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Aus recycelten Materialien

Der Osprey Archeon 70 l Rucksack im Test

6 Minuten Lesezeit
Mit dem Archeon liefert der amerikanische Hersteller Osprey einen nachhaltig produzierten Trekkingrucksack. Unser Bergzeit Autor Alex hat die 70 Liter Variante für uns draußen ausprobiert und fasst in seinem Testbericht zusammen, ob der PFC-freie und aus recycelten Materialen hergestellte Rucksack hält, was er verspricht.

Wir waren vier Wochen mit voller Trekkingausstattung inklusive Gleitschirm in Südamerika unterwegs und haben bestätigt, was wir vorab schon vermuteten: Rucksäcke in ultraleicht Ausführung (800 g, kein Tragesystem) eignen sich alles andere als dafür. Nachdem wir uns dann solidarisch beim Tragen des «schlechten» und «guten» Rucksacks abwechselten, war ich umso gespannter bestätigen zu können, wie viel Komfort mit einem ordentlichen Trekkingrucksack von Osprey auf Tour möglich ist!

Rucksack im Test
Der Archeon Trekkingrucksack gehört zu der neuen Produktpalette des amerikanischen Herstellers Osprey. | Foto: Alex Wöckner

Material & Haltbarkeit

Der Archeon Trekkingrucksack gehört zu der neuen Produktpalette des amerikanischen Herstellers Osprey, der bald ein halbes Jahrhundert Rucksäcke produziert, und ist vollständig aus recycelten Materialien hergestellt. Die beiden Produktlinien Arcane und Archeon sollen als Gesicht für die neue Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiative von Osprey fungieren.

Insbesondere mit Fokus auf die Umwelt wurde bei der DWR-Imprägnierung (durable water repellant) auf PFC verzichtet. Diese Perfluorkohlenwasserstoffe finden sich auf Grund Ihrer nützlichen Eigenschaften (u.a. wasser- und fettabweisend; Atmungsaktivität) nahezu überall. Je nach PFC-Derivat ist die Gesundheits- und Umweltschädlichkeit nicht zu vernachlässigen, wobei ein weitaus größeres Problem die schlechte Abbaubarkeit der perfluorierten Stoffe ist.

Bergauf mit dem Archeon 70 L
Insbesondere mit Fokus auf die Umwelt wurde bei der DWR-Imprägnierung (durable water repellant) auf PFC verzichtet. | Foto: Alex Wöckner

Der erste Eindruck vom Heavy-Duty-Material ist sehr gut und das verwendete Material macht einen sehr robusten Eindruck. Dabei handelt es sich um Nylon Canvas, das sich anfühlt wie dicke Baumwolle und nach meinem Einschätzungsvermögen Körperkontakt mit Steinen, Bäumen oder kleinen bis mittleren Bären anstandslos aushalten kann. Ich bin vor allem von den Verschlüssen begeistert, da es keine Plastikschnallen (bis auf den Hüftgurt), sondern strapazierfähige Metallhaken sind. Da kann man im Dunkeln schon mal draufsteigen ohne, dass man ein unerfreuliches Knirschen brechenden Plastiks vernehmen muss. Ansonsten kommt der Rucksack mit der Osprey All-mighty-Garantie einher. Hierbei bietet Osprey die Reparatur von Teilen wie Verschlüssen an und falls man es schafft den Rucksack bis zur Unbrauchbarkeit zu benützen, soll es sogar Ersatz geben…Eine Produktregistrierung lohnt sich an dieser Stelle vermutlich.

Tragesystem & Komfort

Der Rucksack liegt beim Tragen eng an und das Rückenteil nennt sich AirScape, das sich vor allem durch das dicke Polster auszeichnet und individuell auf die Rückenlänge verstellbar ist. Ein atmungsaktives Mesh sorgt für Luftzirkulation und man spürt die Unordnung im Rucksack nicht in den Rippen. Mit Atmungsaktivität und Luftzirkulation wird eigentlich seitens aller Hersteller geworben, beim Tragen eines Rucksacks bei sommerlichen Temperaturen habe ich jedoch noch nie nicht am Rücken geschwitzt. Demnach kann man hier nur vielleicht sagen, es könnte schlimmer sein und wer trocken bleibt, geht wohl bergab! Das Tragesystem ist jedoch generell darauf ausgelegt eng am Rücken anzuliegen, was meines Erachtens sehr komfortabel ist, jedoch nicht unbedingt zur Belüftung beiträgt. Wichtiger als Schweiß am Rücken ist jedoch wohl der Komfort des Hüftgurts, denn bei voller Beladung kann es schon mal blaue Flecken und Abschürfungen geben. Die Polsterung ist gut, aber im Vergleich zu anderen Trekking-Modellen auf dem Markt ausbaufähig. Bei einer schmalen Hüfte und in Sommerklamotten umschließen die Polster das Becken und sorgen für Tragekomfort, jedoch kann ich mir vorstellen, dass in Wintermontur oder bei größeren Personen der Komfort abnehmen könnte.

