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Die Kraft der Natur

Natürliche Zukunftsfasern: Wie wäschst Du Hanf, Bambus oder Tencel?

6 Minuten Lesezeit
Die Sporttextilwelt erfindet sich ständig neu. Vor allem die Forschung rund um neue, nachhaltige und langlebige Textilfasern nimmt immer weiter Fahrt auf. Hier geben wir Dir einen Einblick, welche Naturfasern es in den letzten Jahren auf den Markt geschafft haben und wie Du sie pflegst.

Neben dem großen Trend Recyclingfasern, die Quellen reichen von synthetischen PETs über Müll aus Meeren bis hin zu natürlichen Garnen aus Baumwolle, Wolle und Daune, gehören Stoffe aus neuen regenerativen Naturmaterialien zum weiteren großen Trend der Sporttextilwelt. Viele saubere Technologien stehen derzeit im Fokus der Forschung, ihr Angebot wird weiter wachsen – und sie werden weniger Wasser und Energie benötigen. Noch sind Chemiefasern preisgünstiger, doch mit steigenden Rohölpreisen ziehen die Materialkategorien gleich.

Einblick in die Zukunft der natürlichen Fasern

Beforscht und teils schon produziert werden für den Outdoormarkt etwa biokompostierbare Textilien mit Fasern aus Zuckerrohrresten, Algen, Seetang, Bambus, Bananenblättern, Eukalyptus, Hanf, Holz, Kapok, Kokos, Kork, Lotus, Mais, Soja, Ingwer oder Abaca (Bananen Hanf). Versuche laufen außerdem mit Brennnesseln . Alternativen zu Natur- und Synthetik-Ledern gibt es etwa aus Kork, Kakteen (Desserto), Apfel-Trester (Happy Genie), Ananasblättern (Piñatex), Eukalyptusfasern (Noani), Teakblättern (Nuvi Nomad), Trauben-Trester (Vegea), Obstabfällen (Fruitleather), Pilzen (z.B. von Bolt Threads/Mylo, MycoWorks, Muskin), Zellulose-Latex und Hefesporen (Modern Meadow/Zoa). Selbst für wasserabweisende Beschichtungen und für Outdoor-Materialien gibt es bereits „natürliche“ Quellen, etwa biobasiertes Nylon aus Rizinusöl. Und unter dem Namen Food Textile wird mit Farben aus Nahrungsabfällen gefärbt.

Eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt wird zum neuen Trend in der Outdoorbranche: der Hanf.

Maloja

Eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt wird zum neuen Trend in der Outdoorbranche: der Hanf.


Wie pflegt man die Naturfasern?

Inwiefern die neuen, oft recht leichten, zudem langlebigen und meist auch multifunktionalen Stoffe aus natürlichen Fasern oder im Mix mit synthetischen zu pflegen, waschen und dem Recyclingkreislauf wieder zuzuführen sind, wird bei den aktuellen Forschungen derzeit mit berücksichtigt. Denn Nachhaltigkeit bleibt für das 21. Jahrhundert ein zentrales Thema und wird auch weiterhin zur Schaffung einer aufgeklärten Textilindustrie beitragen.

Alle Tipps zur Pflege von Hanf-Bekleidung

Organisch angebauter Hanf wird für Outdoorprodukte immer wichtiger und ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Während des Wachstums benötigt sie keine Herbizide, Pestizide und viel weniger Wasser als Baumwolle, daher kann Hanfbekleidung völlig chemiefrei hergestellt werden. Mit seinen natürlichen Eigenschaften bietet Hanf zudem antibakteriellen Schutz, es ist hautfreundlich, kühlend, robust, widerstandsfähig und biologisch abbaubar.

Hanf ist nicht nur die Trendpflanze im Gesundheits- und Kosmetikbereich, sondern aus ihm lassen sich auch Shirts, Hosen und viele weitere Bekleidungsstücke herstellen.

Matthew Brodeur/Unsplash

Hanf ist nicht nur die Trendpflanze im Gesundheits- und Kosmetikbereich, sondern aus ihm lassen sich auch Shirts, Hosen und viele weitere Bekleidungsstücke herstellen.


