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Highend-Kombi aus Norwegen

Helly Hansen Ridge Shell Jacket und Elevate Shell Pants im Test

11 Minuten Lesezeit
Mit dem Ridge Shell Jacket und der Elevate Shell Hose hat Helly Hansen eine Highend-Skikombi im Sortiment, die die Latte bei qualitativ hochwertiger Skibekleidung sehr hoch hängt. Alexandro Wöckner hat die Kombi einem vielseitigen Test unterzogen.

Helly Hansen im Test – Ahoi Matrose!

Der Hochwinter lässt zwar noch auf sich warten, aber ich habe trotzdem aus der neuen Helly Hansen ULLR Freeride Kollektion 2017/2018 die Man’s Ridge Shell Jacket und die passende Man’s Elevate Shell Pant getestet. Helly Hansen ist als norwegischer Textilhersteller vor allem für seine Arbeits- und Seglerbekleidung bekannt, daher war ich erstmal skeptisch.

Letztendlich war die Neugier aber so groß, dass wir zum Saisonauftakt auf das Stilfser Joch aufgebrochen sind – auch wenn sich die diesjährige Wintersaison in den Ostalpen noch etwas schwer tut, für anständigen Neuschnee zu sorgen. Um alle Features, die Passform, die Wasserdichtigkeit und Wärmeregulierung zu testen, hat es allemal gereicht und ich konnte mir einen umfassenden ersten Eindruck über die Highend-Freeride-Kombi machen.

Die Helly Hansen ULLR-Serie – ein Gottesgewand?

Göttergewand? Die Helly Hansen ULLR-Serie ist nach dem nordischen Gott des Winters benannt. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR
Göttergewand? Die Helly Hansen ULLR-Serie ist nach dem nordischen Gott des Winters benannt. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR

Im ersten Moment war mir nicht ganz klar, was genau „ULLR Freeride Collection“, unter dem die beiden Helly Hansen-Teile firmieren, bedeuten soll. Vielleicht ist Ullr ein geheimer Backcountry-Hotspot in den Sunnmørs-Alpen? Nein, natürlich nicht. Ullr ist der nordische Gott des Skilaufs und Winters. Ullr stammt nach Lokis Mythologie von den Eisriesen ab, weswegen er sich in den gefürchteten Wintermonaten am wohlsten fühlt – Wink mit dem Zaunpfahl. Der Gott ist heutzutage bei den skandinavischen Wintersportlern immer noch ein beliebter Glücksbringer. Damit ist auch klar, weswegen der Name vom Hersteller für die Freeride-Kollektion mehr als passend gewählt wurde. Und wenn Kapitän Helly Hansen seine Seemänner mit seinem eigens hergestellten Ölzeug schon auf rauer See trocken halten konnte, so werde ich mit der Ridge Shell Jacket und Elevate Shell Hose wohl auch Schnee in jeglicher Form in den Griff bekommen!

Ridge Shell Jacke und Elevate Shell Hose: Für alles gewappnet

Unabhängig davon, ob man auf einem oder zwei Brettern unterwegs ist, kann man beim Wintersport in der Regel auf dreieinhalb unterschiedliche Bedingungen treffen:

