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Bergzeit Alpincamp mit Black Diamond

Reise nach Ixtlan: Klettern und Bouldern im Zillertal

6 Minuten Lesezeit
„Ein Wochenende Klettern bis die Finger durch sind“, so die Ansage von Black Diamond an die Gewinner des Alpincamps im Zillertal. Zusammen mit Bergführer Jojo haben sie die Kletterszene im Zillertal erfahren und so ihre persönliche Reise nach Ixtlan angetreten.

Samstagmorgen 09:00 Uhr. Gespannt warten Jochen von Black Diamond, Bergführer Jojo, Sascha und ich von Bergzeit auf die vier Gewinner des Alpincamps im August. Wir sitzen vor der „Diggl Climbers & Freeride Farm“ in Ginzling. Die Zillertaler Kletterlegende Gerhard Hörhager hat hier ein Zuhause für Gleichgesinnte geschaffen. Der alte Bergbauernhof ist mindestens 250 Jahre alt und strahlt eine dermaßene Gemütlichkeit aus, dass man sich in der Morgensonne gut auf der Terrasse vor dem Haus festsitzen könnte.

Im Zillertal mit Black Diamond

Aber bevor es soweit kommt, trudeln die vier fast zeitgleich ein. Mit von der Kletterpartie: Franzi (28) aus Kärnten, Birgit (30) aus dem Salzkammergut, Sven (31) aus Bonn und Max (30) aus Mainz. Interessante Dialektmischung! Ob das zu Verständigungsproblemen in der Seilschaft führt? Am Dialekt liegt es nicht, wie sie später erfahren werden.

Bevor die vier zum ersten Mal den berühmten Zillertaler Granit unter den Fingern spüren, werden sie von Jochen noch mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet: ein Paar Black Diamond Zone Kletterschuhe, der Solution Guide Klettergurt, der Rock Blitz Rucksack, ein ATC Alpine Guide und ein Shirt. Und ganz wichtig – jeder bekommt zwei Black Diamond Camalot C4 in den Größen 0.5 und 0.75. Die sind nämlich perfekt für die feinen Risse im Zillertal, wie Jojo erklärt.

Auf geht’s zum Klettern

Unser erstes Ziel: Die imposanten Granittürme der ewigen Jagdgründe. Wie Wasserfarbkleckse auf Papier stehen sie verstreut auf einer grünen Wiese. Zwischen ihnen donnert der Wildbach hindurch. DAS führt zu Verständigungsproblemen! Und es erschwert den Zustieg zu manchen Routen. Fast kommt Südsee-Feeling auf, wenn man beim Sichern im Sand steht – wäre es nicht doch etwas kühl! Schließlich liegt Ginzling auf fast 1.000 Metern Höhe.

Kletterer schaut beim Kletter über Fluss in Kamera
Max beim Aufwärmen in der „Lisa Links“ (5c) | Foto: Lena Starkl

Nach den ersten Aufwärmrouten ziehen die vier Bilanz: Birgit ist nicht die klassische Sportkletterin. Sie liebt die Mehrseillängen in ihren heimischen Bergen im Salzkammergut – vermehrt Kalkstein. „Es ist total anders – aber schee!“ Auch für Max, den Boulderer aus Mainz, ist das eine neue Erfahrung. Er hat ein Dauergrinsen aufgelegt.

Für die Granit-Routen braucht man viel Gefühl, sagt Jojo. Auf Reibung treten, mit dem kompletten Vorderfuß, die Ferse nach unten drücken, dem Fuß vertrauen. „Der hebt!“, sagt Jojo gerne. Franzi vergleicht die Kletterei hier mit dem Maltatal in Kärnten. Auch dort erfordert der Granit ein enormes Feingefühl. Sven denkt gar nicht erst viel über die Unterschiede nach. Ihm kribbeln Zehen und Finger beim Anblick der Routen, deswegen sucht er sich gleich die großen Herausforderungen.

Der Lehrer aus Bonn hat klettertechnisch aber auch schon vieles von der Welt gesehen. Seit fünf Wochen wohnt er in seinem Caddy, ist direkt aus den Westalpen ins Zillertal gereist. Vermutlich liegt es daran, dass er sich die „Reise nach Ixtlan“ (7c+/8a) für heute als Projekt ausgesucht hat. Gerhard Hörhager hat die 25 Meter Route 1985 eingebohrt. „Super Linie an Pfeiler mit großem Dach am Beginn“. Wieder und wieder versucht sich Sven an der Schlüsselstelle. Am Ende des Tages weiß er: Hier muss er nochmal ran – aber nicht heute.

