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Bisphenole im Fokus

Was bedeutet BPA-frei und wo ist Bisphenol A enthalten?

6 Minuten Lesezeit
Die Kennzeichnung "BPA-frei” hilft Verbrauchern, diese Chemikalie Bisphenol A zu vermeiden. Warum? BPA ist hormonell wirksam und hat fortpflanzungsschädigende Eigenschaften. Problem dabei: In einigen Produkten kommen oft ebenso hormonell wirksame Ersatzstoffe zum Einsatz. Bisphenole sind in vielen Trinkflaschen oder deren Deckeln, Plastikbehältern und Dosenbeschichtungen enthalten.
💡Das Wichtigste in Kürze
  • BPA ist in vielen Alltagsgegenständen aus Kunststoff wie Trinkflaschen oder Lebensmittelbehältern enthalten.
  • Es kann sich bei Kontakt mit Lebensmitteln lösen und in den menschlichen Körper gelangen.
  • Studien belegen, dass die Chemikalie hormonschädigende Eigenschaften hat und  fortpflanzungsschädigend wirkt. 
  • Als BPA-frei deklarierte Produkte enthalten kein BPA, es können aber andere, ebenso hormonell wirksame Ersatzstoffe sowie Weichmacher vorkommen.
  • BPA steht auf der Kandidatenliste der ECHA für besonders besorgniserregende Stoffe. Aktuell wird an einem Beschränkungsvorschlag für die gesamte Stoffgruppe der Bisphenole gearbeitet.1
  • Auf Nummer sicher gehst Du mit plastikfreien Produkten aus alternativen Materialien (zum Beispiel Edelstahl, Glas, Bioplastik, Bambus).

Was bedeutet BPA-frei?

„BPA-frei“ bedeutet, dass in entsprechend gekennzeichneten Produkten kein Bisphenol A enthalten ist. Bisphenol A wird für die Herstellung von Kunststoffen und Harzen verwendet und ist unter anderem in vielen Kunststoffbehältern wie Trinkflaschen und Lebensmittelboxen sowie in Kunststoffgeschirr enthalten.

BPA-frei = ohne Weichmacher?

BPA ist kein Weichmacher, auch wenn es oft als solcher bezeichnet wird.

„BPA-frei“ bedeutet daher nicht, dass keine Weichmacher in den so gekennzeichneten Produkten enthalten sind. Auch andere Bisphenole wie BPS und BPF können vorkommen.

Warum wird BPA verwendet?

Die Chemikalie Bisphenol A wurde bereits in den 1960er Jahren unter anderem zur Herstellung von Kunstharzen (wie Epoxid), Polyester, Polycarbonaten und weiteren Kunststoffen verwendet.

BPA kommt unter anderem in Plastikflaschen vor.

Pixabay

BPA kommt unter anderem in Plastikflaschen vor.


Die wirtschaftliche sowie technische Bedeutung von Bisphenol A ist enorm: Kunststoffe auf der Basis von BPA sind sehr leicht, äußerst formstabil und transparent. Darüber hinaus lassen sie sich gut färben. Wenn man an die Outdoorbranche denkt, ergibt sich hier ein breiter Anwendungsbereich.

Was ist der Unterschied zu anderen Bisphenolen wie BPS, BPF und BHPF?

Bisphenol A steht spätestens seit dem von der EU teilweise ausgesprochenen Verbot in der Kritik und wird seither mit Stoffen wie beispielsweise Bisphenol S (BPS), Bisphenol F (BPF) und Bisphenol HPF (BHPF) und anderen ersetzt.

Diese Ersatzstoffe sind in ihren Auswirkungen nicht so eingehend erforscht wie BPA, sollen aber ähnlich wie BPA auf den menschlichen Körper wirken. Die Stoffe unterscheiden sich in ihrem Aufbau und ihren Auswirkungen teils nur geringfügig von Bisphenol A.2

In welchen Produkten kann BPA enthalten sein?

Die Chemikalie BPA kann unter anderem in Plastikprodukten wie Trinkflaschen, auf der Innenseite von Getränke- und Konservendosen, aber auch in Fahrkarten, Parktickets oder Gegenständen mit Flammschutz enthalten sein. Auch in Baby- und Kleinkinderartikeln, also in Schnullern, Fläschchen oder Plastikspielzeug, wurde BPA nachgewiesen. Ebenso werden Plastikgeschirr, Papp- und Kunstoffbecher, CDs oder Verpackungen von Lebensmitteln mit BPA behandelt. 

