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Viel Erfahrung, viel Sicherheit

Deuter OnTop ABS 30: ABS-Lawinenrucksack im Test

6 Minuten Lesezeit
Dem allgemeinen Aufrüsten der Rucksackhersteller kann sich auch Deuter nicht entziehen und bringt ab der Saison 2014/15 einen Lawinenrucksack auf den Markt. Totti Lingott hat den Deuter OnTop ABS 30 in den letzten Schneeresten des Frühjahrs 2014 getestet.
ABS inside: Deuter setzt bei der OnTop-Serie auf das Knowhow der Airbag-Spezialisten von ABS. | Foto: Totti Lingott
ABS inside: Deuter setzt bei der OnTop-Serie auf das Knowhow der Airbag-Spezialisten von ABS. | Foto: Totti Lingott

Deuter ist seit Jahrzehnten für seine qualitativ hochwertigen Rucksäcke bekannt. Einige Meilensteine der Rucksackherstellung haben die Gersthofener maßgeblich beeinflusst: Ende der Sechziger Jahre wurde zum ersten Mal ein Rucksack aus halt- und belastbarem Nylonmaterial vorgestellt. Immer wieder wurde am Tragesystem bzw. -komfort getüftelt, und der erste Mountainbikerucksack stammt auch aus dem Hause Deuter. Nun wird dieses Rucksack-Knowhow mit dem des renommierten Lawinenairbagherstellers ABS kombiniert. Heraus gekommen sind dabei vier Lawinenrucksäcke: Zwei für Damen (OnTop ABS 18 SL und 28 SL) und zwei Varianten für die männlichen Freerider (OnTop ABS 20 und 30). Im Folgenden der Testbericht zum Deuter OnTop ABS 30.

Funktionalität und Tragekomfort des OnTop ABS 30

Wie von Deuter gewohnt, ist auch der OnTop ABS 30 sehr robust und gut verarbeitet. Das Hauptfach des Lawinenrucksacks kann an den Seiten und oben komplett geöffnet und zum Be- und Entladen nach unten umgeklappt werden. Im Hauptfach befindet sich die Auslöseeinheit (die beiden Twinairbags an der Seite und die waagerecht liegenden Kartusche ganz oben) und es ist genug Platz für den Bedarf einer Tagesskitour oder einer spartanisch ausgelegten Mehrtagesskitour. Durch die Platzierung der Kartusche verteilt sich das Gewicht merklich nach oben. Am Deckel ist ein Netzfach angebracht, das für kleinere Utensilien wie Karten genutzt werden kann. Im Lawinenfach haben Schaufeln und Sonden der gängigen Größen Platz. Zusätzlich können Erste-Hilfe-Set und einiges an Kleinmaterial (Schlüssel, Brotzeit, usw.) untergebracht werden. Ein weiteres Kleinfach (zum Beispiel für die Skibrille) ist oben auf dem Rucksack angebracht, hat aber den Nachteil, dass es in das Hauptfach hineinragt und dadurch bei voller Beladung nur schwer zugänglich ist. An den beiden Hüftgurten ist jeweils eine kleine Tasche (ausreichend groß für Kleinbildkamera, Auslösegriff oder Müsliriegel) angebracht. Am Ansatz der Schulterriemen sind zwei überlappende Eingangslöcher für den Schlauch einer Trinkblase, die im Hauptfach an einer Schlaufe aufgehängt werden kann.

Bei den Befestigungsmöglichkeiten wurde an alles gedacht, was man als Freerider und Tourengeher brauchen könnte. Egal ob Skier (parallel oder diagonal), Snowboard oder Schneeschuhe, alles kann problemlos auf dem Deuter OnTop ABS 30 angebracht werden, wobei sich alle ungenutzten Riemen und Halterungen auch sauber verstauen lassen.  Bewusst wurde auf die seitliche Skihalterung verzichtet, da diese im Falle eines Falles die Auslösung der Airbags behindern würde. Dafür muss man zwar mit etwas mehr effektivem Gewicht auskommen (die schweren Skier werden weiter vom Körper entfernt angebracht), aber es besteht nicht die Gefahr im Aufstieg „aus Versehen“ die Airbagauslösung durch seitliches Anbringen zu beeinträchtigen. Die Rucksackoberseite und die Befestigungsbänder sind an den neuralgischen Stellen zum Schutz vor Skikanten verstärkt und machen einen sehr robusten Eindruck – bei unserem Kurzzeittest wurde keinerlei Verschleiß festgestellt und es ist auch bei längerem Einsatz nicht davon auszugehen. Zusätzlich gibt es robuste Halterungen für zwei Eispickel oder Stöcke.

Alpine Back System: Bekannt, bewährt, beliebt. Die Rucksack-Erfahrung von Deuter ist beim OnTop deutlich zu spüren.
Alpine Back System: Bekannt, bewährt, beliebt. Die Rucksack-Erfahrung von Deuter ist beim OnTop deutlich zu spüren.

