Spitzbergen. Eiseskälte, keine Bäume, Eisbären und die lange Polarnacht. Was genau macht die Faszination dieser verlassenen Gegend aus? Warum zieht die Arktis so viele Menschen in ihren Bann? Wer einmal den Fuß in den hohen Norden gesetzt hat, der weiß es ganz genau: Es ist eine Mischung aus Abenteuerlust, Einsamkeit, der Faszination für das Unbekannte und die atemberaubende Natur. Nicht umsonst wird immer wieder vom Polarfieber gesprochen. Wer einmal da war, will immer wieder hin.














Spitzbergen und das Polarfieber
Wann genau mich das Polarfieber gepackt hat, lässt sich nicht genau sagen. Seit Jahren faszinieren mich die Geschichten und Dokumentationen aus den Polarregionen. Mein Bücherschrank ist voll mit Büchern von Menschen, die in der einsamen Dunkelheit überwintert haben oder mit den Skiern zum Nordpol aufgebrochen sind. Schon lange träume ich davon, wie wunderschön es wohl sein würde, das alles mit den eigenen Augen zu sehen und zu erleben: Die unendlichen weißen Landschaften, die klirrende Kälte, die grün-pink tanzenden Nordlichter und die Abgeschiedenheit. Wenn ich schon glänzende Augen bekomme, wenn ich Nordlichter auf Bildern sehe – wie unendlich faszinierend müssen sie dann wohl erst „in echt“ aussehen?
Und manchmal muss man einfach für seine Träume kämpfen. Über Umwege gelange ich für ein Praktikum im Zuge meines Master-Programms an Kontakte in Longyearbyen auf Spitzbergen. Lange habe ich gebraucht, um herauszufinden, wie man den Namen dieses Dorfes ausspricht, das nur noch 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt ist. Es ist eine der nördlichsten Siedlungen der Welt. Ungefähr 2100 Einwohner hat das sehr zivilisierte Dorf, das gleichzeitig die größte Siedlung auf dem Svalbard-Archipel darstellt.
Geplant war, dass ich von Ende Februar bis Ende Juni an einem Rentierprojekt mitarbeite. Aus Ende Juni wurde Juli und letztendlich Ende August, da mich die Arktis mit ihrer Schönheit voll in ihren Bann gezogen hat – sowohl landschaftlich, als auch mit ihrem „einfachen“ Leben. Ich bin auf Schneemobil-Touren gewesen, habe Skitouren unternommen, Eishöhlen in Gletschern erkundet, Nordlichter beobachtet und traumhaft schöne Wanderungen unternommen. Neben meinem Praktikum habe ich noch als Touristenführerin gearbeitet und hatte das Glück, einem erfahrenen Team dabei zu helfen, Rentiere zu fangen und zu besendern. In der restlichen Zeit bin ich Hundeschlitten gefahren, habe auf Schlittenhunde aufgepasst und konnte Walrosse, Eisbären und Wale in freier Natur beobachten.
Praktische Reisetipps für Spitzbergen
- Beste Reisezeit: Von Mitte November bis Ende Januar herrscht in Svalbard die Polarnacht, in der es 24 Stunden lang dunkel ist. Während dieser Zeit kommen Nordlicht-Begeisterte voll auf ihre Kosten – vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Anfang Februar kehrt langsam das Licht zurück und taucht die Landschaft in die schönsten Pastelltöne, die man sich vorstellen kann. Die Tage werden täglich um die 20 Minuten länger und schon Mitte April ist es 24 Stunden lang hell.