Klettererhände mit Tape am RIngfinger und Chalk
Svens Finger nach der Route „Reise nach Ixtlan“ (7c+/8a) | Foto: Lena Starkl

Die Route ist benannt nach dem Buch „Reise nach Ixtlan“ von Carlos Castaneda. Es geht um Bewusstseinserweiterung, darum die Welt zu sehen. Sie zu erfahren. Nichts anderes macht jeder der vier heute. Sie lassen sich auf neue Erfahrungen ein, fühlen vor, gehen an Grenzen, setzen Jojos Tipps um. Dadurch macht jeder seine persönlichen Fortschritte.

Über acht Stunden sind wir jetzt schon am Fels. Ein ganzer Arbeitstag! Alle sind hungrig, also geht es zurück zum gemütlichen Häuschen. Hier gibt es das verdiente Feierabendbier – gut gekühlt aus dem Holztrog vor dem Haus. In der Zwischenzeit kochen Jochen und Jojo eine ordentliche Mahlzeit für Kletterer: Spinat- und Speckknödel mit zerlaufener Butter und Parmesan.

Während Sven seine erste warme Dusche seit fünf Wochen ausgiebig genießt und sich schon wie ein Schnitzel auf ein richtiges Bett freut, geht es am Tisch nur um ein Thema: Klettern! Max erzählt von den Felsen in Mitteldeutschland und von Fontainebleau, Franzi schwärmt von den Dolomiten, Jojo erzählt über Klettern in Südafrika. Hier, an diesem Tisch werden die Reisepläne von morgen geboren. Vorher steht aber noch ein weiterer Tag im schönen Zillertal an – mit bester Wettervorhersage. Also ab ins Bett!

Am zweiten Tag heißt es: Bouldern

Heute geht es für die meisten wieder um das „Erfahren einer neuen Welt“, auch wenn es nicht zurück an den Schauplatz von gestern zur „Reise nach Ixtlan“ geht. Bouldern! Max und Sven haben schon ihre Erfahrungen mit dem Bouldern am Fels gesammelt, wenn auch nicht im Zillertal. Aber für Franzi und Birgit ist das komplettes Neuland. Jojo führt die vier zur Kaseler Alm. Die Blöcke dort sind sehr beliebt, da sie viele Routen in allen Schwierigkeitsgraden mit perfektem Absprunggelände bieten.

Boulderfels mit Boulderern auf Wiese in Sonne
Am zweiten Tag steht Bouldern auf dem Programm – Teilnehmer Max ist da in seinem Element. | Foto: Lena Starkl

Nach einer kurzen Aufwärmsession, die beim Bouldern noch wichtiger ist als beim Klettern, geht es direkt los. Max ist in seiner Welt angekommen. Aber auch die anderen haben Spaß. Sorgfältig ziehen sie die Matten nach, spotten und motivieren sich gegenseitig. Schnell hat jeder seine Herausforderung gefunden. Anders als beim Klettern kann Jojo hier direkt Tipps geben, ohne sich die Seele aus dem Leib zu schreien. Was die vier aber auch merken: Bouldern saugt ordentlich Strom. Maximalkraft statt Ausdauer. Hier schadet die ein oder andere Pause mehr nicht. Wie gut, dass von gestern noch ein paar Knödel übrig geblieben sind. Kalt schmecken die genauso gut und geben ordentlich Power.

Am Nachmittag geht es nochmal zurück zu den ewigen Jagdgründen, allerdings zu einem anderen Sektor und neuen Routen. Hier zeigt Jojo an den Rissen den Standplatzbau an mobilen Punkten und gibt seine persönlichen Tipps zum Seilschaftsablauf weiter. Die vier probieren sich am Legen von Cams, quetschen ihre Finger und Fäuste in Risse und suchen den optimalen Halt. Genauso wie Jojo es ihnen gezeigt hat. Nach ein paar letzten Routen sind alle durch.

Bergführer Jojo hat die Teilnehmer das ganze Wochenende über mit seinen Tipps unterstützt. | Foto: Lena Starkl

Schön war es im Zillertal! Danke Jojo, danke Black Diamond. Franzi, Birgit und Max treten die Heimreise an – im Gepäck viele neue Pläne, Erfahrungen, Ziele. Sven fährt mit seinem Caddy weiter an den Gardasee für eine Nacht und im Anschluss nach Finale zum Klettern. Sommerferien sind schließlich noch nicht vorbei! Ob er wieder ins Zillertal kommt und nochmal in die „Reise nach Ixtlan“ einsteigt? „Klar!“ Irgendwie endet die Reise nach Ixtlan nie – für keinen von uns. Und das ist gut so!

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