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Die wichtigsten Verbindungsstücke

Karabiner-Arten: Alles zu Formen, Normen und Verschlüssen

7 Minuten Lesezeit
Es gibt viele verschiedene Karabinerformen - aber welche brauche ich wann? Wir fassen für Dich übersichtlich zusammen, was wichtig ist.

Welcher ist der ideale Kletter-Karabiner für Dein Vorhaben? Hier findest Du wichtige Informationen für Deine Entscheidung:

Welche Karabinerarten gibt es?

Karabiner haben unterschiedliche Verschlüsse, Formen und Funktionen. Damit Du den passenden Karabiner findest, werden diese hier kurz erklärt.

Welche Karabinerformen gibt es?

Die Karabinerform ist vor allem beim Einsatz von Schraubkarabinern ein wichtiges Auswahlkriterium. Es gibt die D-Form, die ovale Form, die Birnenform und die auf besonders große Öffnungsweite (etwa für Klettersteig-Karabiner) optimierte Form.

Die Form bestimmt jeweils, in welche Richtung ein Karabiner belastet werden darf. Die Birnenform etwa ist hier etwas flexibler als die D- oder die ovale-Form. Hier findest du kurz erklärt, welche Einsatzgebiete die Form-verschiedenen Karabiner haben.

Belastungsbereich und Öffnungen bei unterschiedlichen Karabinerformen: D-Form, Oval, Birne, extra weite Öffnung und 8er-Form

Bergzeit

Belastungsbereich und Öffnungen bei unterschiedlichen Karabinerformen: D-Form, Oval, Birne, extra weite Öffnung und 8er-Form


🪢Die unterschiedlichen Formen sind für folgende Einsatzbereiche nützlich:
  • D-Form: Optimal für den Standplatzbau, Verbindung von Sicherungspunkten, Halbautomaten
  • Oval-Form: Gleichmäßige Verteilung der Last (etwa bei Seilrollen oder Verbindungsplatten)
  • Birnenform: HMS-Sicherung, wenn Belastungen in eine etwas weiterem Winkel auftreten können
  • Extra weite Öffnung: Hilfreich und wichtig etwa bei Klettersteigsets
  • 8er-Form: Verdrehschutz fürs Sichern beim Klettern. Hinweis aus der Anleitung des Gridlock-Karabiners: Ein Grigri kann auch in die kleine Öse der Acht eingehängt werden…

Was ist ein HMS Karabiner?

HMS ist eine Abkürzung und bedeutet Halbmastwurf Sicherung. Damit bezeichnet man eine Seil-Sicherungstechnik, bei der kein Sicherungsgerät, sondern nur der HMS-Karabiner und das Seil verwendet wird. Der HMS-Karabiner hat dabei meist eine Birnenform, so dass das Seil am Bogen des Karabiners gut Platz hat, um zu laufen.

Oft wird diese Technik beim Alpinklettern angewendet (auch wenn hier inzwischen oft Tuber mit Platten-Funktion oder Autotuber zum Einsatz kommen).

Tipp: Mit einem kleinen Hack kann auch bei der HMS-Sicherung eine Rücklaufsperre für die Nachstiegsicherung eingebaut werden.¹

Karabinerverschluss – verriegelbar und nicht verriegelbar

Normalkarabiner / Schnappkarabiner: Der sogenannte Schnapper ist ein nicht verriegelbare Karabiner. Er wird auch Schnapp-Karabiner, Expresskarabiner oder Karabiner mit Schnappverschluss genannt. Da der Schnapper nicht verriegelt werden kann, eignet er sich gut für den Materialtransport (Wild Country Wildwire), bei dem man das Material mit einem Griff parat haben möchte.

Ein Schnappkarabiner ist außerdem Teil einer Expressschlinge, die aus zwei Schnappkarabinern und einer diese verbindende Schlinge besteht (Wild Country Proton Sport Draw Express Set). Man spricht auch häufig von „Exen“ oder Expressen. Expressschlingen werden beim Sportklettern und Mehrseillängen-Klettern vorwiegend für das Vorstieg-Klettern verwendet, bei dem im Gegensatz zum Toprope-Klettern das Seil noch nach oben (zum Top) transportiert werden muss.