Zu 100 % kommt Hanf in T-Shirts und Hosen vor. In Mischungen mit etwa Biobaumwolle, Wolle, Seide, Yakwolle aber auch recyceltem Polyester mit Hanf zeigen sich diese Hybridkonstruktionen sehr ökologisch, robust, strapazierfähig etwa für Hemden, Shirts, Shorts, Jeans, Socken. Im Einsatz ist Hanf u.a. bei Adidas, Maloja, Ten Tree, Patagonia, Millet, Prana, Fjällräven, Triple2, Bleed.

Pflege von Hanfkleidung – so geht’s:

  • Pflegehinweise beachten. Feinwäsche bei 30°C einstellen. Hanf im Mix mit Seide/Wolle braucht Schonwaschgang bei max. 30°C.
  • Reiß-, Klettverschlüsse, Knöpfe usw. schließen.
  • Bei eventueller Vorbehandlung auf starke Reibung verzichten.
  • Waschmittel ohne Bleiche verwenden.
  • Schleudern mit möglichst kleiner Drehzahl.
  • Nicht in den Trockner. Strickwaren möglichst liegend trocknen und anschließend in Form ziehen

Bekleidung aus Bambus oder Eukalyptus (Tencel)

Bambus ist schnellwachsend ohne Dünger und Pestizide und wird meist als Zellstoff für Viskose-Produkte verwendet. Allerdings braucht es, um Zellulose als Ausgangsprodukt für Viskose zu gewinnen, enorme chemische Umwandlungsprozesse mit zum Teil beträchtlichen Mengen von schädlichen Zwischenprodukten, großem Energie- und Wasseraufwand bis hin zu enormer Belastung der Abwässer mit Chemikalien. Bambusfasern in umweltfreundlicherer Zusammensetzung kommen zudem etwa in hitzebeständigem, spülmaschinenfestem (Outdoor-)Geschirr, -Besteck zum Einsatz.

Bambus und Eukalyptus werden häufig für Viskoseartige Stoffe verwendet.

Maloja

Bambus und Eukalyptus werden häufig für Viskoseartige Stoffe verwendet.


Eukalyptus ist Grundlage für die Regeneratfaser Tencel. Obwohl es sich um eine Viskose handelt, konnten zur Produktion auch umweltfreundliche Prozesse entwickelt werden. Sie werden mit den schnell wachsenden Pflanzen aus nachhaltig betriebener Forstwirtschaft, ohne Herbizide, Pestizide mit geringem Wasserverbrauch, bedient und im geschlossenen Kreislauf umgesetzt. Die Faser unterstützt die Körperfunktionen und wirkt klimaregulierend. Sie fühlt sich seidig weich an, ist antibakteriell und besonders für sensible Haut geeignet. Geeignet ist sie für Funktionsbekleidung in Hemden, Blusen, Kleidern. Ihre Fasern bauen sich sowohl in Süßwasser als auch in Meerwasser vollständig biologisch ab. Mikropartikel, die sich beim Waschen vom Fleece ablösen, gefährden weder Meeresbewohner noch die Umwelt.

So wäschst Du Bekleidung aus Bambusfasern oder Tencel

  • Immer die Pflegehinweise auf dem Etikett beachten.
  • Bambus oder Tencel gehören in den Schon- oder Feinwaschgang bei 20 bis maximal 40°C mit Flüssigwaschmittel.
  • Gefärbte oder bedruckte Stoffe immer getrennt von hellen Stücken waschen.
  • Um Beschädigungen zu vermeiden, Textilien aus Bambus oder Tencel nicht zusammen mit Jeans oder mit Kleidungsstücken mit Reißverschluss waschen.
  • Bei manchen, feinen Teilen ist ein Waschsäckchen angebracht.
  • Die Trommel maximal zu einem Drittel füllen und – falls überhaupt erlaubt – nur kurz bei geringer Drehzahl anschleudern.
  • Achtung bei Flecken: Keine Fleckenentferner, schon gar nicht mit Benzin verwenden. Am besten eignet sich Gallseife.
Die schnellwachsende Bambuspflanze wird häufig als Zellstoff für Viskosefasern verwendet.