  • Szenario 1 beschreibt das weitgehend unspektakuläre und dennoch beliebte Lifteln. Bei gut präparierten Pisten wird der Schnee höchstens am späten Nachmittag als Sulz für den Schneefang am Skistiefel zur Gefahr. Je nach Fahrstil kann der Kreislauf auch mal auf Hochtouren kommen. Aber, um diese Skikombi in Schwitzen zu bringen, braucht es schon etwas mehr, denn sie atmet! Nichtsdestotrotz, ein Hingucker auf der Piste oder an der Après-Ski-Bar sind die Helly Hansen-Produkte auf alle Fälle.
  • In Szenario 2 erwartet die Ski-Kombi schon etwas mehr als nur feuchter Schnee. Beim Freeriden oder abseits der gewalzten Pisten kommt der feine Pulverschnee gern aus allen Himmelsrichtungen und wenn es einen mal „demontiert“, betrachtet man die Schneedecke schnell mal von unten. Da muss der Schneefang, die Verbindung von Jacke und Hose sowie die Kapuze Höchstleistung bringen. Falls die Konstruktion versagt, kann man sich nämlich den Schnee aus der Unterwäsche schaufeln. Auch wenn mir beim Test der meterhohe Schnee gefehlt hat, lege ich meine Hand ins Feuer, dass die Unterhose auch bei einem Tiefschneetauchgang staubtrocken bleibt und keine unangenehmen Schnee- und Eisstücke im Nacken landen.
  • Szenario 3 beschreibt dann noch den Einsatz bei ausgiebigen Skitouren, wo die Wärmeregulierung der Shells – zusätzlich zur schneereichen Abfahrt – besonders gefordert wird. Ist es beim Aufstieg zu warm und die Membrane atmet nicht, schwitzt man wie ein Höllenhund und friert im Gegenzug bei der Abfahrt. Wir hatten bei unserer eher eisigen Test-Skitour zuerst bittere zehn Grad unter Null im Schatten und im Verlauf des Tages dann angenehme null Grad und Sonnenschein. Die Ventilationsschlitze kamen daher wie gerufen. Während des gesamten Aufstiegs hatte ich nur einen Base Layer unter der Helly Hansen-Kombi an, bei der Abfahrt habe ich zudem eine dünne Daune untergezogen, die Shell so weit wie möglich zugezogen und kein Frösteln verspürt.
  • Das letzte, „halbe“ Szenario beschreibt den Worst Case, auf den man im Frühjahr schon mal treffen kann: Blankeis. Wer sich schon mal auf einem Eisbrett lang gemacht hat, wird auf robuste Materialien mit Sicherheit nicht verzichten wollen. Das konnte ich leider (oder zum Glück) nicht testen, bin jedoch dank der robusten Verarbeitung guter Dinge und gespannt auf das Frühjahr!

Dieses breite Spektrum an Ansprüchen musste die Highend-Skikombi über sich ergehen lassen. Zwischanfazit: Alles kein Problem für das Helly Hansen Ridge Shell Jacket und die Elevate Shell Hose. Alle Einsatzszenarien wurden mit Bravour be- und überstanden.

Egal ob Aufstieg oder Abfahrt - die Helly Hansen-Skikombi sorgt durch sinnvolle Details für einen hohen Tragekomfort. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR
Egal ob Aufstieg oder Abfahrt – die Helly Hansen-Skikombi sorgt durch sinnvolle Details für einen hohen Tragekomfort. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR

Zu den Features der Skikombi

  • Das Design

Ich habe die Ridge Shell Jacket und die Elevate Shell Pant in der Farbe Ivy Green getestet. Optisch ist die Kombi – zumindest in meinen Augen – der Hammer. Das Grün der Hose in Kombination mit der weißen Jacke erinnert stark an einen verschneiten Wald, durch den man im Slalom heizen möchte. Die Reißverschlüsse, einzelne Elemente an der Kapuze und am Kinn sowie das Logo sind in einem fluoreszierendem Orange gehalten, was auch bei schlechteren Sichtverhältnissen für extrem gute Sichtbarkeit sorgt und die gesamte Hingucker-Optik abrundet.

  • Die Passform

    Ridge Shell Jacket als auch Elevate Shell Hose sind recht weit geschnitten - bei einer Körpergröße von 1,76 Meter und einem Gewicht von 70 Kilo reicht die Größe S völlig aus. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR
    Ridge Shell Jacket als auch Elevate Shell Hose sind recht weit geschnitten – bei einer Körpergröße von 1,76 Meter und einem Gewicht von 70 Kilo reicht die Größe S völlig aus. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR

Gerade im Gelände bedarf es beim Skifahren oder Boarden viel Bewegungsfreiheit, weswegen die Passform von Jacke und Hose dem Zweck entsprechend „relaxed“ ist. Man kann die Klamotten getrost in seiner „normalen“ Größe kaufen, hat seinen Freiraum und Platz für eine Isolationsschicht und sieht trotzdem nicht aus wie ein Sack Kartoffeln.

Ich bin mit knapp 70 Kilo und 1,76 Meter mit der Größe S äußerst zufrieden. Die Jacke schließt sehr hoch und ist großzügig geschnitten, so dass es zu keiner „Reiberei“ am Kinn kommen kann. Die Ärmel lassen sich durch einen breiten Klettverschluss enger stellen. Die Armlinge mit Daumenloch halten nicht nur warm, sondern schließen mit den Skihandschuhen gut ab.

Die Ärmel bleiben zudem auch da, wo sie sein sollen. Den Hosenbund kann man ebenfalls über große Klettverschlüsse regulieren und notfalls noch einen Gürtel verwenden. Sowohl die vorgeformten Ellenbogen der Jacke als auch die vorgeformten Knie verbessern die Bewegungsfreiheit immens. Ich habe mich weder im Sitzen und bei leichter Kletterei noch beim Fahren in irgendeiner Form eingeschränkt gefühlt.