Verschlusskarabiner: Ein verriegelbarer Karabiner wird für die Selbstsicherung oder zum Fixieren des Sicherungsgeräts am Gurt beim Klettern verwendet. Da er verriegelbar ist, nutzt man ihn dann, wenn er sich auf gar keinen Fall öffnen sollte. Das ist zum Beispiel beim Umfädeln am Top oder am Stand bei Mehrseillängen so.

Normalkarabiner mit Schnappverschluss

Normalkarabiner mit Schnappverschluss


Normalkarabiner mit Schnappverschluss

Verschlusskarabiner mit Schraubverschluss


Auch für eine Rücksicherung beim Sportklettern im Top-Rope kann ein verriegelbarer Karabiner am Top eingesetzt werden. Das solltest Du gerade beim Topropen machen, da so das Material am Umlenker selbst nicht so schnell abgeschliffen wird – und damit die Haken länger halten.

Schrauber, Twistlock, Safelock, Trilock, Balllock – welcher Karabinerverschluss ist der beste?

  • Der Schraub-Karabiner ist die „älteste“ Form des verschließbaren Karabiners. Da der Schraubkarabiner in verschiedenen Szenarien durch Seilreibung aufgehen kann (z.B. HMS-Sicherung), wurden andere Verschlusssysteme entwickelt. Diese bieten mehr Sicherheit, da bei richtiger Bedienung der menschliche Fehler (das Zuschrauben zu vergessen) nicht vorkommen kann. Wenn der Karabiner noch offen ist, ist dies dann direkt sichtbar.
  • Der Twist-Lock Karabiner zeichnet sich dadurch aus, dass Du zwei Bewegungen brauchst, um ihn zu öffnen: eine Dreh- und eine Drückbewegung. Zu den Risiken siehe unten.
  • Trilock Karabiner sind Karabiner, bei denen Du drei Bewegungen brauchst, um sie zu öffnen. Diese nennt man auch Safelock Karabiner. Sie müssen normalerweise einmal nach unten gedrückt und dann gedreht werden, um sie zu öffnen. So wird ein versehentliches Öffnen extrem unwahrscheinlich.
  • Eine Sonderform des Trilock-Karabiner ist das Petzl Ball-Lock-System – hier drückst Du den Ball , erst dann kannst Du den drehbaren Schnapperteil drehen und den Karabiner öffnen. Achtung bei diesem System vor Vereisung!

Der Einsatz eines falschen Karabiners kann auch zu Gefahrensituationen bis hin zum Absturz führen.

⚠️ Do’s and don’ts – Risiken beim Anseilen

Zum Thema Anseilen heißt es im Standardwerk „Seiltechnik“ auf Seite 24: „Achtung: Niemals Twistlock-Karabiner (nur eine Drehbewegung genügt zum Öffnen!) oder Karabiner mit Schiebeverschlüssen als Anseilkarabiner verwenden!“

Zum Thema Anseilen findet sich in dem gleichen Alpenvereins-Seiltechnik Lehrbuch: „Ein einziger Karabiner ist zum Anseilen nur dann zu empfehlen, wenn dieser ein 3-Wege-Karabiner bzw. Safelock-Karabiner ist. Das ist ein Karabiner, dessen Verschlusssicherung drei Bewegungen zum Öffnen benötigt: Schieben-drehen-Schnapper öffnen oder drücken-drehen-Schnapper öffnen. Alternativ können zwei Schrauber gegengleich eingehängt werden.“ (Aus: Zak/Larcher: Seiltechnik (2022) S. 22)

Bei einer alpinen Klettertour kommen Karabiner in den verschiedensten Varianten zum Einsatz.

Bergzeit

Bei einer alpinen Klettertour kommen Karabiner in den verschiedensten Varianten zum Einsatz.