Paolo Chiabrando/Unsplash

Die schnellwachsende Bambuspflanze wird häufig als Zellstoff für Viskosefasern verwendet.


  • Zum Trocknen tropfnass aufhängen und gerade zupfen, nicht in die Länge ziehen. Nie in den Trockner geben oder an die Heizung hängen.
  • Damit sich die steif und knittrig gewordene Faser (beim Waschvorgang ziehen sich die feinen Fasern zusammen) entspannen, bügelst Du in feuchtem Zustand oder unter einem feuchten Tuch auf Stufe 2, per Dampfbügeleisen genügt Stufe 1 Dein Outfit. So bekommt es seine ursprüngliche Weichheit zurück.
  • Auch durchs Tragen und die Körperwärme werden die Fasern allmählich wieder weich.

Die Pflanzendaune: Tipps zum Umgang mit Kapok

Kapok wird auch Pflanzendaune genannt und gilt nach Pappelflaum als leichteste Textil-Hohlfaser der Welt. Die natürliche Zellulosefaser wird aus den langen Fasern der Früchte des Seidenwollbaumes gewonnen und muss nach der Ernte nicht chemisch aufbereitet werden. Der Seidenbaumwollbaum selbst wächst in den Tropen ohne Dünger und wird nicht in Monokulturen angebaut. Wegen des Lufteinschlusses von 80 % und ihrer hohen Tragfähigkeit im Wasser – die bis zu 4 cm langen, seidig glänzenden Haare sind von einer feinen Wachsschicht überzogen und daher wasserabweisend – wurde sie u.a. vom Bekleidungsunternehmen Helly Hansen schon 1932 für Kapok-Schwimmwesten verwendet. Ihr Comeback feiert die sehr atmungsaktive, wärmeisolierende, allergikerfreundliche und innovative Faser, die sich mit Baumwolle zu einem feinen Mischgarn etwa für Outdoorhemden verspinnen lässt, vor allem in Bettdecken, Kissen, Matratzen. Kapok wird nicht von Motten befallen und bietet keinen Nährboden für Pilze und Keime, beides Voraussetzung für Hausstaubmilben-Befall.

Pflege: Gewaschen werden Baumwoll-Kapok Gemische wie Baumwolle im Normalwaschgang bei bis zu 40°C. Verwende Waschmittel ohne Bleichmittel, keinen Weichspüler und trockne das Kleidungsstück nicht im Trockner.

Kokousfasern nehmen viel Feuchtigkeit auf und wirken als Kleidungsstücke antibakteriell.

Jakob Owens/Unsplash

Kokousfasern nehmen viel Feuchtigkeit auf und wirken als Kleidungsstücke antibakteriell.


So wäschst & pflegst Du Textilien aus Kokos

Kokosfasern für Outdoor- und Sporttextilien nehmen viel Feuchtigkeit auf, unterstützen die Verdunstung und wirken antibakteriell. Der Hersteller 37.5 von „Cocona“ setzt etwa auf das Zusammenspiel von Kokosschalen und Aktivkohleteilchen aus Vulkanerde. Textilien, bzw. Fußbetten aus diesem Mix sind nicht nur salzwasserresistent, sie saugen Feuchtigkeit zügig auf, verteilen sie gleichmäßig im gesamten Stoff und lassen damit Schweiß um 50 Prozent schneller verdunsten als bei Polyester. Die bessere Verdunstungseigenschaft hemmt zudem das Bakterienwachstum, wirkt antibakteriell. Außerdem sorgen Aktivkohleteilchen für eine geruchsneutralisierende Wirkung und UV-Schutz.

Pflege: Textilien aus Cocona sind sehr robust, sie lassen sich wie Funktionstextilien pflegen. Und sie sind auch nach mehrfachem Waschen in der Lage, schädliche UV-Strahlen zu absorbieren.

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