endlich eine Bouldersession ohne das Problem mit dem verdreckten Crashpad im Auto. Ein weiteres, großes Plus sind das geringe Gewicht und Packmaß. Dämpfungseigenschaften und Handling erfüllen alle Anforderungen an eine gute Bouldermatte. Einziges Manko: die zu eng angebrachten Schultergurte beim Tragesytem. Die englischen Boulderer haben scheinbar kürzere Anstiege und schmälere Schultern als wir Alpenbewohner. Meine Empfehlung, ein gutes Crashpad für Frauen und etwas kleinere Männer – handlich, leicht und gut sauber zu halten. Den Boulderern unter 1.80 Meter passt vielleicht auch das Tragesystem besser.

  • Oberstoff: Ballistic Nylon
  • Schnallen: lightweight aluminium buckles mit Moon -Logo
  • Tragesystem: Gepolsterte Schulterriemen
  • Konstruktion: „reverse fold”
  • Gewicht: 5.000 Gramm
  • Maße: 130 x 100 x 10 Zentimeter

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