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Laufen wie auf Marshmallows

Hoka One One Speedgoat 2: Damen-Trailrunningschuh im Test

6 Minuten Lesezeit
Der neue Speedgoat 2 von Hoka One One soll mit seiner weichen, aber trotzdem griffigen Sohle auf anspruchsvollen Trails und Ultratrails punkten. Trailrunning-Expertin Veronika Heidrich hat den Trailrunningschuh auf mehreren Trails ausführlich getestet und berichtet über ihre Erfahrungen.

Der Speedgoat 2 wurde von Hoka One One entwickelt und von Karl („Speedgoat“) Meltzer inspiriert – dem Mann, auf dessen Konto mehr 100-Meilen-Läufe gehen als auf jedes andere. Der Ultraläufer aus Utah hält einige Streckenrekorde, bei Wettkämpfen oder Ultratrails wie dem Pony Express Trail. Vielleicht hat ihn der ein oder andere auch in seinem von Red Bull gesponsorten Film „Made to be broken” gesehen, in dem er den Appalachian Trail (3.523 Kilometer) in sagenhaften 46 Tagen, 8 Stunden und 6 Minuten läuft. Man kann sich also vorstellen, dass der Testschuh einiges aushalten musste, um seinem Namen gerecht zu werden. Ob er das schafft?

Erster Eindruck des Trailrunningschuhs

Da ist er also, der neue Speedgoat 2, das komplett überarbeitete Modell aus der französischen (Ultra)-Laufschuh-Schmiede. Wie bei dieser Namensgebung auch zu erwarten, ist dieser Schuh für technisches Gelände gedacht. Das Wörtchen „schnell“ lassen wir dabei mal außen vor – stabil sollte er aber in jedem Fall sein. Und so wirkt er auch auf den ersten Blick.

Wie die meisten Hoka-Modelle ist er eine recht imposante Erscheinung. Beim Speedgoat 2 wirkt die Sohle sogar noch massiver als bei anderen Modellen – das knallige Pink, das sich vom dunklen Violett absetzt, springt einen regelrecht an. Doch davon sollte man sich nicht schrecken lassen. Wer schon mal einen Hoka gelaufen ist, weiß, dass sich die Schuhe durch ihre meist geringe Sprengung – in diesem Fall 4,5 Millimeter – viel direkter anfühlen, als sie aussehen.

Die Passform des Laufschuhs ist sehr angenehm. Der Schuh liegt bei mir eng am Fuß an und bietet mit seiner angenehm breiten Zehenbox viel Raum auf langen Läufen. Zudem ist dieser Bereich und um den Schuh herum an den nötigen Stellen, an denen mehr Schutz benötigt wird, verstärkt. Die Sohle wirkt im Vergleich zu meinen früheren Erfahrungen mit Hoka sehr stabil. Hier wird auf Vibram® MegaGrip und ein aggressives 5-Millimeter-Stollenprofil gesetzt. Die Schnürung erfolgt mittels klassischer Schnürsenkel – jedoch mit auffallend vielen Ösen, die den Schuh perfekt an den Fuß drücken. Stauraum für die Bänder gibt es hier leider noch nicht – dafür aber Löcher für die Marathonschnürung.

Grip und Dämpfung

Das Stollenprofil verhindert ein Abrutschen während des Laufens.
Das Stollenprofil verhindert ein Abrutschen während des Laufens. | Foto: Veronika Heidrich

Bei Vibram-Sohlen kann eigentlich nicht viel schief gehen – und so ist es auch in diesem Fall. Mit der Vibram® MegaGrip Hi-Traction-Außensohle und den 5 Millimeter-Stollen rutscht nichts mehr. Die Gummimischung hält auf jedem Untergrund. Soweit ich das nach meiner dreimonatigen Testphase sagen kann, ist sie nicht nur griffig, sondern auch sehr abriebfest und verspricht somit ein langes Sohlenleben.

Die Dämpfung kann man am besten mit den Worten von Hoka One One „the sweetest cushion” nennen. Man läuft darauf wie auf Marshmallows – einfach fluffig und weich. Das macht sich speziell bei Ultraläufen gut, denn hier kommt einem dieser Wohlfühlfaktor sehr entgegen. Bei so viel „fluffy“ muss aber auch ein starker Gegenspieler her. Um trotz der weichen Dämpfung eine gute Stabilität zu ermöglichen, verbaut Hoka daher die CMEVA-Zwischensohle. Diese federt nach und gibt dem Läufern den Halt, den er benötigt.