Beim Sichern beim Sportklettern – vor allem bei Kletteranfängern – empfiehlt sich ein Safe-Lock Karabiner, also ein Trilock -System, wie zum Beispiel der Wild Country Xenon HMS Trilock Karabiner, eventuell auch mit Verdrehschutz (Wild Country Xenon HMS Trilock Belay Karabiner).

Für den Standplatz-Bau beim Alpinklettern sind Schrauber in D Form (Wild Country Session Screw Karabiner oder Wild Country Eos) eine Möglichkeit.

Und für das Sichern mit Halbmastwurf-Sicherung ein HMS Karabiner. (Xenon HMS Karabiner)

Welche anderen Verschlusssysteme gibt es?

Es gibt außer den bereits genannten Verschlusssystemen noch magnetische Verschlusssysteme oder Kunststoffplatten, die den Schraubeinsatz fixieren. Beim Screwgate Karabiner ist ein Safety Gate aus Kunststoff darüber geklappt. Der Karabiner bleibt dadurch in der richtigen Position und ist im Sinne eines Tri Lock Systems verschlossen (der Klassiker ist hier der Belay Master von DMM).

Karabiner mit Verdrehschutz

Der Karabiner mit Verdrehschutz sind insbesondere fürs Sichern wichtig. Sie lassen sich (zum Beispiel) mit einem kleinen Schnapper im Karabiner an der Anseilschlaufe deines Gurtes so fixieren, dass er in der optimalen Stellung für das Sichern bleibt.

Ein Karabiner mit Verdrehschutz und ein Schraubkarabiner an den Materialschlaufen eines Klettergurts.

Bergzeit

Ein Karabiner mit Verdrehschutz und ein Schraubkarabiner an den Materialschlaufen eines Klettergurts.


Optimal bedeutet z.B. beim Sportklettern, dass er hinsichtlich der Bruchlast so eingehängt ist, dass im Falle eines Sturzes des Kletterers der Karabiner beim Sichernden nicht querliegt. Auch beim Standplatzbau können Karabiner mit Verdrehschutz eingesetzt werden.

Wie viel halten Karabiner aus?

Die sogenannte Bruchlast beschreibt die Belastung, die Karabiner aushalten. Diese wird in kN (Kilo Newton) angegeben.

Karabiner müssen gemäß der Norm 12275 (EN 12275) in der Längsbelastung mindestens 20kN, in der Querbelastung mind. 7kN aushalten und bei offenem Schnapper mindestens 7kN in der Längsbelastung. In der Regel ist die Karabinerform so ausgelegt, dass sie längs belastet werden.

Auch beim Sportklettern muss man sich darauf verlassen können, dass die Karabiner der Expressschlinge größere Belastungen halten können.

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Auch beim Sportklettern muss man sich darauf verlassen können, dass die Karabiner der Expressschlinge größere Belastungen halten können.


Da sie aber auch mal quer eingeklemmt sein können, müssen sie im offenen und geschlossenen Zustand einer festgelegten Mindestbelastung standhalten.

Ein perfekte Anlaufstelle für Fragen dazu ist der Band 5 des Alpinlehrplan des DAV zum Thema Sicherung und Ausrüstung, der die wichtigsten Infos zu allen Bereichen zusammenfasst.

Wichtig: Für ein Maillon Rapide entfällt eine Prüfung bei Schnapper-Offen-Belastung, da hier davor ausgeganen wird, dass dieser Fall nicht eintritt (was vor jeder Verwendung durch den Kletternden geprüft werden sollte).

Wann muss ein Karabiner ausgetauscht werden?

Wann Du einen Karabiner ausgetauschen solltest, kommt darauf an, wie Du die Kletterausrüstung verwendet hast. Hat zum Beispiel ein Expressschlingen-Set schon viele Vorstiegsstürze gehalten, dann solltest Du sie früher austauschen. Das Kletter-Equipment sollte regelmäßig auf offensichtliche Gebrauchsspuren untersucht werden (Einkerbungen hakenseitig, scharfe, abgeschliffene Kanten seilseitig).