  •   Kapuze

Ich hatte schon einige Funktionsjacken und in der Regel bekommt man – mit viel Kompromissbereitschaft – einen Helm unter die Kapuze. Die Ridge Shell Jacket ist in dieser Hinsicht schlau konstruiert und ermöglicht es, auch klobige Skihelme unter die Jacke zu ziehen. Die Kapuze ist nicht abnehmbar, lässt sich aber am Hinterkopf sowie rechts und links vom Kinn über einen Gummizug anpassen. Die Krempe ist versteift, so dass die Kapuze einem nicht ins Gesicht rutscht. Sie bietet einen perfekten Sitz – so hat niemand mehr eine Ausrede, ohne Helm auf der Piste und im Gelände unterwegs zu sein!

  • Das Material – nur vom Feinsten

    Die Helly Tech Professional-Membran lässt in Sachen Funktion keine Wünsche offen. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR
    Die Helly Tech Professional-Membran lässt in Sachen Funktion keine Wünsche offen. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR

Helly Hansen verwendet für seine Hardshellprodukte technologisch ausgereifte Materialien, wobei diese in drei „Perfomance Level“ unterteilt werden. Bei der Ridge Shell Jacke und der Elevate Shell Hose wird nur das Feinste vom Feinen verwendet: Helly Tech® Professional. Dieses dreilagige Membran-Laminat ist mit einer Wassersäule von 20.000 Meter nicht nur extrem wasserdicht, sondern auch winddicht und mit einer Moisture Vapor Transmission Rate (MVTR) von 20.000 Gramm pro 24 h/m2 zudem noch höchst atmungsaktiv. Die oberste Stofflage ist noch mit einer DWR-Beschichtung (Durable Water Repellent) versehen. Der Einsatzbereich umfasst somit stark aerobische Aktivitäten, nasse Bedingungen und ungewöhnlich lange Einsatzzeiten.

Insgesamt hat das Material eine sehr angenehme Haptik – keine Spur von „Regenjackenfolien-Feeling“. Das Material ist leicht dehnbar und hat nichts mit knittrigen Laminaten anderer Hersteller gemein. Man hat zwar kein merkliches Innenfutter (in den Ärmeln und der Kapuze ist laut Hersteller Primaloft® verarbeitet), dennoch fühlt sich das Material auf nackter Haut nicht schlecht an. In der Regel trägt man jedoch ohnehin mindestens lange Unterwäsche bzw. einen Base Layer darunter. Somit hat dieser Faktor wenig Relevanz.

Es werden sowohl bei der Jacke als auch bei der Hose hochwertige, wasserfeste YKK®-Reißverschlüsse verwendet. Die Ridge Shell Jacket überzeugt mit ihrem massiven Frontreißverschluss. Ich verabscheue nichts mehr als mickrige Reißverschlüsse, die verklemmen und schwergängig sind. Am linken Oberarm befindet sich eine Tasche für die Liftkarte, während die tief liegenden Fronttaschen genug Platz für sonstige Mitbringsel bieten. Zusätzlich ist die Jacke mit zwei Brusttaschen ausgestattet, wobei links ein Brillenputztuch fixiert ist. Um die Stauraummöglichkeiten zu maximieren, hat Helly Hansen auf der Innenseite der Jacke noch eine weitere Netztasche untergebracht, die unter anderem für wärmeempfindliche Elektronik genutzt werden kann. Unter den Armen sind Ventilationsschlitze platziert, die konfliktfrei mit einem Rucksack nutzbar sind.

Die Elevate Shell Pant hat auf der Vorderseite der Hose zwei große Reißverschlusstaschen. Dadurch, dass die Taschen auf Höhe des Oberschenkels liegen, stören sie nicht beim Sitzen im Lift. Seitlich am Bein hat man auf beiden Seiten noch Lüftungsschlitze, die durch den Doppelreißverschluss an den individuellen Lüftungsbedarf angepasst werden können. Die Innenseite des Hosenbeins ist durch einen Kevlareinsatz verstärkt, sodass man sich bei frisch geschliffenen Kanten nicht gleich das Outfit ruiniert.