In der Praxis heißt das: Man kann mit dem Schuh auch länger Spaß bei Downhills haben, ohne zu schnell zu ermüden. Der Hoka bietet hier eine wirklich tolle Unterstützung. Dabei finde ich finde den Antritt auch noch recht ordentlich. Er ist auf jeden Fall direkt genug, um anspruchsvolle Passagen laufen zu können. Ein bisschen büßt er für mich in diesem Punkt aber dennoch ein. Das merkt man zum Glück nur bei sehr holprigen und schnellen Passagen, da hier der Tritt ein bisschen wackelig wird. Solange die Strecke nicht zu technisch wird, läuft jedoch alles super.

Passform und Schutz

Wie oben schon erwähnt, sitzt der Schuh ausgesprochen angenehm, man steht sehr stabil und fest. Die Zwischensohle ist etwas größer als bei den meisten anderen Schuhen und sehr bequem. Dennoch schafft es Hoka, dass sich der Schuh viel agiler laufen lässt als die auf den ersten Blick eher plumpe Optik vermuten lässt. Durch die vielen Ösen der Schnürung kann man den Speedgoat perfekt an den Fuß anpassen.

Und auch wenn in der Eile mal etwas fester geschnürt wurde als nötig – vor Druckstellen oder Blasen muss man sich bei diesem Schuh wenig fürchten. Das nahtlose Meshmaterial und die weichen Polster an den Abschlüssen sowie an der Ferse schmiegen sich dem Fuß an, ohne irgendwo zu scheuern. Die hochgezogene Zehenverstärkung und dickeres Material an den Seiten bietet genau dort Schutz, wo er auch benötigt wird.

Der Speedgoat 2 von Hoka One One im Praxistest

Die meiste Zeit durfte sich der Speedgoat in gewohntem Terrain am Berg austoben. Natürlich gab es auf dem Weg ins Gelände auch immer mal wieder Asphaltwüsten. An diesem Punkt muss man sagen: die Hokas sind wirkliche Allrounder! Es macht genau so viel Spaß, mit ihnen mal eine gemütliche Straßenrunde zu drehen wie über verblockte Trails zu springen. Mir persönlich liegen natürlich eher die Trails – aber in Sachen Laufgefühl ist der Schuh wirklich vielfältig einsetzbar!

Auf Wald- und Wurzelwegen punktet er nicht nur durch seinen tollen Grip, sondern auch durch einen gewaltigen Vortrieb, den er der Zwischensohle zu verdanken hat. Dafür, dass er so großvolumig daherkommt, läuft er sich richtig wendig und flink. Kaum zu glauben, welche versteckten Talente auf dem Trail zum Vorschein kommen. Es macht jedenfalls extrem viel Spaß, sich einfach treiben zu lassen und immer schneller zu werden. Welche Untergründe dem Speedgoat 2 dabei auch unter die Stollen kommen, ist ihm egal. Er macht sich bei nassem Fels, Matsch, Wiese und Schotter gleich gut.

Fazit zum Hoka One One Speedgoat 2

Marshmallows erobern die Flowtrails! Der Hoka One One Speedgoat 2 sieht zwar klobig aus, fühlt sich dafür aber verdammt agil und stabil an. Man kann ihn als einen Schuh für (fast) alle Fälle beschreiben. Er punktet mit einem sehr gutem Grip und einem breiten Einsatzspektrum, das von der Straße bis hin zu technischen Trails reicht. Wenn es sehr technisch wird, würde ich ihn vielleicht nicht als erste Wahl ansehen. Aufgrund seiner gemütlichen, weichen Sohle muss man in diesem Bereich kleine Einbußen hinnehmen.

Eines sollte potentiellen Käufern klar sein – den Untergrund spürt man bei diesen massiven Tretern nicht mehr. Dafür rollt man aber auch über absolut alles drüber, ohne sich großartig Gedanken machen zu müssen, ob da was durch den Schuh drücken und das Laufgefühl eintrüben könnte. Da er sein volles Potenzial erst auf der Langstrecke ausspielt, auf der es mehr auf Komfort als auf superdirekten Antritt ankommt, gibt es dafür keinen Punktabzug.

Die Passform ist – zumindest bei meinem Fuß – sehr bequem und fest. Ich hatte nie das Gefühl, zu rutschen. Die Schnürung hält fest und reibt nirgends. Alles in allem also ein Top-Schuh, der in der zweiten Auflage noch mal um einiges stabiler und direkter geworden ist. Wenn man also nicht gerade einen dünnen Schuh mit Barfußfeeling sucht und auch mit dem klobigen Erscheinungsbild kein Problem hat, bekommt der Speedgoat 2 von Hoka One One von mir einen definitive Kauftipp!

Hoka One One Speedgoat 2 im Überblick

  • Passform: breiter Leisten
  • Sprengung: 4,5 Millimeter
  • Profiltiefe: 5 Millimeter
  • Gewicht: 466 Gramm (Paar, US 7)
  • Oversize EVA Zwischensohle für leichte Dämpfung
  • Mittelsohle aus CMEVA für Federung und Stabilität

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