Das Multitalent auf Ski
Florian Fischl: Eric, Du bist ein Multitalent der Skiszene. Aus welcher Perspektive betrachtest Du einen Ski und welcher Aspekt interessiert Dich am allermeisten?
Eric Pollard: Ich liebe alle meine Rollen. Skifahren ist eine meiner Leidenschaften. So weit ich mich zurückerinnern kann, hat das Skifahren mir immer die Möglichkeit gegeben mich auszudrücken – mit Turns, Drops usw. Das Filmen ist auf eine andere Weise besonders für mich – ich liebe die Herausforderung, den richtigen Blickwinkel einzufangen. All die Faktoren, die beim perfekten Foto eine Rolle spielen – die Bildfrequenz, die Verschlusszeit usw. Das alles fasziniert mich. Ich hab mit 17 Jahren eine 16-Millimeter-Kamera gekauft und davor war ich andauernd beim Filmen mit meinen Kumpels unterwegs. Ich filme, seit ich auf Skiern stehe. Grafikdesign und malen sind weitere Kanäle, die mir erlauben mich auszudrücken. Eine Vision zu haben, sie auf Papier zu bringen und zum Leben zu erwecken – das ist das Größte für mich.
Das verlangt von Dir eine permanente Umstellung. Hast Du beim Skifahren Ideen für Designs, oder wie schaffst Du es diese Balance auf so einem hohen Niveau zu halten?
Eric Pollard: Das ist das Tolle daran. Ich skizziere, filme, geh surfen, skifahren und snowboarden, schieße Bilder, editiere, male Designs usw. – und zwar das ganze Jahr über. Die Disziplinen beeinflussen sich gegenseitig.
Welche Erfahrung hat Dir als Skifahrer und als Regisseur den Durchbruch beschert?
Eric Pollard: Als Skifahrer, einfach nur so zu fahren wie ich mag und als Regisseur, den Moment so einzufangen, dass die Aufnahme das Skifahren weiterentwickelt hat.
Skifilme haben in den letzten Jahren eine enorme Entwicklung hinter sich. Film-Crews bringen Umweltthemen, Premium-Content und progressive Filmtechniken auf die Leinwand, anstatt „nur“ Freeskiing der Weltelite zu zeigen. Was wollen die Leute sehen?
Eric Pollard: Das weiß ich nicht. Es wird immer Platz geben für das progressivste Skifahren gepaart mit der fortschrittlichsten Filmtechnologie. Darauf basiert normalerweise die Skifilm-Szene. Allerdings wollen sich die Leute auch mit der Vision des Films identifizieren und weil sich das Skifahren so stark verändert, passen sich auch die Filme an. Nimbus, meine Skifilm-Firma, versucht jedes Jahr was Neues. Wir binden uns nicht an ein spezielles Format. Wir schießen verschieden Styles und ändern diese jedes Jahr.
Eric Pollard und Line Ski
Du fährst seitdem Du ein Teenager bist für Line. Was macht die Firma Line einzigartig für Dich und warum fühlst Du Dich so pudelwohl auf Line Ski?
Eric Pollard: Als ich zu Line gekommen bin, war ich mehr oder weniger ein Einzelgänger. Ich bin ohne Skistecken gefahren und konnte mich nicht identifizieren mit der Richtung in der sich das Skifahren damals entwickelt hat. Ich hab einfach mein eigenes Ding gemacht und das fand ich gut. Line hat mich ins Team geholt und mir die Möglichkeit gegeben, meine verrückten Ideen einzubringen. Als ich sie 2002 gefragt hab, ob sie Lust hätten ein Ski mit 130 Millimeter Breite zu bauen, haben sie, ohne mit der Wimper zu zucken, sofort zugestimmt. Line hat mir mit vielen Ressourcen ermöglicht, über den Tellerrand zu schauen und progressive Ideen zu entwickeln.
Bauweise und Design spielen eine immer größere Rolle für die Vermarktung von Ski-Brands. Woher kommt das und wo geht die Reise hin?
Eric Pollard: Die Antwort darauf kenn ich nicht. Es freut mich sehr, dass einige Brands mittlerweile auf Skifahrer hören und eng mit ihnen zusammenarbeiten um Ski zu bauen, die den Sport weiterbringen. Skibreite, Wölbung, Tip- und Tail-Formen, Flexmuster usw. – in diesen Bereichen hat sich in den letzten 10+ Jahren viel getan. Ich arbeite ständig daran, die besten Line Ski aller Zeiten zu bauen. Das ist eine permanente Weiterentwicklung.
Der Kleidung, dem Musikgeschmack und den persönlichen Interessen kommt bei der Definition von Zielgruppen einer immer größeren Bedeutung zu. Glaubst Du, dass das auch auf dem Skimarkt eine wachsende Rolle einnimmt?
Eric Pollard: Wahrscheinlich ist es so. Skifahren ändert sich. Snowboarding kann man dagegen recht einfach klassifizieren: Big Mountain, Park, Urban etc. Diese Kategorien existieren zwar auch im Skifahren, aber es gibt so viele andere Arten, die diese ergänzen. Skier werden immer spezieller und die Fahrstile immer gegensätzlicher. Der Typ der mit seiner Familie auf der Piste cruisen mag, will kein Powderski oder 3-Lagen Gore-Tex Ausrüstung usw.. Man muss heute mit dem Produkt auf jeden einzelnen Skifahrer-Typ eingehen.
Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren auf die Skiindustrie zu und welche Chancen könnten sich daraus ergeben?
Eric Pollard: Außer der Erderwärmung? Die Skiindustrie leidet allgemein an Schneemangel. Persönlich, wünsche ich mir, dass sich mehr private Firmen im Skisport ansiedeln, um eine nachhaltige Geschäftsbranche zu etablieren – anstatt einer Branche, die nur bemüht ist Profit für ihre Teilhaber zu schaffen.
USA vs. Europa und Hike vs. Heli?
Obwohl die nordamerikanische Szene sicherlich Einfluss auf das Skifahren in Europa hat, gibt es überall in Europa pulsierende Ski-Communities. Welche Aspekte vermisst Du, wenn Du in Europa fährst und was würdest Du Dir wünschen wenn Du Zuhause unterwegs bist?
Eric Pollard: Das ist schwer in Worte zu fassen. Nordamerika ist riesig und es gibt nicht überall Berge. Wo wir Berge haben, reflektiert die dortige Szene das Ski-Gelände in dieser Gegend. Colorado ist anders als Kalifornien, beide sind wiederum anders als Vermont. In Europa ist Skifahren vielmehr verwurzelt in den einzelnen Kulturen. Es kommt im Fernsehen und ist allgemein mehr in den Köpfen der allgemeinen Öffentlichkeit. In den USA ist Skifahren dagegen eine Subkultur.
Letzte Frage: Trees oder offene Hänge? Nord- oder Süd-Hemisphäre? Hike oder Heli?
Eric Pollard: Bei perfekten Bedingungen: Offene Hänge, hiken auf der Nordhalbkugel.
Vielen Dank für das Interview!
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