• Seit 1999 online
  • Powered by 350 Bergsportler
  • Am Puls der Berge
Mit Gela auf Tour

Bergzeit Skitourencamp mit Gela Allmann: Ein Wochenende im Kühtai

7 Minuten Lesezeit
Gemeinsam mit Skibergsteigerin Gela Allmann auf Tour gehen? Das konnten acht Teilnehmer beim Bergzeit Skitourencamp im Kühtai. Was sie außer Gipfelpanorama und Spitzkehren-Training noch von dem Wochenende mitgenommen haben, liest Du hier.

Gleich am Anfang des neuen Jahres wurde ein ganz besonderes Highlight bei Bergzeit Erlebnis angeboten: Ein Skitourencamp mit Gela Allmann. Die ehemalige Profi-Berg- und Skitourenläuferin wurde insbesondere durch ihren Unfall im Jahre 2014 bekannt, bei dem sie auf Island 800 Meter in die Tiefe stürzte. Anschließend kämpfte sie sich zurück ins Leben und ist inzwischen vor allem als Motivationstrainerin aktiv. Den Bergsport betreibt sie seit ihrem Unfall fast ausschließlich hobbymäßig. Für Bergzeit hat sie sich trotzdem bereit erklärt, ein Wochenend-Skitourencamp zu begleiten.

So ging es dann vom 10. bis 12. Januar 2020 für insgesamt acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins schöne Kühtai, wo im Gegensatz zu vielen anderen Wintersportorten zu dieser Zeit bereits ausreichend Schnee lag. Mit einer Höhe von knapp über 2.000 Metern ist es allerdings auch eines der höchstgelegenen Skigebiete Österreichs – und trotzdem nur 45 Fahrminuten von Innsbruck entfernt. Der Skiort hat mit dem Nedertal im Westen und dem Sellraintal im Osten für jedes Level die passende Tour zu bieten – also genau richtig für das Camp mit Gela.

Ankunft und Kennenlernen

Unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte sollte dann also die Dortmunder Hütte sein. Die DAV-Hütte liegt am Ende von Kühtai und ist praktischerweise direkt mit dem Auto erreichbar. So trafen wir am Freitagabend alle nach und nach aus den verschiedensten Richtungen ein: Steffen hatte als Sachse die weiteste Anreise, Vera kam extra aus dem Bayerischen Wald, Veronique kam aus Augsburg angereist, Silvie und Lena aus München und Vron, Elisa und Kilian sind gemeinsam bei Bergzeit in Otterfing gestartet. Nicht zu vergessen natürlich Gela, die aus Fischbachau kam, sowie unser Bergführer Harry aus Mittenwald.

Kennenlernen mit Gela Allmann | Foto: Bergzeit Team
Kennenlernen mit Gela Allmann. | Foto: Bergzeit Team

Nachdem wir alle unsere Lager bezogen und sich jeder ein Bett gesichert hatte, haben wir uns zum gemeinsamen Abendessen im Speisesaal getroffen. Zwischen Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise hatten wir genügend Zeit, uns gegenseitig kennenzulernen. Jeder hat sich und seine bisherigen Skitourenerfahrungen kurz vorgestellt und seine Erwartungen an das Camp geäußert. Harry und Gela wurde dabei vor allem eins schnell klar: Das werden zwei spannende Tage! Denn vom blutigen Skitourenanfänger bis zum regelmäßig trainierenden Tourengeher war alles dabei. Gerade für Harry, einen ehemaligen Militärbergführer, eine nicht ganz einfache Herausforderung…

Im Anschluss an die kleine Kennenlernrunde haben uns Gela und Harry das Programm für unser gemeinsames Wochenende vorgestellt. Dabei haben sie auch schon die für den nächsten Tag bevorstehende Tour auf den Rietzer Grießkogel mit uns besprochen. Da wir im freien Gelände unterwegs sein würden, haben wir außerdem vorab die aktuelle Lawinenlage gecheckt. Die war allerdings aufgrund der nicht sehr großen Schneemengen mit Stufe 1 gekennzeichnet, also glücklicherweise als sehr gering einzustufen. Auch das Wetter war auf unserer Seite und versprach für die nächsten beiden Tage ausschließlich schönsten Sonnenschein und blauen Himmel.

