Inhalt
- Karabiner: Die mit dem breiten Bogen
- Bandfalldämpfer: Schrumpfkur mit Effekt
- Geht mit, denkt mit, dreht mit.Swivel-Funktion – die (fast) perfekte Entwirrung
- Elastische Arme mit Spielraum
- Petzl Corax – der Gurt fürs Grobe und Feine
- Petzl Boreo – Hart im Nehmen, leicht auf dem Kopf
- Fazit: Drei Produkte – eine starke Seilschaft
„Wie, das war’s schon?“ – war mein erster Gedanke, als ich das Scorpio Eashook SW Klettersteigset von Petzl für den Test aus dem Rucksack zog. Und nein, ich spreche hier nicht von einem müden Klettersteig, sondern von einem Set, das überraschend leicht, kompakt – und trotzdem kompromisslos solide wirkt. Gemeinsam mit dem Petzl Corax Gurt und dem Petzl Boreo Helm durfte das Set bei einem ausgiebigen Klettersteigtest zeigen, ob es mehr kann, als nur gut auszusehen
Das neue Scorpio Eashook SW bringt alles mit, was ich mir von einem modernen Klettersteigset wünsche:
- Gewicht: ~460 g
- Eashook Karabiner: groß, griffig, auch mit Handschuhen einfach zu clippen
- Kompakter Bandfalldämpfer
- Elastische Lastarme mit Swivel-Drehgelenk
- Integrierte Rastschlinge mit separatem Karabinerschlaufe
Karabiner: Die mit dem breiten Bogen
Die Eashook Karabiner gehören für mich zu den angenehmsten am Markt: große Öffnung, sauber verriegelnd und auch mit Handschuhen gut zu bedienen. Selbst bei dicken Drahtseilen oder an der Stahlklammer ist das Ein- und Ausclippen kein Gefummel, sondern ein Klick und weiter geht’s. Gerade bei anspruchsvollen Passagen mit häufiger Clip-Frequenz ein echtes Plus.

Julian Feige
Das Besondere am Eashook Karabiner: clippt schnell und verschließt sicher.

Julian Feige
Kein Hängenbleiben, kein Nachjustieren – der Dämpfer macht seinen Job unauffällig.
Bandfalldämpfer: Schrumpfkur mit Effekt
Im Vergleich zur Vorgängerversion des Klettersteigsets fällt der neue Bandfalldämpfer deutlich kleiner aus – was ich sofort beim Ein- und Ausbinden bemerkt habe.
Das nervige „Dämpfer-Gefummel“ am Gurt? Geschichte.
Der Reißverschluss zur Öffnung des Dämpfers wurde komplett weggelassen. Was bleibt ist die gewohnte Befestigung am Gurt per Sackstich an der Anseilschlaufe – sicher, simpel und super leicht.
Geht mit, denkt mit, dreht mit.
Swivel-Funktion – die (fast) perfekte Entwirrung
Was auf den ersten Blick wie ein kleines Extra wirkt, ist auf längeren Touren Gold wert: Das Swivel-Drehgelenk zwischen Dämpfer und Lastarmen sorgt dafür, dass sich die Arme weniger verdrehen. In der Praxis funktioniert das – je nach Zugrichtung – mal besser, mal weniger selbstständig, aber es reduziert die Knotenbildung spürbar. Und bei Klettersteigen mit vielen Wechseln am Seil ist das eine echte Erleichterung.

Julian Feige
Bleibt locker, wenn sich das Seil dreht – das Swivel-Gelenk reduziert Knoten im Vorstieg.

