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Auf die Schwarzwaldhöhen

MTB-Runde im Schwarzwald: 2 Tage zwischen Rhein und Mooskopf

9 Minuten Lesezeit
Bergzeit-Autorin Sabine Dettling beschreibt einen abwechslungsreichen Rundkurs für Trekking- und Mountainbiker vom Ufer des Rhein auf die Höhen des mittleren Schwarzwald und retour. Mit Ausflugs- und Gastro-Tipps!

Ausgangspunkt dieser zwei- oder auch mehrtägigen Mountainbike-Tour durch den mittleren Schwarzwald ist der Parkplatz am Segelhafen vor der Pierre-Pflimlin-Brücke an der L 98 auf deutscher Seite südlich von Kehl. Die über 92 Kilometer lange Runde führt von 140 Meter Seehöhe nahe des Rheins hinauf auf die Höhenzüge des Schwarzwalds zwischen Rench- und Kinzigtal. Höchster Punkt der Tour ist der 872 Meter hohe Mooskopf.

Ziel der Tour: Der Turm auf dem 872 Meter hohen Mooskopf. | Foto: Sabine Dettling
Ziel der Tour: Der Turm auf dem 872 Meter hohen Mooskopf. | Foto: Sabine Dettling

Ambitionierte Biker könnten das Ganze durchaus an einem Tag bewältigen, was aufgrund der großen Zahl an Highlights entlang der MTB-Strecke aber nicht empfehlenswert ist. Einzig aus rein sportlicher Sicht wäre ein solches Unternehmen interessant.

Ambitionierte Tages- oder gemütliche Zweitagestour?

Wir wählen die Zwei-Tages-Variante und schwingen uns an einem sonnigen Wochenende im Mai auf unsere Bikes. Die ersten sechs Kilometer zeigen sich wenig spektakulär. Sie dienen dem Einrollen. Allerdings wäre stures Auf-den-Weg-Schauen ein Fehler, denn die Rheinauen sind mit Graureihern, Schwänen, Weißstörchen und Kollegen dicht bevölkert.

Im großen Biergarten des wunderschön in der Schutter-Niederung gelegenen Gasthofes Kittersburger Mühle essen wir zu Mittag. Viel geleistet haben wir noch nicht, gerade einmal sechs Kilometer liegen hinter uns. Trotzdem schmeckt uns der Flammenkuchen, eine echte badische Spezialität, mit einem bunt gemischten Salat und einem kühlen Panasch, wie das Radler hier heißt, hervorragend.

Zahlreiche Kanäle, Flüsschen und Bäche durchziehen das ebene Land. Selbst die Wälder sind wasserreich und zum Teil vermoort. Hinter Hohnhurst tauchen wir in einen großen Laubwald ein, in welchem das europäische Vogelschutzgebiet Gottswald beheimatet ist.

Hier leben unter anderem Schwarzmilan, Mittelspecht und Wespenbussard sowie zahlreiche Fledermausarten, Amphibien und Reptilien. Naturkonzert ist angesagt – aber die Darsteller halten sich an diesem warmen Nachmittag im schattenspendenden Blätterwerk versteckt.

Auf der Fahrt durch die kleinen Ortschaften Weier, Bühl und Bohlsbach rücken die Hügel des Schwarzwalds stetig näher. Als wir die Bundesstraße 3 und die Bahngleise überqueren, sind sie fast schon greifbar. Die Landschaft wird zunehmend bergiger.

Vorbereitung für die MTB-Auffahrt zum Mooskopf

Wald und Feld, Obstbaumwiesen und Rebenflächen wechseln sich ab, und auf einen ersten, mäßig steilen Anstieg folgt eine Abfahrt hinunter nach Durbach. Das Weindorf an der Badischen Weinstraße bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine neuerliche Rast als Vorbereitung auf die sechs Kilometer lange Fahrt hinauf auf den 872 Meter hohen Mooskopf.

Wir sind noch nicht wieder hungrig und radeln auf dem Schotterweg durch das wunderschöne Durbacher Tal Richtung Ortsteil Gebirg mal rechts, mal links des Bächleins. Der Weg, eigentlich ein Wanderweg, steigt nur sanft an und ist bei Mountainbikern wie Wanderern und Joggern sehr beliebt – der Aktiv-Tourismus spielt im Schwarzwald eine große Rolle!

Zeilen aus Goethes Maienlied kommen mir in den Sinn, und sie passen so recht zu diesem traumhaft schönen Sonnentag: „Wie herrlich leuchtet mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten aus jedem Zweig und tausend Stimmen aus dem Gesträuch und Freud‘ und Wonne aus jeder Brust.“

Zwischen Gebirg und dem Wanderparkplatz Moosdohlen ist die Fahrstraße der einzig mit dem MTB nutzbare Weg, und sie steigt nun stärker an, so dass das Rezitieren von Gedichten erst einmal Pause hat. Die erste echte Prüfung der Tour wartet am Ende der Fahrstraße.