Satt gegessen und voller Vorfreude ging es dann auch schon relativ früh ins Bett. Immerhin wollten wir ja ausgeschlafen für die Tour sein – und vor allem vor den potentiellen Schnarchern eingeschlafen sein…

Skitour zum Rietzer Grießkogel, 2.884 Meter

Das mit den Schnarchern hat leider nicht für uns alle so gut funktioniert und so mussten wir uns teilweise doch sehr aus dem Bett quälen, als um sieben Uhr die Wecker klingelten. Nach dem gemeinsamen Frühstück und Vorbereiten kleiner Lunchpakete haben wir uns erst einmal zum Materialcheck getroffen. Hier hatte jeder die Möglichkeit, Dynafit Tourenschuhe und -ski zu testen, was auch von fast allen genutzt wurde. Außerdem gab es noch eine LVS-Ausrüstung bestehend aus LVS-Gerät, Lawinensonde und Schaufel für jeden, denn trotz der geringen Lawinengefahr sollte man diese im freien Gelände immer mit dabei haben. Da bereits beim Thema Lawinenkunde die Kenntnisse innerhalb der Gruppe weit auseinander gingen, hat Harry vor der Dortmunder Hütte noch ein kleines LVS-Training mit uns gemacht. So haben wir unsere Sendefunktionen getestet und uns gegenseitig gesucht. Auch den Umgang mit der Sonde ist Harry mit uns durchgegangen.

Nach einem kurzen Aufwärmtee ging es dann endlich los mit unserer Tour auf den Rietzer Grießkogel, dessen Gipfel auf 2.884 Meter liegt und somit 940 Höhenmeter Aufstieg für uns bereit hielt. Nach nur wenigen Metern ließ sich dann auch schon die Sonne blicken und wir konnten bei sehr guten Bedingungen und mit vielen tollen Fotospots den Aufstieg genießen.

Zwischendurch gab es noch eine kleine Einheit Spitzkehren-Training mit Harry und Gela. Nach knapp über drei Stunden erreichten wir unser Skidepot, wo wir uns erst einmal mit unseren Lunchpaketen ein wenig stärkten – und das bei herrlichem Sonnenschein und Blick auf das Gipfelkreuz. Von hier aus hat Harry mit einem Teil der Gruppe dann noch den etwa 20-minütigen Aufstieg auf den Gipfel gewagt – mit den Tourenschuhen allerdings eine ziemlich rutschige Angelegenheit. Aber sobald wir das Kreuz erreichten und den unglaublichen 360°-Ausblick über die umliegenden Skigebiete, Gipfel und Täler genießen konnten, war der mühsame Aufstieg vergessen.

Nachdem die Gruppe dann wieder beisammen war, folgte die Abfahrt über weite Hänge – allerdings bei nicht idealen Bedingungen, denn der relativ alte Schnee war schon ziemlich vereist. Unten angekommen haben wir uns nach getaner Arbeit im Dorfstadl bei feinster Aprés-Ski-Musik noch einen großen Cappuccino gegönnt und unser Feedback über die Tour ausgetauscht.

Zurück auf der Dortmunder Hütte gab es nach der verdienten Dusche auch schon wieder Abendessen. Zwischen den vier Gängen hatten wir aber genügend Zeit, den Tag Revue passieren zu lassen und unsere Tour für den Sonntag zu besprechen. Aufgrund der teils sehr eisigen Schneeverhältnisse haben sich Harry und Gela allerdings dazu entschieden, die ursprünglich geplante Tour zu ändern. So sollte es dann also statt auf das Wetterkreuz hinauf zum Pirchkogel gehen. Der Vorteil hierbei – wir konnten zumindest für den unteren Teil die Pisten des Skigebiets nutzen, nur das letzte Drittel führt über freies Gelände hoch zum Gipfel.