Herstellung und Verkauf von Schnullern und Babyflaschen aus Bisphenol A wurde bereits 2011 in der EU gesetzlich verboten bzw. wurden solche Produkte von den Herstellern freiwillig vom Markt genommen. Seither sind in diesem Bereich ausschließlich BPA-freie Produkte im Handel. Auch in der Herstellung von Thermopapier ist BPA seit 2020 verboten, wurde jedoch größtenteils durch BPS ersetzt, wo ebenso gesundheitliche Bedenken bestehen.3 

Marken wie GSI, Nalgene, Primus oder Klean Kanteen stellen ihre Produkte BPA-frei her.

Bergzeit

Marken wie GSI, Nalgene, Primus oder Klean Kanteen stellen ihre Produkte BPA-frei her.


In vielen anderen Bereichen – etwa bei der Herstellung von Trinkflaschen für Erwachsene – werden BPA oder andere Bisphenole allerdings noch verwendet. 

Wie gelangt BPA in den Körper?

Durch Erwärmung oder Erhitzung des Verpackungsmaterials können sich Teile der Chemikalie aus dem Kunststoffprodukt lösen und in Lebensmittel, also Essen oder Flüssigkeit, übergehen.

Ein Beispiel: Erhitzt sich eine Plastikflasche mehrere Stunden durch Sonneneinstrahlung im Auto, geht der Stoff ins Wasser über.

Aus demselben Grund sollte man keine heißen Getränke oder heiße Nahrung in Behälter aus Polycarbonat füllen, denn auch hier kann sich die Chemikalie durch die entstehende Hitze herauslösen.

Es ist ein Irrglaube, dass man immer riecht oder schmeckt, wenn BPA freigesetzt wurde. 

Zusätlich kann freies BPA, das als Additiv zur Herstellung eines Produktes verwendet wird, auch in geringen Mengen als Produktionsrückstand in einem Produkt enhalten sein. Diese freien BPA-Reste können bei der Reaktion mit Wasser oder Spülmittel auch leichter freigesetzt werden.4

Welche Auswirkungen kann BPA auf die menschliche Gesundheit haben?

Es gibt etliche wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen von BPA auf die menschliche Gesundheit (vgl. dazu etwa Informationen zu BPA des Umweltbundesamts und zur REACH-Kandidatenliste). Die Untersuchungen ergaben, dass BPA ein Stoff mit hormonähnlichen Wirkungen sei.

So könne Bisphenol A (unter anderen) die körperliche Entwicklung von Kindern hemmen sowie das hormonelle Gleichgewicht bei Erwachsenen stören, was auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Auch kann die Chemikalie zur Entstehung von Herzkreislauferkrankungen, Leberproblemen und Diabetes beitragen.5 

In der Neubewertung der Toxizität von BPA für den Menschen durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) konnte ein Einfluss auf die zellulären Immunmechanismen festgestellt werden. Das Gremium berücksichtigte auch andere potenziell schädliche Auswirkungen auf die Reproduktions-, Entwicklungs- und Stoffwechselsysteme, die bei der Risikobewertung festgestellt wurden.6

💡Welche Grenzwerte gelten für BPA?

In der EU liegt der aktuelle tolerierbare Grenzwert bei 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.

Er wurde im April 2023 von der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA von bisher  vier Mikrogramm (Grenzwert seit 2015) deutlich herabgesenkt.

Die EFSA berät zu bestehenden und aufkommenden lebensmittelbedingten Risiken. Sie untersucht beispielsweise den TDI-Wert von chemischen Stoffen (TDI = tolerable daily intake, das heißt tolerierbare Tagesaufnahme).

Dabei handelt es sich um die geschätzte Menge eines Stoffes, die ein Mensch lebenslang täglich aufnehmen kann, ohne dass ein nennenswertes Risiko für die Gesundheit besteht. TDI-Werte werden auf der Basis des Körpergewichts angegeben.7

👉 Tipp: Unter folgender Seite findest du aktualisierte Informationen zum Thema BPA und dem dazugehörigen TDI-Wert: EFSA – Bisphenol.

Welche Auswirkungen hat BPA auf die Umwelt?