Auf der Direttissima zum Moosbrunnen

Zwar zweigt rechts ein auch als solcher beschilderter Radweg ab, aber ich wähle lieber den direkten Weg entlang des Großen Langenbachs nach oben, während sich mein Begleiter für die bequeme Variante entscheidet.

Auch der Bach scheint sich entschieden zu haben. Er möchte heute auf dem Wanderweg herumfließen. Ich sinke mit dem MTB tief ein und habe große Mühe, nicht in den Morast zu plumpsen, denn bei jeder dritten Pedalumdrehung rutscht mein Hinterrad weg. Sechshundert steile Meter lang bemühe ich mich, nicht allzu sehr zu fluchen, und als ich oben am fein geschotterten Radweg angekommen bin, starrt nicht nur mein Bike vor Dreck. Am Moosbrunnen befreie ich das Zweirad und mich von den lehmigen Verzierungen. Ein Gesinnungsgenosse ruft im Vorbeibrausen ein vergnügtes „Salü!“ herüber.

Am Späneplatz, wo sechs Wege zusammenkommen, erwischen wir auf Anhieb den richtigen. Der Forstweg, der zum Fuße des Mooskopf führt, ist ziemlich steinig bis verblockt, aber mit dem Mountainbike trotzdem gut befahrbar. Doch der Pfad, der rechts hinauf zum Aussichtsturm abzweigt, ist eine echte Herausforderung.

Zwei ältere Herren, die vor uns radeln, befinden sich in edlem Wettstreit. Der erste bringt viel Schwung mit und kurbelt tatsächlich hinauf, sein Begleiter hinter ihm gibt nach wenigen Metern auf. „Den hab ich noch nie geschafft“, knurrt er und zieht ein Gesicht, das schwer nach Weltuntergang ausschaut…

Beeindruckende Rundumsicht vom Mooskopf

Das Panorama vom Mooskopfturm beinhaltet Süd- und Nordschwarzwald, Schwäbische Alb sowie Vogesen. | Foto: Sabine Dettling
Das Panorama vom Mooskopfturm beinhaltet Süd- und Nordschwarzwald, Schwäbische Alb sowie Vogesen. | Foto: Sabine Dettling

Wenig später genießen wir die wundervolle Rundumsicht vom Mooskopfturm, schauen über Süd- und Nordschwarzwald hinweg bis hinüber zur Schwäbischen Alb und zu den Vogesen. Der Turm, 1890 erbaut, war lange Jahre von hohen Tannen umgeben, welche die Aussicht versperrten. Heute aber thront er dank Orkan Lothar, der zu Weihnachten des Jahres 1999 ganze Arbeit geleistet und für gründliche Entwaldung gesorgt hat, einsam auf dem Haupte der höchsten Erhebung des Gebirgszuges „Moos“.

Die kurze Abfahrt vom Mooskopf hinunter zur Wegspinne zwischen Moos- und Siedigkopf erfordert ein wenig Fahrkönnen. Wir biegen ein in die Moosturmstraße, die uns in sehr flotter Fahrt durch schattigen Wald hinunter zur Kornebene bringt.

Das Lothar-Denkmal am parallel verlaufenden Siedigkopfweg kennen wir schon. Wer aber das Holzkunstwerk, installiert vom Reichenbacher Künstler Norbert Feger auf dem aussichtsreichen „Denk-mal-nach-Platz“, noch nie besucht hat, sollte dies nachholen und den kurzen Abstecher in die Tour einplanen!

Vesper im Naturfreundehaus Gengenbach

Die Kornebene erinnert an eine Wildwest-Szenerie. | Foto: Sabine Dettling
Die Kornebene erinnert an eine Wildwest-Szenerie. | Foto: Sabine Dettling

An der Kornebene angekommen, sind wir angenehm überrascht – denn da wartet nicht einfach nur eine Ebene auf uns, sondern ein von den Naturfreunden Gengenbach bewirtetes Wanderheim. Hier treffen sich Wanderer, Mountainbiker, Tourenradler und Wanderreiter. Nach einem kleinen Vesper gondeln wir auf dem Langgrabenweg gemütlich hinunter ins Kinzigtal und hinein nach Gengenbach.

Dieses wunderhübsche Städtchen, einst Freie Reichsstadt, scheint der perfekte Ort für unser Nachtlager zu sein. Nachdem wir ein Zimmer gebucht haben, bummeln wir durch die Altstadt, bestaunen die Fachwerkhäuser und den „Steinernen Ritter“ auf dem Marktplatzbrunnen. Das Eiscafé am Rathaus ist ein guter Ort, um das bunte Treiben rings umher zu beobachten.

In der Klostermühle, wo Heinrich Pfaff in der sechsten Generation als Bäcker tätig ist, kaufen wir ein leckeres Bauernbrot, dazu im Supermarkt ein Stück Käse samt Butter, und für unser Abendbrot ist im wahrsten Sinn des Worts gesorgt!

Am nächsten Morgen starten wir gut erholt in den neuen Bike-Tag. Bis Reichenbach ist die Steigung nur mäßig. Doch dann kurbeln wir einen stetig ansteigenden Forstweg hinauf bis zum zweithöchsten Punkt der Tour auf 544 Metern Höhe kurz vor der Einmündung in den Pionierweg, der den Späneplatz und das Brandeck-Lindle verbindet.