Für mich ist die schönste Zeit definitiv März und April, da man im März noch die Chance hat bunte Nordlichter am Himmel tanzen zu sehen, aber andererseits schon genügend Licht vorhanden ist, um auf Schneemobilabenteuer und Skitouren zu gehen. April/Mai ist die beste Zeit, um die Insel auf dem Schneemobil und auf Skiern zu erkunden. Mitte/Ende Juni fangen die ersten Blumen an zu blühen und läuten den kurzen aber farbenprächtigen Sommer ein, was ein ganz besonderes Naturschauspiel darstellt. Juli und August sind gute Monate zum Wandern, da das Schmelzwasser weitestgehend abgeflossen ist und man daher weniger im Schlamm versinkt, wenn man die empfindliche Tundra betritt. - Sicherheit: Spitzbergen wird nicht umsonst das Land der Eisbären genannt. Sie sind die wahren Herrscher dieser einzigartigen, weißen Landschaft. Auf Svalbard sind Eisbären seit 1973 gesetzlich geschützt und man muss jederzeit damit rechnen, ihnen zu begegnen. Außerhalb von Siedlungen ist man dazu angehalten, ein Gewehr und eine Signalpistole zu tragen. Erst im August dieses Jahres hat sich eine Eisbärenmutter mit ihren zwei Jungtieren in der Nähe von Longyearbyen aufgehalten. Gewehr und Signalpistole können in Longyearbyen bei Vorlage eines Waffenscheins oder einer Erlaubnis der Gouverneurin von Svalbard geliehen werden. Wer sich nicht wohl dabei fühlt, alleine auf Touren zu gehen, kann bei den doch zahlreichen Anbietern viele verschiedene Aktivitäten buchen, um die Insel zu erkunden. Auch wer sich mit dem Zelt auf den Weg macht, muss daran denken, dass auch nachts Eisbärwache gehalten werden muss. Je größer die Gruppe, desto mehr Schlaf bekommt man. Zusätzlichen Schutz bieten Elektrozäune.
- Anreise und Transport: Anreisen kann man seit 1975 ganz bequem per Linienflug. Norwegian Airlines und SAS bieten Flüge von Tromsø und Oslo an. Vom Flughafen gibt einen Bustransfer nach Longyearbyen. Wer nicht mit dem Bus fahren möchte, kann ein Taxi rufen. In Svalbard gibt es nur ca. 40 Kilometer Straße und drei Siedlungen (Longyearbyen, Barentsburg und Ny-Ålesund), die nicht durch Straßen verbunden sind. In die russische Siedlung Barentsburg kommt man entweder mit dem Schiff, im Winter mit dem Schneemobil oder man nimmt einen wunderschönen zweitägigen Marsch auf sich. Zur Forscherstation Ny-Ålesund kommt man mit dem Boot (beispielsweise mit dem Tour Anbieter Better Moments) oder per Flugzeug. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht. In der Stadt erreicht man aber alles bequem zu Fuß – im Sommer kann man bei der Touristeninformation kostenlos Fahrräder ausleihen, um Longyearbyen zu erkunden. Im Winter eignen sich Schneemobile, die man ganz einfach im Dorf leihen kann, am besten, um auf Tour zu gehen. Man kann Fat-Bike Touren und Quad-Touren bei verschiedenen Anbietern buchen. Sobald der Schnee weg ist, darf man mit keinem Vehikel mehr auf die Tundra, sprich es bleibt Wandern oder Bootfahren bzw. Kajaken, um Spitzbergen zu erkunden.
- Reiseplanung: Wer eine Reise nach Svalbard plant, sollte sich rechtzeitig um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern, da es je nach Jahreszeit zu Engpässen bei der Bettenwahl kommen kann. Es gibt mehrere Hotels und Gästezimmer, die alle kein Schnäppchen darstellen, was angesichts der Abgeschiedenheit verständlich ist. Zusätzlich gibt es ein bisschen außerhalb von Longyearbyen den nördlichsten Zeltplatz der Welt. Nichts für jedermann, aber definitiv etwas für Abenteuersuchende und eine günstige, wenn auch kältere Alternative zum teuren Hotel. Tagesausflüge mit dem Boot oder auch Schneemobiltouren oder Hundeschlittenfahren lassen sich bequem über das Internet oder auch vor Ort im Touristenbüro buchen.
- Ausrüstung: Spitzbergen gehört zur Arktis und hat dementsprechend niedrige Temperaturen zu bieten. Wer eine Reise in den Hohen Norden plant, sollte immer auf kalte Temperaturen eingestellt sein. Im Winter sind lange, eisige Nächte mit Schneestürmen Gang und Gebe. Wer keine geeignete Ausrüstung hat, bringt sich schnell in Gefahr, da man innerhalb von Sekunden Erfrierungen bekommen kann. Gerade die Finger sind beim Fotografieren sehr anfällig und sehr gute Handschuhe daher ein Muss. Auch dicke und warme Stiefel sind im Winter ein absolutes Must-Have. Mehrere Lagen Jacken und Wollunterwäsche helfen dabei, in der Kälte nicht zu sehr auszukühlen. In Longyearbyen gibt es diverse gut sortierte Outdoorläden. Jedoch empfiehlt es sich immer, schon gut ausgerüstet anzukommen. Im Sommer steigen die Temperaturen zwar über 0°C, jedoch bläst oft ein kalter Wind, sodass auch da Wollpullover und winddichte Kleidung gefragt sind.
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