Die hormonell wirksamen Eigenschaften von Bisphenolen sind nicht nur für den Menschen relevant. Auch bei anderen Organismen sind negative Auswirkungen wissenschaftlich bestätigt. So wurde zum Beispiel eine Schädigung der Fortpflanzungseigenschaften von Fisch- und Ambhibienarten nachgewiesen.1

Das Potenzial für schädliche Auswirkungen auf eine Vielzahl an Umweltorganismen ist sogar so hoch, dass kein unterer Grenzwert für BPA in der Umwelt festgelegt wurde, da einige Arten so empfindlich reagieren könnten.

Wie kann man den Risiken von BPA vorbeugen?

Die Wirkung der BPA-Chemikalie auf die menschliche Gesundheit und der mögliche Schaden sind nach wie vor umstrittene Themen.

Wer ganz sicher gehen will, verzichtet komplett darauf und kauft ausschließlich als BPA-frei gekennzeichnete Produkte oder Produkte, die gänzlich ohne den Einsatz von Bisphenolen auskommen. 

Zu den BPA-freien Alternativen zählt zum Beispiel auch Essgeschirr aus Emaille.

GSI

Zu den BPA-freien Alternativen zählt zum Beispiel auch Essgeschirr aus Emaille.


Gerade bei Trinkflaschen ist das recht einfach: Es existieren zahlreiche Produkte aus BPA-freien Kunststoffen. Hier kann jedoch das Vorkommen anderer Bisphenole nicht ausgeschlossen werden.

Bei Bergzeit findest Du alle Produkte, bei denen die Hersteller garantieren, dass sie BPA-frei sind, auf einer Seite. So kannst Du BPA auch bei Outdoor-Ausrüstung wie Trinkflaschen, Trinkblasen oder Essbehältern vermeiden.

Außerdem gibt es Übersichtsseiten mit BPA-freien Trinkflaschen (für Erwachsene), BPA-freien Trinkflaschen für Kinder sowie BPA-freien Fahrradflaschen.

Trinkblasen, Behälter, Campinggeschirr – hier findest Du alle BPA-freien Produkte bei Bergzeit

BPA-freie Produkte

Alternativen zu Kunststoff-Trinkflaschen, -behältern und -geschirr

Wer Bisphenole ganz vermeiden möchte, greift zu Trinkflaschen und Boxen aus Edelstahl oder anderen plastikfreien Materialien.

Als Alternativen zu Plastik-Trinkflaschen kommen Materialien in Frage, die in der Herstellung von vornherein ohne BPA auskommen wie zum Beispiel Glas, Bambus, Bioplastik und Edelstahl. Statt Kunststoffboxen lassen sich Wachstücher und Stoffbeutel einsetzen, statt Kunststoffgeschirr solches aus Emaille oder Edelstahl.

Natürlich solltest Du Dir beim Kauf die Frage stellen, welches Material sich für welchen Einsatzzweck eignet. Glas beispielsweise kann leicht brechen und zeichnet sich nicht durch ein leichtes Gewicht aus.

Auch weitere Bestandteile der Trinkflasche wie etwa den Deckel solltest Du im Blick haben. Manche Edelstahlbehältnisse haben Plastikverschlüsse, in denen dann wieder BPA und andere Stoffe wie Weichmacher enthalten sein können.


Quellen zu diesem Beitrag:

1 Umweltbundesamt: Beschränkungsvorschlag BPA und Bisphenole mit ähnlicher Besorgnis, 12. Dezember 2022

2 Chem Trust Report, Von BPA bis BPZ: eine toxische Buchstabensuppe?, März 2018 und Maya Wei-Haas, „BPA-frei“ ist kein Garant für sicheres Plastik, National Geographic, September 2018

³ European Chemicals Agency, Bisphenol S has replaced bisphenol A in thermal paper, 2022

4 Umweltbundesamt: Bisphenol A, 20. Oktober 2021

5 Kati Tiringer, 15 Fakten über die Kennzeichnung „BPA-frei“, die Du kennen musst, ISPO.com, März 2023

6 Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, Bisphenol A in Lebensmitteln stellt ein Gesundheitsrisiko dar, April 2023.

7 Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) – Überblick Aufgaben

Weitere Quellen für aktuelle Informationen zu BPA:

Mehr Beiträge rund um Chemikalien in Kleidung und Ausrüstung

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