Die Region um die ehemalige Gerichtslinde hat eine bewegte Vergangenheit, über die man bei einer Einkehr im Höhengasthaus mit seinem schönen Biergarten gut philosophieren kann.

Eine Einkehr gehört zum Pflichtprogramm

Perfekter Ort für das Nachtlager: Gengenbach. | Foto: Sabine Dettling
Perfekter Ort für das Nachtlager: Gengenbach. | Foto: Sabine Dettling

Ein kühles „Bleifrei-Weizen“ später radeln wir auf Zell-Weierbach zu. Auf dem Weg zu diesem Dorf, das malerisch am Fuße des Schwarzwalds nahe der Stadt Offenburg liegt und eine lange Weinbautradition hat, warten ein paar Anstiege und Abfahrten, und schließlich rollen wir hinunter nach Zell-Weierbach und weiter nach Offenburg.

Die größte Stadt des Ortenaukreises, die zu Habsburger Zeiten zu Vorderösterreich gehörte, lädt zum Verweilen ein; dies nicht nur wegen der Sehenswürdigkeiten, zu welchen die barocken Gebäude in der Hauptstraße zählen: Königshof, Hotel Sonne und Rathaus mit dem bis heute erhaltenen österreichischen Doppeladler an der Fassade.

Zwischen Offenburg und der Rheinebene ist die Landschaft wieder topfeben. Auf der Suche nach der Unterquerung der Autobahn leisten wir uns mehrere Verfahrer, finden am Ende aber den Weg, der zwischen einem kleinen See und der A5 entlangführt und schließlich in einen schmalen Waldpfad mündet.

Finale mit Bademöglichkeiten

Wenige Meter später erreichen wir den Baggersee von Schutterwald und bedauern, keine Badebekleidung eingepackt zu haben. Auch uns reizt das kühle Nass – Baden nach so einer anstrengenden MTB-Tour wäre schön! Immer wieder radeln wir durch Waldgebiete, die mit ihren Wasserläufen und Laubbäumen ein völlig anderes Gesicht haben als die dunklen Tannenwälder des Schwarzwaldes.

Auf dem Weg zum Rheinufer queren wir dieselben Flüsse und Kanäle wie auf der Hinfahrt – nur etwas weiter südlich. Als wir die Rheinauen erreichen, brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Die Luft ist feucht, und in ihr liegt der typische Duft großer Gewässer.

Bei Altenheim warten mit Fohlengarten und Wacholdersee gleich zwei Baggerseen auf diejenigen, die daran gedacht haben, Badehose und Co. mitzunehmen. Ein Schwimmer paddelt, in Neopren gehüllt, träge im anscheinend doch recht kalten Wasser. Schließlich erreichen wir das Rheinufer. Türkis schimmert der vielbesungene und oft heftig umkämpfte „Vater Rhein“ in der Nachmittagssonne.

Mit dem MTB am Rhein: Er erreicht auf der Höhe von Kehl bereits eine beachtliche Breite. | Foto: Sabine Dettling
Mit dem MTB am Rhein: Er erreicht auf der Höhe von Kehl bereits eine beachtliche Breite. | Foto: Sabine Dettling

Ab und an kommt ein Containerschiff vorbei. Schwäne und Enten paddeln umher, Kormorane tauchen auf der Suche nach fetter Beute, und ein paar Graureiher stehen komplett regungslos auf einem Bein. Wir sitzen müde und mehr oder weniger regungslos auf den großen Steinbrocken am Ufer des großen Stromes und blicken zurück auf eine wunderschöne Radtour.

Tourdaten:

  • Start und Ziel: Parkplatz am Segelhafen vor der Pierre-Pflimlin-Brücke an der L 98 auf deutscher Seite südlich von Kehl
  • Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der Bahn bis Kehl, mit dem Rad knapp 11 Kilometer am Rhein entlang bis zum Startpunkt
  • Mit dem Auto: Autobahn A 5 von Karlsruhe nach Basel, Anschlusstelle Offenburg, L 98 bis Rheinufer
  • Länge: 92,3 Kilometer
  • Minimale Höhe: 140 Meter
  • Maximale Höhe 872 Meter
  • Höhenmeter: bergauf 1.638 und bergab 1.623 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: schwer (als Tagestour); mittel (aufgeteilt auf zwei oder mehr Etappen)

Tipps:

  • MTB-Reifen für Asphalt-, Schotter- und Waldwege wählen
  • An heißen Sommertagen Badesachen nicht vergessen
  • Alternative für Wasserscheue: Auen-Wildnispfad bei Altenheim, 2,5 Kilometer lang, mit Holz-Aussichtsplattform; Info-Pavillon auf dem Parkplatz vor der Pierre-Pflimlin-Brücke.

 

Einkehrmöglichkeiten:

Karte:

  • F503 Freizeitkarte Offenburg – Ortenau – Kinzigtal. Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, 1:50 000

Literatur:

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