Das erste Mal bin ich vor über 15 Jahren auf dem E1 durch den südlichen Teil des Odenwalds gewandert – mit einem damals schon 20 Jahre alten Wanderführer meiner Eltern. Ich brauche nicht dazu sagen, dass die Wegfindung durchaus, sagen wir, interessant war.
Abenteuer vor der Haustüre
Ich bin in der Region geboren und aufgewachsen, die markante Markierung mit dem grünen Kreuz auf weißem Grund war mir bei Spaziergängen immer wieder ins Auge gestochen. Als ich herausfand wofür es stand, wuchs sofort die Idee in meinem Kopf: Von der eigenen Haustüre loslaufen und schauen, wie weit mich meine Füße tragen. Mein Abenteuer endete schließlich in Konstanz. Bei den vielen positiven Erinnerungen, die ich von der Tour mitnahm, blieb bei mir die Erkenntnis hängen, wie schön es in meiner Heimat, dem Odenwald, ist.
Florian Wolf
Florian Wolf
Der E1 im Odenwald: Die Strecke
Wenn Du heute dem E1 vom Felsenmeer in Reichenbach Richtung Ziegelhausen am Neckar (nahe Heidelberg) folgst, wirst Du es deutlich einfacher haben.
Das Europäische Fernwanderwege-Netz inkludiert, wo möglich, lokale Wanderwege, um Dir ein möglichst schönes Erlebnis zu bieten.
Und da der Odenwaldclub einen vorzüglichen Job bei der Markierung macht, findest Du in regelmäßigen Abständen das grüne Kreuz auf weißem Grund.
Wenn Du die komplette Strecke vom Felsenmeer bis an den Neckar wandern willst, hast Du eine sehr lange Tagestour von über 50 Kilometern und knapp 2.300 Höhenmetern vor Dir. Es macht daher Sinn, die Strecke auf zwei oder drei Tage zu strecken. Wir wollen uns im Folgenden das Stück vom Lautertal bis auf die Juhöhe (ca. 20 km mit 700 Höhenmetern) anschauen. Da wir „nur“ 20 Kilometer vor uns haben, kannst Du dir noch die Zeit nehmen, das Felsenmeer zu erkunden. Hier kreuzt sich der E1 auch mit den beiden Qualitäts-Fernwanderwegen, dem Nibelungensteig und dem Alemannenweg.
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⌚ Art und Dauer der Tour
- Streckenlänge: ca. 20 km | ca. 700 Höhenmeter
- Anspruch: Längere Tagestour mit einigen Höhenmetern auf guten Wegen. Etwas Kondition ist erforderlich, aber für jeden gut machbar
📸 Das kannst Du erleben
- Highlights: Felsenmeer in Reichenbach, Gronau, die Ruhe in den schattigen Wäldern und den sanften Hügeln, Juhöhe
- Einkehr: Weinbau und Straußwirtschaft Dingeldey in Gronau, Waldschenke Fuhr auf der Juhöhe (nur Mittwoch, Donnerstag und Sonntag geöffnet)
🚌 So kommst Du hin
- Ausgangspunkt: Reichenbach (per Bus 665 von Bensheim aus erreichbar)
- Ende: Juhöhe (per Bus 683 kommst Du nach Heppenheim oder Mörlenbach)
Felsen, märchenhafte Wälder und heilsame Stille
Der erste Teil führt auf einem Fußweg an der B47 entlang. Solche eher unspektakulären Transitstrecken lassen sich bei den Europäischen Fernwanderwegen leider nie ganz vermeiden. Doch bald schon biegen wir ab und wandern unterhalb des Hohbergs durch schattigen Wald ins idyllische Gronau. Malerisch im Meerbachtal gelegen, steht das komplette Zentrum des Örtchens unter Denkmalschutz.
Von den umliegenden Hochflächen schweift unser Blick immer wieder in die Rheinebene, doch dort verweilt er nicht lange. Vor uns liegt der Heppenheimer Ortsteil Ober-Hambach. Er erlangte durch den Skandal um die Odenwaldschule landesweit eine zweifelhafte Berühmtheit. Sehenswert ist das Gebäude-Ensemble der mittlerweile geschlossenen Schule dennoch.
Florian Wolf
Florian Wolf
Der Star der nun vor uns liegenden Kilometer ist die Hügellandschaft des Odenwaldes. Dabei bleiben wir überwiegend in schattigen Wäldern mit ihrer märchenhaften Ausstrahlung. Die Schutzhütte Jägerrast lädt uns zu einer Ruhepause ein bevor wir uns auf die finalen Kilometer unserer Wanderung begeben. Auch hier dominieren lauschige Wälder, die immer wieder von Streuobstwiesen unterbrochen werden.
Was beim Wandern im Odenwald auffällt, ist die heilsame Stille.
Die Region ist touristisch gut erschlossen, aber bei weitem nicht überlaufen. Wer die Ruhe sucht, ist hier genau richtig.
Florian Wolf
Florian Wolf
Schließlich gelangen wir auf die Juhöhe. Die Juhöhe ist ein Mittelgebirgs-Pass mit einer dazugehörigen Siedlung. Und so endet die Wanderung, wie sie begann: Mit Steinen. Denn auf der Juhöhe findet sich eine Ansammlungen großer Granodioritblöcke, Felsburgen und Granitblöcke. Hügelgräber in der Nähe lassen darauf schließen, dass der Pass bereits für die Menschen in der Jungsteinzeit von Bedeutung war.
Wenn Du nach der Erkundung der Juhöhe nicht genug hast und weiterwandern möchtest, wartet auf Dich noch das Weschnitztal, das Birkenauer Schloss, das Gorxheimer Tal und bald erreichst Du schließlich das Neckartal. Wenn es Dich aber wieder nach Hause zieht, dann empfehle ich Dir von der Juhöhe aus mit dem Bus nach Heppenheim zu fahren. Von dort hast Du guten Anschluss an den Zugverkehr und außerdem ist Heppenheim eine wunderschöne Stadt, die zu erkunden sich wirklich lohnt.