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Leidenschaft für nachhaltiges Klettern

Nachhaltigkeit auf Tirolerisch – Chillaz Gründer Ulf im Interview

5 Minuten Lesezeit
Maximale Leidenschaft für den Klettersport – dafür steht der Tiroler Outdoorhersteller Chillaz. Hinter der Marke steckt aber noch viel mehr: Und zwar jede Menge Engagement und Begeisterung rund um die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Im Interview verrät Gründer Ulf Kattnig spannende Insights dazu.

Hey Ulf! Schön, dass wir Dich interviewen dürfen. Dafür schonmal vorab ein großes Dankeschön! Erzähl doch mal, wer bist Du?

Hallo Tabea! Ja gerne doch. Wer ich bin? Ganz einfach, ich bin der Gründer von Chillaz

Chillaz ist ja eine reine Klettermarke – was bedeutet Klettern für Dich?

Klettern hat einmal extrem viel Platz bei mir eingenommen. Im Moment tritt es ein bisschen in den Hintergrund, aber das ist normal, glaube ich. Klettern ist für mich aber auch eine gewisse Art von Lifestyle. Ich meine, wir leben in den Bergen und manche sagen “born in the mountains”. Aber das ist eigentlich das, was wir sind! Ich mag einfach die Leute, die sind so ein eigener Typ von Mensch, der naturverbunden, aber in der Regel auch ruhig ist. Ich glaube, wenn Du mit dem Klettern anfängst, dann bist Du weniger Poser, sondern eher der entspannte Typ. Deshalb passt das auch so gut zu uns!

Der typische Kletterer in den Augen von Chillaz Gründer Ulf: naturverbunden, entspannt, cool.

Chillaz

Der typische Kletterer in den Augen von Chillaz Gründer Ulf: naturverbunden, entspannt, cool.


Wie kam es zur Idee und zur Entstehung von Chillaz? Und vor allem, was macht Euch aus?

Da müssen wir mal mit meinem Background anfangen, vor über 20 Jahren. Ich habe lange in Hong Kong gelebt und das einzige, was man dort machen kann, ist Klettern (in der Halle). Glaubt man nicht, aber das ist so. Und dort habe ich bei einem der größten Unternehmen im Textilbereich gearbeitet. Ich war das Bindeglied zwischen den Marken und der Produktion. So habe ich ein großes Portfolio mitbekommen an Fasern, Stoffen und vielem mehr. Bei einem Kundengespräch habe ich den ersten Prototyp eines dehnbaren Stoffs für Kletterhosen vorgestellt, weil ich dachte, das wird ganz groß. Also in meinen Augen und für meinen Sport, war es das, was ich wollte. Bei meinem Gegenüber kam das damals nicht so gut an und wurde als Blödsinn abgestempelt.

Seine Freizeit verbringt Gründer Ulf selbst gern am Fels - daran hat sich bis heute nichts geändert.

Chillaz

Seine Freizeit verbringt Gründer Ulf selbst gern am Fels – daran hat sich bis heute nichts geändert.


Seine Freizeit verbringt Gründer Ulf selbst gern am Fels - daran hat sich bis heute nichts geändert.

Chillaz

Ulf und sein Team überzeugen sich gerne selbst von der nachhaltigen und hochwertigen Herstellung der Produkte – alles wird kritisch unter die Lupe genommen!


Tja und dann hab ich gesagt, okay – dann mache ich das selbst, bzw. habe ich dann einen Freund angerufen. Den Namen Chillaz hatten wir sogar schon früher registrieren lassen, ohne zu wissen was wir machen wollen. Und mit der Idee Kletterbekleidung selbst herzustellen, hat dann alles gepasst.

Was uns als Marke ausmacht? Puh, das selber zu beschreiben ist immer schwer – wir haben einfach ziemlich viel Leidenschaft! Wir wollen manchmal vielleicht ein wenig zu viel, weil wir das Maximum herausholen wollen, für uns und den Sport. Aber generell kann ich sagen, dass uns definitiv die Leidenschaft, mit der wir angetrieben werden, ausmacht.

Der Markenname Chillaz stand bereits vor der konkreten Idee, Kletterbekleidung zu produzieren.

Chillaz

Der Markenname Chillaz stand bereits vor der konkreten Idee, Kletterbekleidung zu produzieren.


Der Markenname Chillaz stand bereits vor der konkreten Idee, Kletterbekleidung zu produzieren.

Chillaz

Was Chillaz seit der Gründung konsequent verfolgt: höchste Qualität, Leidenschaft und nachhaltige, faire Produktionsbedingungen.


Wie wir bei Bergzeit, profitiert Ihr nicht nur vom Boom in der Outdoorbranche, sondern blickt dem Ganzen auch kritisch entgegen. Was macht Ihr bzw. Chillaz, um den “Drahtseilakt” zwischen Konsum und einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen auszubalancieren?

