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Fullface-Helm mit abnehmbarem Kinnbügel

Der Arbitrator MIPS von Sweet Protection im Test

6 Minuten Lesezeit
Entwickelt für Enduro-Rennen oder lange Touren im rauen Gelände: Sweet Protection stellt mit dem Arbitrator MIPS einen Helm vor, der das alles können soll. Und dazu noch stylische Halbschale und vollfunktionsfähiger Fullface-Helm ist. Bergzeit Autorin Lisa hat den Fahrradhelm mit zum Test nach Finale Ligure genommen.

Grundsätzlich mag ich die Idee von einem Fullface-Helm mit abnehmbaren Kinnbügel. Praktischer geht es wohl kaum. Zwei Helme in einem. Eine Halbschale für den Aufstieg oder Passagen, die weniger ruppig sind und für die Abfahrt einen Kinnbügel, der für zusätzlichen Schutz sorgt. Doch die Realität sah dann doch immer nicht ganz so einleuchtend aus: schöne Halbschale mit sehr unförmigem Kinnbügel. Oder schick als Fullface-Helm, aber ohne Kinnbügel mit überdimensionierten Proportionen. Ich habe mir schon ein paar dieser Helme angeschaut, habe auch ein paar ausprobiert und war nie wirklich zufrieden. Abstriche musste man bzw. ich immer machen. Vollwertiger Fullface in Kombination mit vollwertiger Halbschale gab es nie. Es sah immer alles irgendwie nach nichts Halbem und nichts Ganzem aus. Selbst die Verschlussmechanismen machten einem eher Angst statt Zuversicht zu spenden. Und das bei einem Bikehelm, der eigentlich vor allem Sicherheit ausstrahlen sollte. Bis dann Sweet Protection den Arbitrator MIPS vorstellte. Ein Helm, der aussah wie ein Fullface und zugleich wie eine gewöhnliche, nun ja, gut aussehende Halbschale. Als wir ihn zum Testen angeboten bekommen haben, musste ich also zusagen.

Der Arbitrator MIPS im Detail

Die Norweger von Sweet Protection versprechen mit dem Helm so einiges: Laut Pressemitteilung ist er der sicherste Helm, den Sweet Protection bisher entwickelt hat. Das liegt vor allem daran, dass er drei Zertifizierungen erfüllt, darunter die Norm für Fullface-Helme. „Unsere Zielsetzung lag von Anfang an darin, einen Integral- und Trailhelm mit möglichst wenig Kompromissen zu entwickeln. Wir beschlossen auch, dass der Helm in beiden Modi sowohl die EN 1078, CPSC 1203 als auch die ASTM-Abfahrtsnorm erfüllen muss. Gleichzeitig sollte der Arbitrator leicht und gut belüftet sein, also ideal für Enduro-Rennen“, erklärt Ståle Møller, Design- und Entwicklungsleiter von Sweet Protection. Das will Sweet Protection mit einem eigens entwickelten Gerüst aus Zytel und Carbon erreichen.

Sweet Protection Arbitrator Mips im Inneren des Helms
Das MIPS-System im Inneren des Helm erkennt man gut an der gelben Färbung. Es soll beim Aufprall die Rotationsenergien auf das Gehirn verringern. | Foto: Lisa Amenda

Zudem ist der Helm mit dem MIPS-System ausgestattet, das bei einem Aufprall die Rotationsenergien, die auf das Gehirn wirken, verringern soll. Der Arbitrator ist in zwei Größen erhältlich, S/M und M/L, und lässt sich über ein Drehrad am Hinterkopf in der Größe anpassen. Laut Hersteller bringt der Helm in Größe M/L 980 Gramm auf die Waage.

Der Arbitrator MIPS auf dem Trail

Ich habe den Helm kurz vor Weihnachten bekommen und war über Silvester für eine Woche in Finale Ligure zum Mountainbiken. Normalerweise fahre ich mit einem Giro Montara MIPS und bin voll zufrieden mit diesem Helm. Mit Fullface-Helm bin ich bisher nur in Bikeparks wie Whistler oder Livigno unterwegs gewesen. Ansonsten fahre ich vor allem Trails, zu denen ich aus eigener Kraft trete. Da lohnt sich für mich kein reiner Fullface und ich bin auch immer noch der Meinung, dass der Fullface-Helm in Regionen, wo Wanderer und Mountainbiker die Wege teilen, sehr abschreckend auf Wanderer wirken kann. Deswegen setze ich dort auf eine Halbschale. Da in Finale Ligure die Trails aber vor allem für Mountainbiker sind und hier viele Mountainbiker mit Integralhelm unterwegs sind, ist es die ideale Region, um auch auf einen Fullface zu setzen.