Alles in allem ist die Verarbeitung der Skikombi sehr hochwertig und ich konnte keine Mängel ausfindig machen. Einziges Manko könnte das Nichtvorhandensein von Mesh bei den Ventilationsschlitzen sein, was einerseits für eine bessere Belüftung sorgt, andererseits bei einem Patzer im Aufstieg gleich einen kleine Portion Schnee auf der Hoseninnenseite bedeuten könnte. Außerdem dürften die Hosentaschen durchaus ein klein wenig größer sein, um auch mit dicken Handschuhen reingreifen zu können.

  • Schneefänge

Die Jacke lässt sich über drei Schlaufen am Schneefang mit der Hose verbinden. Durch die Silikongummierung bleibt der über Druckknöpfe geschlossene Schneefang auch beim Beugen oder Heben der Arme dort, wo er sein soll. Dieses Konzept macht in meinen Augen absolut Sinn und macht alle möglichen Bewegungen mit.

Der Schneefang am Hosensaum ähnelt einer Gamasche, ist elastisch und lässt sich gut über den Skischuh ziehen. Durch die Silikongummierung gibt es kein Verrutschen. Zu Beginn hatte ich Bedenken, ob ich die Hose über meinen Skistiefel bekomme, da kein Reißverschluss vorhanden ist. Aber kein Problem – die Hose geht auch locker über robuster gebautes Schuhwerk.

  • Wärmeregulierung: H2 Flow-Technologie

    Die Elevate Shell-Hose verfügt über einen zuverlässigen, integrierten Schneefang und fällt weit genug, um Schneeeinbrüchen effektiv vorzubeugen. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR
    Die Elevate Shell-Hose verfügt über einen zuverlässigen, integrierten Schneefang und fällt weit genug, um Schneeeinbrüchen effektiv vorzubeugen. | Foto: Veronika Rojek-Wöckner/WoecknAIR

Die sogenannte H2 Flow-Technologie ist durch drei konstruktive Elemente gekennzeichnet: Luftkammern im Gewebe haben durch das sich bildende Luftpolster einen wärmenden Effekt, Ventilationsschlitze erlauben es, die Temperatur nach eigenem Ermessen zu regulieren und eine wasserdichte, winddichte Membran, die zeitgleich atmungsaktiv ist, sorgt für eine ideale Wärmeregulierung. Das System funktioniert aus eigener Erfahrung einwandfrei. Der Aufstieg mit Tourenski brachte meinen Kreislauf schon mal in Schwung, aber von einem Sauna-Feeling in Anorak oder Hose war keine Spur. Genauso ging es mir bei der Abfahrt. Ich habe mir am Gipfel bei der Brotzeit lediglich eine dünne Daune untergezogen, aber gefröstelt habe ich nicht.

  • Wasserdichtigkeit

Eine Helly Professional® Drei-Lagen-Membran mit H2Flow-Technologie, Stiefelgamaschen mit Stretchbund und Silikongummierung, ein gut sitzender Schneefang an Jacke und Hose sowie komplett verschweißte Nähte, DWR-Behandlung, wasserfeste Reißverschlüsse. Muss man zur Super-Wasserdichtigkeit überhaupt noch etwas hinzufügen?

  • Gewicht

Die Jacke wiegt in Größe S 720 Gramm, die Hose in Größe S 540 Gramm. Beides sind keine Fliegengewichte, aber das sollen sie auch von Haus aus nicht sein.

  • Sicherheit

In der Jacke und der Hose sind RECCO®-Reflektoren eingearbeitet, die im Rahmen des RECCO®-Rettungssystems durch Rettungsteams mittels Radartechnologie geortet werden können. Dieses System bietet natürlich nur eine zusätzliche Chance und garantiert keine Lokalisierung bei Lawinenverschüttung. Das RECCO-System ersetzt beim Freeriden auch keine lokale Lawinenkunde und schon gar kein LVS-Gerät.

Mein Gesamtfazit zur Helly Hansen-Skikombi

Das Duo aus Ridge Shell Jacket und Elevate Shell Hose ist eine Highend-Skikombi die hält, was sie verspricht. Der stattliche Preis lässt einen erstmal etwas staunen, aber nach dem Test bin ich vom Preis-Leistungs-Verhältnis der Helly Hansen-Produkte absolut überzeugt. Jacke wie Hose machen einen sehr robusten Eindruck, sind hochwertig verarbeitet und für die extremsten Bedingungen geeignet. Da lohnt es sich durchaus, mal ein bisschen mehr Geld in die Hand zu nehmen. Denn der Eindruck bleibt – diese Kombi ist für den langjährigen Dauereinsatz gedacht.

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