Zum Tragekomfort muss bei einem Deuter-Rucksack eigentlich nicht viel gesagt werden! Die Erfahrung aus etlichen Rucksackproduktionsjahren zahlt sich beim OnTop ABS 30 voll und ganz aus. Das bewährte Alpine Back System  – unter anderem auch beim beliebten Deuter Guide zu finden – bietet auch auf schweißtreibenden Touren angenehme Belüftung am Rücken. Zwei Softstripe-Polster sorgen dabei für „eine Art Kamineffekt“, bei dem die Luft von unten nach oben über den Rücken gleitet. Gleichzeitig gewährleisten die Polster am Rücken, die beweglichen Hüftgurte und die Schultergurte ein sehr angenehmes Tragen und eine gleichmäßige Lastenverteilung, auch bei voller Beladung des Rucksacks. Sogar bei der großen Bewegung während Aufstieg bzw. Abfahrt wird viel Gewicht auf die Hüfte verlagert und das Tragen des OnTop ABS 30 bleibt auch bei langen Touren sehr angenehm.

Beim Airbag-System der OnTop-Serie setzt Deuter wie eingangs erwähnt auf das bewährte Knowhow von ABS: Integriert ist ein Twinbag-System, das im Ernstfall mit seinen zwei Luftkammern 170 Liter Volumen bietet. Der Auslösegriff ist auch beim Deuter OnTop ABS 30 vorne am Schulterriemen angebracht und lässt sich in der Höhe individuell anpassen. Eine Beinschlaufe und eine leichtgängige Metallschnalle am Bauchgurt halten den Lawinenrucksack sicher am Körper. 

Praxistest: 30 Liter Volumen schlucken eine Menge Ladung

Das Hauptfach des Deuter OnTop 30 lässt sich gänzlich öffnen. Die bei Deuter-Rucksäcken standardmässig eingedruckte Notfallkarte dient im Ernstfall als Gedächtnisstütze. | Foto: Deuter
Das Hauptfach des Deuter OnTop 30 lässt sich gänzlich öffnen. Die bei Deuter-Rucksäcken standardmäßig eingedruckte Notfallkarte dient im Ernstfall als Gedächtnisstütze. | Foto: Deuter

Das Beladen eines Rucksacks mit einem großen Fach gestaltet sich meist recht einfach: Rucksack auf, alles rein und wieder zu. Erst beim Suchen nach dem entsprechenden Gegenstand fällt manchem die Problematik auf. Dabei muss allerdings auch erwähnt werden, dass durch viele unterschiedliche Fächer oft nur der Platz begrenzt wird. Der Deuter OnTop ABS löst die Pack-Problematik über ein gänzlich aufklappbares Hauptfach, das einen Blick auf die komplette Ladung gewährt.

Im Lawinenfach finden Schaufeln und Sonden der gängigen Größen problemlos Platz. | Foto: Deuter
Im Lawinenfach finden Schaufeln und Sonden der gängigen Größen problemlos Platz. | Foto: Deuter

Im Gegensatz zu anderen Lawinenrucksackherstellern stimmt beim Deuter OnTop 30 ABS vom Gefühl her die Volumenangabe von 30 Litern, die Auslöseeinheit wird hier nicht ‚verrechnet‘. Für eine Zweitagestour mit Hüttenschlafsack, Snacks und einer kleinen Kamera hat das Platzangebot der getesteten 30-Liter-Variante locker gereicht. Da auf seitlich angebrachte Verschnürmöglichkeiten am Lawinenrucksack ebenfalls bewusst verzichtet wurde (siehe oben), lässt sich das Hauptfach des Deuter OnTop ABS 30 bei halber Beladung nicht grenzenlos verkleinern. Der Inhalt bleibt so recht lose unten im Fach liegen. Alle außen angebrachten Halterungen funktionieren wie gewünscht, ohne bei voller Beladung mit befestigten Skiern und Eispickeln das Auslösen oder die ABS-Einheit zu behindern. Nach den letzten Testtouren- und Freeridetagen der Skisaison 2014 sind noch keine Verschleißerscheinungen zu erkennen.

Test-Fazit zum Deuter OnTop ABS 30

Der Deuter OnTop 30 ABS lässt keine Wünsche offen. Wer geschickt packt, findet seinen Inhalt im großen Hauptfach sofort und kann auf die vollen 30 Liter Zuladung zurückgreifen. Beim Tragen und Benutzen des Lawinenrucksacks merkt man sofort, dass Deuter viele Jahre Erfahrung in der Produktion von Rucksäcken zu Gute stehen. Einzig das Brillenfach ist bei voller Beladung schlecht nutzbar und bei halber Beladung rutscht der Inhalt auf den Rucksackboden. Abschließendes Plus: Die sinnvolle Kurzbeschreibung des Airbagsystems ist in das Hauptfach eingedruckt und gut erkenntlich. Das sorgt dafür, dass man nochmals zum Check angehalten wird, ob alle Anwendungsschritte richtig ausgeführt wurden. Trotzdem hoffen wir, dass Ihr Euren Deuter OnTop Lawinenrucksack nie auslösen müsst, um ‚on top‘ der Lawine zu bleiben!

 

Anmerkung des Autors: Trotz der Sinnhaftigkeit der Zusatzausstattung Lawinenairbag ist darauf hinzuweisen, dass zuerst die Grundausstattung der Lawinensicherheit (LVS, Schaufel, Sonde) beherrscht werden sollte, bevor man über den Kauf eines Lawinenrucksackes nachdenkt. Außerdem sollte jedem Benutzer bewusst sein, dass durch den vermeintlich erweiterten Sicherheitsspielraum eines Lawinenrucksackes die Entscheidung über das Lawinenrisiko eines Einzelhanges beeinflusst werden kann.

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