Sweet Protection Arbitrator Mips in Finale Ligure beim Test
Auf den Trails von Finale Ligure ist der Arbitrator MIPS zuhause. | Foto: Lisa Amenda

Als ich den Arbitrator MIPS zum ersten Mal aus der Verpackung nehme, bin ich doch ein bisschen beeindruckt. Auf den ersten Blick sieht man hier nichts von den zwei Helmen. Die Halbschale sitzt vollständig in einer Fassung. Der Kinnbügel wird also nicht, wie beispielsweise bei dem Uvex Jakkyl hde eingehängt, sonder die Halbschale versinkt vollständig darin. Auch das Verschlusssystem ist deutlich wertiger und vor allem stabiler als bei den Konkurrenten. Nimmt man die Kinnschale – Kinnbügel wäre hier wohl untertrieben – ab, kommt eine vollwertige Enduro-Halbschale zum Vorschein. Selbst die Verschlussmechanismen der beiden Helme sind unterschiedlich und jetzt verstehe ich auch, warum der Arbitrator als Fullface-Helm zertifiziert ist.

Für meine Touren setze ich zum Aufstieg die Halbschale auf und befestige den Kinnbügel an meinem Rucksack. Dieser ist angenehm leicht und ich spüre ihn kaum. Dafür bringt die Halbschale deutlich mehr Gewicht als mein Giro Helm mit. Laut meiner Küchenwaage sind das beim Arbitrator 539 Gramm und bei meinem Giro 375 Gramm. Obwohl ich keine Gewichtsfetischistin bin, fallen mir diese 164 Gramm auf dem Kopf tatsächlich auf. Er ist auch schwerer als mein alter Uvex Fullface-Helm. Dieser wiegt 940 Gramm, während der Arbitrator in Größe M/L 976 Gramm mitbringt. Im Vergleich zu meinem alten schlägt der Sweet Protection den Uvex aber um Längen in Punkto Style. Sweet eben.

Sweet Protection Arbitrator Mips Belüftung Fullface
Der Arbitrator MIPS von Sweet Protection überzeugt Lisa vor allem mit der guten Belüftung durch die zahlreichen Belüftungsöffnungen. | Foto: Lisa Amenda

Bei meiner Tour oben angekommen, baue ich den Kinnbügel an. Am Anfang ist der Verschlussmechanismus noch eine kleine Fummelei, mit jeder Fahrt läuft es aber umso besser und es geht super schnell von der Hand. Hab ich den Helm bei der Auffahrt nur ein bisschen an seinem Mehrgewicht gespürt, fällt er mir als Fullface bei der Abfahrt kaum auf. Er ist angenehm belüftet und ich habe nicht das Gefühl, dass ich keine Luft mehr bekomme. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten fühlt er sich auch auf dem Trail an wie ein richtiger Integralhelm. Ich bin zwar nicht gestürzt, habe aber definitiv den Glauben an den Helm, dass er aufgrund seiner Konstruktion auch beim Aufprall wie ein Fullface agieren wird. Von seinen Konkurrenten hat man ja tatsächlich schon gehört, dass Kinnbügel beim Sturz abbrechen oder ähnliches. Auch die Goggle wird beim Arbitrator gut belüftet und ich muss nicht mit beschlagenen Scheiben kämpfen. Auch als Halbschale schlägt sich der Helm gut in der Abfahrt. Ein bisschen spüre ich zwar die zusätzlichen Gramm auf dem Kopf, er sitzt aber sehr komfortabel, engt die Sicht – trotz größerem Visier – nicht ein und bleibt genau dort, wo er sein soll.

Sweet Protection Arbitrator Mips als Halbschale von der Seite
Einzig das etwas größere Visier erinnert daran, dass der Arbitrator MIPS auch ein Fullface sein kann. | Foto: Lisa Amenda

Mein Testfazit

Alles in allem ist der Arbitrator MIPS von Sweet Protection genau der Helm, den so viele Mountainbiker suchen. Ich finde ihn unglaublich angenehm zu tragen und man merkt ihn bei Auf- und Abfahrt kaum auf dem Kopf. Er ist angenehm belüftet und strahlt mit jeder Pore Sicherheit und Style aus. Wenn man den Helm als Halbschale trägt, ist das Visier ein bisschen groß, aber dafür sieht er als Fullface-Helm umso besser aus. Ein kleines Manko ist außerdem das Gewicht. Aber wer nicht kompletter Gewichtsfetischist ist und sowieso ein Enduro-Bike, Protektoren, Brotzeit etc. mit sich rumfährt, dem sollte es auf ein paar Gramm bei einem sonst wirklich coolen Helm auch nicht ankommen. Sweet Protection ist es mit dem Arbitrator MIPS endlich gelungen diese sagenumwobene eierlegende Wollmilchsau aus Halbschale und Fullface-Helm zu kreieren und die Konkurrenz hinter sich zu lassen.

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