Julian Feige
Bei Gegenverkehr oder Stau im Steig sorgt die Rastfunktion für entspannte Sicherheit.
Elastische Arme mit Spielraum
Die dehnbaren Lastarme bieten viel Bewegungsfreiheit, selbst wenn das Drahtseil mal etwas weiter entfernt verläuft. Sie ziehen sich zuverlässig zurück und stören weder beim Gehen noch beim Clippen. Besonders praktisch: Oberhalb der Swivel-Einheit befindet sich eine Schlaufe, um einen Karabiner zum Rasten einzuhängen, ohne die elastischen Arme zu belasten. So ist eine Rastschlinge jederzeit schnell zur Hand. Sehr durchdacht!
Ob in steilen Passagen, bei Gegenverkehr oder einfach zum Durchschnaufen – diese Lösung sorgt für echte Entlastung unterwegs.
In die Schlaufe muss noch ein Normalkarabiner eingehängt werden, der nicht im Lieferumfang enthalten ist. Dafür bietet sich der leichte Spirit Straight Karabiner von Petzl an, der auch zwischen den Ruhephasen nicht im Weg umgeht. Aber Obacht: Wer einen Schnapper zum Faulenzen einsetzt darf nicht vergessen, immer auch mindestens einen der verschließenden Eashook Karabiner am Stahlseil zu lassen!
Petzl Corax – der Gurt fürs Grobe und Feine
Der Petzl Corax ist seit Jahren ein Klassiker – und das zurecht. Beim Test überzeugte er mich durch:
- Hohe Verstellbarkeit an Hüfte und Beinschlaufen (ideal bei wechselnden Kleidungsschichten)
- Breite Polsterung mit gutem Druckverteilungsverhalten
- Vier robuste Materialschlaufen plus Chalkschlaufe für alle Extras
- Einfache Bedienung der Schnallen – auch mit Handschuhen
Manche Ausrüstungsstücke gehören einfach zur Grundausstattung – so auch der Petzl Corax. Beim Klettersteigtest zeigte er sich erneut als verlässlicher Allrounder: nicht spektakulär, aber äußerst solide.

Julian Feige
Der Corax sitzt bequem, lässt sich präzise anpassen und bleibt auch nach Stunden komfortabel.
Was ihn auszeichnet, ist die präzise Anpassbarkeit. Hüftgurt und Beinschlaufen lassen sich unabhängig voneinander einstellen, so ist der Sicherungsring immer zentriert. Alle Schnallen laufen sauber – kein Einschneiden, kein Verrutschen, selbst nach Stunden im Einsatz. Die Polsterung bietet Komfort beim Sichern und Tragen von Material, ohne aufzutragen. Vier Materialschlaufen (zwei steif, zwei flexibel) bieten ausreichend Platz für Expressen, Karabiner & Co.
Der Corax ist kein ultraleichtes Performance-Modell, dafür aber robust, vielseitig und ideal für Halle, Klettersteig oder Hochtour – auch für Einsteiger eine klare Empfehlung.
Petzl Boreo – Hart im Nehmen, leicht auf dem Kopf
Der Petzl Boreo (bzw. die Damenversion Borea) kommt als klassischer Hartschalenhelm daher – und das meine ich im besten Sinne. Robust, alltagstauglich, langlebig. Was mir besonders aufgefallen ist:
- Top & Side Protection: Rundumschutz – auch bei Überhängen oder Rückwärtsrutschern.
- Stoß- & kratzfeste Außenschale aus ABS
- Gute Belüftung bei schweißtreibenden Zustiegen
- Sitzkomfort: Durch die Hybrid-Konstruktion aus EPP- und EPS-Schaum drückt nichts, auch nicht nach Stunden.
Mit rund 330 g (Größe M/L) ist der Boreo kein Leichtgewicht à la Sirocco – aber dafür deutlich robuster. Er steckt Transport, kleinere Stöße und das typische Klettersteig-Gekraxel ohne Murren weg. Auch das Stirnlampen-Setup ist solide gelöst – somit eignet sich dieser ebenfalls für alle, die mal eine Sonnenaufgangstour planen oder sich beim letzten Drahtseil im Halbdunkel erwischen.

Julian Feige
Robuste Außenschale und guter Sitzkomfort machen den Helm zum verlässlichen Begleiter.
Fazit: Drei Produkte – eine starke Seilschaft
Das Petzl Scorpio Eashook mit Swivel ist ein modernes Klettersteigset, das durchdacht und einsatzbereit für anspruchsvolle Touren ist. Die Kombination aus robusten Karabinern, einem angenehm kleinen Dämpfer und cleverer Entwirr-Funktion überzeugt mich auf ganzer Linie. Mit dem Corax-Gurt und dem Boreo-Helm als Partner ergibt sich ein Setup, das sowohl Einsteiger als auch ambitionierte Klettersteiggeher glücklich machen dürfte.
Ideal für dich, wenn…
- du gerne robuste, gut bedienbare Ausrüstung nutzt
- du dein Set regelmäßig bei längeren Touren einsetzt
- dir ein bisschen Ordnung (Stichwort: Swivel) wichtig ist
Weniger geeignet für…
- ultraminimalistische Alpinisten, die auf jedes Gramm schauen
- Athleten mit geringem Packmaß

Julian Feige
Dank cleverem Swivel gibt es weniger Stress am Seil und mehr Freude am Gipfel.
Für mich persönlich ist das Set ein Volltreffer – sicher, komfortabel und einfach angenehm im Handling. So macht Klettersteiggehen Spaß. Und das ist am Ende ja das Wichtigste, oder?