Vier Frauen sitzen lächelnd auf einem Berggipfel.
Gipfelglück am Rietzer Grießkogel (2.884 m). | Foto: Bergzeit Team

Den weiteren Abend verbrachten wir dann noch damit, Gela über ihre Skitourenkarriere und ihre unglaubliche Motivationsstärke nach ihrem lebensverändernden Unfall auszufragen. Ausgelaugt und müde vom Tag zogen wir uns dann nach und nach zurück in unsere Betten – und fieberten schon dem nächsten Tag entgegen.

Skitour zum Pirchkogel, 2.828 Meter

Auch am Sonntag klingelte uns der Wecker wieder um sieben Uhr aus den Betten und nach dem stärkenden Frühstück tauschten einige von uns noch einmal ihre Testschuhe und Ski. Anschließend ging es dann bei schönstem Wetter wieder los und wir starteten unsere Tour auf den Pirchkogel, für den es knapp 850 Höhenmeter zu überwinden galt, um den Gipfel auf 2.828 Metern zu erreichen.

Sonniger Ausblick auf Berge vom Gipfel des Pirchkogel.
Blick vom Pirchkogel (2.828 Meter). | Foto: Bergzeit Team

Während der Tour bekamen wir diesmal allerdings noch Hausaufgaben to-go von Gela: Wir sollten beispielsweise darüber nachdenken, auf welche unserer Eigenschaften wir stolz sind und was wir eigentlich wirklich in unserem Leben erreichen wollen. Gedankenverloren gingen wir also den ersten Teil der Piste entlang hoch, anschließend ging es im Gelände weiter. Geplättet vom Vortag ist ein Teil der Gruppe aber hier bereits zur Sonnenterrasse auf die Alm abgefahren. Der Rest der Gruppe nahm den letzten steilen Anstieg in Angriff und nach zahlreichen Spitzkehren erreichten wir endlich den Gipfel. Hier haben wir noch ein wenig die Sonne und den Ausblick genossen, bevor es dann wieder runter ging und wir die anderen eingesammelt haben. Die restliche Abfahrt ging es dann auf einer bestens präparierten Piste wieder zurück ins Tal.

Auf der Dortmunder Hütte haben wir uns dann ein letztes Mal zu einer warmen Tasse Kaffee und Tee zusammengefunden und die letzten beiden Tage besprochen und Feedback gegeben. Die Erwartungen aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden vollends getroffen. Alle waren durchweg begeistert von dem zweitägigen Camp. Auch Gela und Harry waren stolz auf die tolle Gruppendynamik und empfanden das Wochenende als sehr gelungen.

Nach der Materialrückgabe gab es noch eine kleine Autogrammstunde mit persönlichen Widmungen von Gela. Dann war leider auch schon wieder Zeit für den Abschied und so traten wir am Nachmittag gegen 15 Uhr die Heimreise in die verschiedenen Richtungen an – lediglich Steffen blieb allein zurück und hat noch einen ruhigen Abend auf der Dortmunder Hütte verbracht.

Weitere Beiträge zum Thema Skitouren

Rubriken und Themen

Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Unsere Top Outdoor Kategorien


Bergzeit Magazin - Dein Blog für Bergsport & Outdoor

Willkommen im Bergzeit Magazin! Hier findest Du Produkttests, Tourentipps, Pflegeanleitungen und Tipps aus der Outdoor-Szene. Von A wie Alpspitze bis Z wie Zwischensicherung. Das Redaktionsteam des Bergzeit Magazins liefert zusammen mit vielen externen Autoren und Bergsport-Experten kompetente Beiträge zu allen wichtigen Berg- und Outdoorthemen sowie aktuelles Branchen- und Hintergrundwissen.