Tragekomfort Archeon
Bei einer schmalen Hüfte und in Sommerklamotten umschließen die Polster das Becken und sorgen für Tragekomfort, jedoch kann sich Alex vorstellen, dass in Wintermontur oder bei größeren Personen der Komfort abnehmen könnte. | Foto: Alex Wöckner

Packen & Verstauen

Neben internem Trinkblasenfach, sowie Schlüsselclip im Deckelfach oder Meshfächern an den Seiten, bietet der Archeon vielseitige Möglichkeiten sein Geraffel zu verstauen. Die Hauptkammer nimmt ca. 2/3 des Gesamtvolumens ein und kann durch zwei Reißverschlüsse fast über die gesamte Breite geöffnet werden. Der Inhalt wird nochmal durch einen zusätzlichen Gurt fixiert, während das Hauptfach oben durch eine Kordel zusammengezogen wird. Der Deckel der Hauptkammer hat nochmal eine mittels Reißverschluss verschließbare Kammer. Am Rücken ist Platz genug für eine Trinkblase oder andere flache Gegenstände, die man vom Hauptdach separieren will. Die Deckeltasche kann je nach genutztem Volumen justiert werden und bietet nochmal innen und außen einiges an Stauraum. Die Hüftgurte haben auch noch zwei kleine Reißverschlusstaschen, die jedoch entsprechend der Polstergröße klein ausfallen. Ein handelsübliches Handy passt hier nur mit viel Mühe rein. Die seitlichen elastischen Meshfächer am Rucksack können sowohl von oben als auch unten beladen werden, was Fluch und Segen zugleich ist. Einerseits kommt man mit dem Rucksack am Rücken selbst schnell an die Flasche, aber sollte aufpassen ansonsten nichts darin zu verstauen, da es sich auch unbemerkt verabschieden könnte.

Größe & Ausstattung

Die Männervariante des Archeon fasst in Größe S-M 68 l und in der L-XL-Variante 70 l. Es gibt auch Varianten für Frauen, die etwas kleiner sind (minus 5l). Das Volumen reicht völlig aus, um für Mehrtagestouren alles zu verstauen. Das Eigengewicht des Rucksacks macht ihn mit knapp 2.7 kg nicht zum Leichtgewicht seines Segments. Am Rucksack finden sich außen vorgesehene Schlaufen zum Fixieren von Wanderstöcken oder Eisgeräten. Zudem gibt es mehrere Kompressionsriemen, die es ermöglichen alles kompakt in allen Raumachsen zu verzurren. Eine Regenhülle ist wie erwartet mit dabei und im Rucksackboden verstaut. Ansonsten empfiehlt es sich immer einen extra Karabiner und ein wenig Schnur dabei zu haben, so kann man mit ausreichend Kreativität weiteren Außenstaumraum schaffen.

Fazit

Beim Osprey Archeon kann man in Bezug auf seine Verarbeitung, die Materialwahl sowie die praktisch durchdachte Fachverteilung nichts beanstanden. Das zurückhaltende Design ist oldschool-cool und macht einen hochwertigen Eindruck. Vor allem sind die Metallverschlüsse, die man eher aus dem Bereich Klettern kennt, ein großes Plus. Die einzige subjektiven Kehrseite sehe ich im Eigengewicht des Archeon, das schon ein klein wenig leichter hätte sein dürfen. Das Gesamtkonzept überzeugt dennoch und ist für alle Abenteurer mit viel Gepäckbedarf auf strapaziösen Touren bestens geeignet!

Der Osprey Trekkingrucksack  hat Dein Interesse geweckt? Hier geht’s zum Archeon 70L!

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