Meist geben Hersteller allerdings nur für textile Teile Höchstlebensdauern an, nicht aber für Karabiner Wichtig: ausschlaggebend ist hier immer die Anleitung des Herstellers!

Bei Expressschlingen musst Du darauf achten, dass immer eine Seite in den Haken eingehängt wird und in die andere das Seil. Die Seite, die im Haken hängt, bekommt durch die Reibung beim Klettern oft scharfe Kanten oder einen Span. Wenn das Seil über diese scharfen Kanten läuft, kann es dadurch Schaden nehmen.

Generell solltest Du persönliche Sicherheits-Ausrüstung entsprechend der Herstellerangaben austauschen.

Ein erfolgreicher Klettertag sollte immer gut vorbereitet sein. Schulung und Erfahrungsaustausch in Tourenplanung, Seil- und Sicherungstechnik ist in der Vorbereitung essentiell. Der Partnercheck bleibt auch bei noch so gutem Equipment ein unverzichtbarer Teil jedes Vorhabens!

Kleine Helfer für den Alltag

Natürlich gibt es auch Schlüsselanhänger-Karabiner in allen möglichen Formen und Farben – aber Achtung: Diese sind nicht genormt und Du darfst sie nicht fürs Klettern oder Bergsteigen verwenden (außer für die Befestigung des Chalkbags am Gurt).

Eisschrauben-Karabiner

Für die bessere Erreichbarkeit von Eisschrauben-Karabiner am Gurt gibt es spezielle Clips – wichtig: diese sind nur für den Materialtransport, nicht für die Sicherung zugelassen!

Auch bei Hochtouren kommen unterschiedliche Karabinerarten zum Einsatz.

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Auch bei Hochtouren kommen unterschiedliche Karabinerarten zum Einsatz.


Karabiner-Lexikon: die wichtigsten Begriffe:

  • Schnapper, Schnappkarabiner = Karabiner ohne Verschlusssystem
  • Expressschlinge, Exe = zwei Schnapper, die durch eine Bandschlinge verbunden sind. Eine Seite hängst Du immer in den Haken ein, in den anderen Schnappkarabiner hängst Du das Seil. Die Expressschlinge verwendest Du zum Vorstiegsklettern.
  • Sicherungskarabiner – einen Sicherungskarabiner nennt man so, weil er dazu dient, das Sicherungsgerät mit dem Gurt zu verbinden. Es gibt Sicherungskarabiner, die HMS Karabiner sind, mit unterschiedlichen Verschlussformen. Es gibt auch Karabiner mit einer Verdrehsicherung. Du kannst einen Sicherungskarabiner eben als Sicherungskarabiner verwenden, er kann aber auch mehrere weitere Verwendungs-Möglichkeiten haben.
  • Schraubkarabiner – es gibt Schraubkarabiner in unterschiedlichen Formen und Materialien. Ein Schraubkarabiner kann auch ein HMS Karabiner sein.
  • HMS Karabiner – kann ein Schraubkarabiner sein, aber auch viele andere Verschlussformen haben. Ein HMS Karabiner hat sehr oft Birnenform und hat den Namen von der Halbmastwurf-Sicherung – eine Sicherungstechnik, bei der man nur den Karabiner und das Seil verwendet.

Quellen:

¹ HMS-Sicherung mit Rücklaufsperre: https://www.bergundsteigen.com/artikel/alpinhacks-halbmastwurfsicherung-mit-ruecklaufsperre/
² Karabiner mit Verschlusssicherung: Vor- und Nachteile (alpenverein.de)
³ Heinz Zak/ Michael Larcher, Seiltechnik. Tyrolia 2022.
⁴ Chris Semmel: Klettern. Sicherung und Ausrüstung (Alpinlehrplan DAV Bd. 5) 2022.

Mehr zum Thema Klettern und Kletterausrüstung im Bergzeit Magazin

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