Wenn wir ein neues Produkt entwickeln, geht es darum, die bestmögliche Performance für unseren Endkunden herzustellen. Dann überlegen wir uns, je nach Geschlecht und Passform, welche Eigenschaften das Produkt haben soll und starten mit dem Stoff selbst. Die Überlegungen rattern bei uns dann sozusagen durch und dann wissen wir, welche Komponenten wir benötigen, um dorthin zu gelangen. Dass wir Materialkomponenten aus unserer Nähe nehmen, ist für uns keine Frage mehr, sondern ein fixer Bestandteil unserer Beschaffungskette. 

Überall geht es nur darum, möglichst günstig zu produzieren und so weiter, aber da läuft es mir kalt den Rücken runter. Das sind wir nicht und das wollen wir auch nicht. Am nachhaltigsten wäre es, wenn wir gar nichts produzieren würden. Deshalb gehen wir unseren Weg und setzen alles daran, dass es für uns in Ordnung ist. Die 100% zu erreichen ist nahezu unmöglich, aber letztendlich muss ich das mit meinem Namen unterschreiben. Wenn ich aber nicht weiß, wer unsere Produkte näht oder woher beispielsweise das Tencel kommt, dann kann ich das auch nicht weiter machen. 

Wir tun viel, aber trotzdem zu wenig!

Ulf Kattnig, Gründer von Chillaz

Deshalb produzieren wir in der Türkei bei einem kleinen Familienunternehmen. Denn nachdem ich in Asien gelebt habe, war für mich klar: Dort möchte ich nicht produzieren! Der Ursprung unserer Bekleidung ist die Faser und das Spinnen eben dieser. Also haben wir uns angeschaut, woher die Fasern kommen. Die nächste Baumwollproduktion von Tirol aus ist in der Türkei. Das Modal und das Lyocell kaufen wir aus Österreich zu und der Lycra kommt ebenfalls aus der Türkei. Ein klarer Vorteil: Vom Spinner bis zum Färber oder Schneider ist alles vor Ort. Kurze Transportwege, eine direkte Verarbeitung und faire Arbeitsbedingungen, das kann ich dort in der Türkei möglich machen. Somit war direkt klar, dass wir nicht nach Portugal gehen, wo wir alles importieren müssen. Und jetzt kann ich zufrieden sagen, dass wir alle – ob in der Türkei oder in Tirol – gut von Chillaz leben können. Das ist mir persönlich ganz wichtig.

Kurze Transportwege, eine direkte Verarbeitung und faire Arbeitsbedingungen haben bei Chillaz oberste Priorität.

Chillaz

Kurze Transportwege, eine direkte Verarbeitung und faire Arbeitsbedingungen haben bei Chillaz oberste Priorität.


Was denkst Du, wohin wird sich die Outdoorbranche zukünftig entwickeln? 

Ach, ich würde mir einfach wünschen, dass die junge Generation die Dinge mehr hinterfragt. Dass Ihr nicht alles glaubt, was wir (die Firmen) Euch erzählen. Wohin sich das in der Outdoorbranche allgemein entwickeln wird, kann ich gar nicht so genau sagen. Aber es sollte vermehrt der schwerere Weg gegangen und der Egoismus ausgeschalten werden.

Das Thema Material haben wir ja schon angesprochen: Welches ist Dein Spitzenreiter und warum?

Oh, das ist schwierig zu beantworten. Denn keines der Materialien funktioniert ohne das andere in der Funktion, in der wir das haben wollen. Die Baumwolle bringt zum anderen Robustheit in die Klamotten. Wenn mein Ziel also die Langlebigkeit des Produkts ist, dann wäre die Baumwolle die richtige Faser. Ich denke, das Beste was wir machen können, ist eben diese Produkte zu produzieren. Lieblingsteile also, die wir tragen, bis sie auseinander fallen. Wenn wir diese dann auch noch recyceln können – genial! 

Was für Ulf zu einem perfekten Tag am Fels unbedingt dazugehört: Das passende Equipment, ein Kaffee davor...

Chillaz

Was für Ulf zu einem perfekten Tag am Fels unbedingt dazugehört: Das passende Equipment, ein Kaffee davor…


Was für Ulf zu einem perfekten Tag am Fels unbedingt dazugehört: Das passende Equipment, ein Kaffee davor...

Chillaz

… und natürlich die richtigen Leute!


Zum Abschluss habe ich noch eine Frage: Was darf bei Dir bei einem perfekten Klettertag am Fels nicht fehlen?

Die richtigen Leute, die dabei sind! Mehr brauche ich da nicht. Den Kaffee davor, und dann gemeinsam am Fels den Tag verbringen.

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